Wie in gesunden Familien gegessen wird

Das Verhalten der Eltern am Esstisch beeinflusst das Essverhalten der Kinder.
Das Verhalten der Eltern am Esstisch beeinflusst das Essverhalten der Kinder.

1. Die Portionsgrößen werden nicht vorgegeben

Viel wurde in den vergangenen Jahren über die richtigen Portionsgrößen für Kinder diskutiert. Dass vor allem gesundes Gemüse und vollwertige Kost auf den Tellern der Kleinen landen sollte, scheint mittlerweile klar zu sein. Bei den Portionsgrößen setzen viele Eltern immer noch auf eigene Vorgaben und befüllen die Teller der Kinder selbst. Einer Studie aus dem Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics zufolge lernen Kinder durch das selbstständige Portionieren der Speisen jedoch ihr eigenes Hungergefühlt zu deuten. Die Forscher konnten auch herausfinden, dass Kinder viel eher ihnen unbekannte Nahrungsmittel ausprobieren, wenn sie am Familientisch den Inhalt ihres Tellers selbst bestimmten können.

2. Man nimmt sich Zeit

Wer sich mehr Zeit zum Essen nimmt, ist automatisch schlanker. Was wie eine platte Formel klingt, konnte von Forschern in Zahlen gegossen werden. So verbringen normalgewichtige Kinder im Schnitt 18 Minuten am Esstisch, übergewichtige hingegen durchschnittlich nur 13,5 Minuten. Viereinhalb Minuten machen also offenbar den Unterschied. Bedenkt man, dass mehr Zeit zum Essen nicht mehr, sondern die langsamere Aufnahme der Nahrung bewirkt, macht das durchaus Sinn. Denn: Isst man langsamer, so stellt sich auch schneller ein Sättigungsgefühl ein, und man nimmt die Nahrung auch bewusster zu sich.

3. Kinder werden nicht zum Aufessen gezwungen

Essensreste am Teller bedeuten Regenwetter, das besagt eine alte Redensart. Dabei handelt es sich nicht nur um eine veraltete, sondern auch um eine ungesunde Anweisung. Kinder sollten Reste ihrer Mahlzeit in jedem Fall liegen lassen dürfen, wenn sie satt sind. Das geht unter anderem aus einer Studie der University von Minnesota hervor, für die über 2.000 Kinder und Teenager befragt wurden. Den Forschern zufolge verhindere diese erzieherische Maßnahme, dass Kinder auf ihr eigenes Hunger- beziehungsweise Sättigungsgefühl achten. Stattdessen lernen sie, den Hunger von äußeren Einflüssen bestimmen zu lassen, zum Beispiel von einem zu üppigen Essensangebot.

4. Verbote stehen nicht an der Tagesordnung

Ein weiteres Ergebnis der in Punkt 3 genannten Studie war, dass Kinder, denen bestimmte Nahrungsmittel verboten wurden, bereits in der Kindheit zu Übergewicht tendieren. Vermutlich erscheint ihnen das Verbotene besonders verlockend, sodass sie gierig zugreifen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, mutmaßen die Forscher der Universität Minnesota.

5. Ablenkungen werden ausgeschaltet

Fernseher, Smartphone, Tablet: Die Bandbreite möglicher Ablenkungen am Esstisch ist mittlerweile groß. Für Eltern wie Kinder gilt: Am Esstisch wird nur gegessen. Eine Studie aus dem American Journal of Clinical Nutrition ergab, dass abgelenkte Esser um bis zu zehn Prozent mehr Nahrung zu sich nehmen. Rechnet man das auf drei Mahlzeiten täglich an sieben Tagen pro Woche hoch, kommt einiges an Nahrung zusammen.

6. Man stellt die richtigen Fragen

Wie in Punkt 1 und 3 bereits erwähnt, ist es enorm wichtig, dass Kinder ihr eigenes Hungergefühl spüren und deuten lernen. Wissenschafter der Universität von Illinois betonen daher, dass Elternteile bewusst nach dem Hungergefühl des Kindes fragen sollten, um dem Heranwachsenden dabei zu helfen die Signale der Körpers zu interpretieren. Die Frage "Bist du fertig?" ist also weitaus weniger sinnvoll als die Sätze "Hast du noch Hunger?" oder "War das genug Essen?".

7. Neues wird ausprobiert

Gemüse ist gut und gesund. Kinder essen aber meist zu wenig davon. Je mehr Abwechslung man Kindern in puncto Gemüse bietet, desto bereitwilliger nehmen sie die Nahrung auch an. Forscher haben auch herausgefunden, dass Kinder Gemüse viel eher annehmen, wenn sie es sich selbst aussuchen dürfen. Beim nächsten Supermarktbesuch sollte man die Kleinen also auf Entdeckungsreise schicken und sie Gemüsesorten einkaufen lassen, die ihnen noch fremd sind.

8. Es ist immer Wasser in Reichweite

Studien haben mehrfach belegt, dass Durst oft mit Hunger verwechselt wird und ein Glas Wasser vor der Mahlzeit vor dem Überessen schützt. Kinder von klein auf an das Trinken von Wasser zu gewöhnen verhindert auch, dass sie später aus Gewohnheit zu zuckrigen Soft Drinks oder Fruchtsäften greifen. Lehnen Kinder langweiliges Leitungswasser ab, so kann man es mit Zitronensaft oder etwas Fruchtsaft aufpeppen.

9. Eltern agieren als gute Vorbilder

Unterm Strich nützen wohl all diese Ratschläge wenig, wenn man dem Kind als Elternteil die gesunde Lebens- und Ernährungsweise nicht vorlebt. Seine eigenen Verhaltensweisen am Esstisch zu hinterfragen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen, ist also der erste Schritt in die richtige Richtung.

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