Welche Bakterien mit uns U-Bahn fahren

HONG KONG-LIFESTYLE-CULTURE
Deutsche Forscher untersuchten die Mikroorganismen an der Haut von Passagieren in den U-Bahn-Linien Hongkongs.

Bakterien fahren in der U-Bahn immer mit – ihre Zusammensetzung unterscheidet sich aber je nach Linie und Tageszeit. Zu diesem Ergebnis kommen deutsche Forscher aus Jena. Sie schickten Studienteilnehmer während der morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten jeweils eine halbe Stunde lang durch Hongkongs U-Bahnen. Anschließend nahmen sie Abstriche von ihren Händen.

Das Verkehrsnetz Hongkongs, einer der geschäftigsten und dichtesten Städte der Welt, ist ca. 160 Kilometer lang. „Bei fünf Millionen Menschen, die täglich mit der U-Bahn fahren, müsste der Fingerabdruck der ganzen Stadt erkennbar sein“, sagte Studienautor Gianni Panagioutou. Die Wissenschaftler interessierten sich besonders dafür, ob die Mikrobiome der Metro-Linien die täglichen Schwankungen des Verkehrs übernehmen und ebenso über die tägliche Reisezeit hinweg variieren.

Jede Linie hat eigene Bakterien

Die Haut bildet eine wichtige Barriere gegen Krankheitserreger. Anders als in vorherigen Studien, die etwa im U-Bahn-Netz von Boston und New York stattfanden, interessierten sich die Forscher nicht für die Mikrobeneigenschaften selbst, sondern für die Mikroben auf den Händen der Passagiere.
 

Das Ergebnis: Morgens konnten die Forscher bestimmte U-Bahn-Linien noch anhand der Bakterien identifizieren. Abends gelang dies kaum noch. „Am Morgen hat jede U-Bahn-Linie eine einzigartige mikrobielle Zusammensetzung. Sie spiegelt die Regionen wider, durch die sie führt. Aber mit zunehmender U-Bahn-Nutzung während des Tages werden die mikrobiellen Gemeinschaften aller Linien einander immer ähnlicher", fasst Panagioutou zusammen.

Bakterien verteilen sich im Lauf des Tages

Neben einigen Krankheitserregern waren die Mehrheit der übertragenen Mikroben jedoch harmlose Hautbewohner der Reisenden. „Am besten illustriert das Mischungsmuster von Antibiotikaresistenzgenen die tageszeitlichen Veränderungen, so Panagiotou. „Am Morgen fanden wir Resistenzgene nur in wenigen U-Bahn-Linien, abends hingegen konnten wir sie im gesamten U-Bahn-Netz nachweisen.“

Ziel der Studie ist nicht, die Passagiere zu schrecken. Vielmehr konnte festgestellt werden, dass U-Bahn-Linien mit höherem Verkehrsaufkommen keine größeren Gesundheitsrisiken bergen – weder in Bezug auf Krankheitserreger noch in Bezug auf Antibiotikaresistenzgene. Die Studie soll helfen zu verstehen, wie sich Bakterienarten in der Stadt verteilen und Krankheitserreger übertragen werden.

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