Was kühlende Polster bringen
Geleinlagen, hitzeabsorbierendes Gewebe, belüftete Latexkerne oder eine verbesserte Luftzirkulation im Polster sollen die körpereigene Hitzeregulierung unterstützen. Das versprechen die Hersteller sogenannter Kühl-Kissen. Tatsächlich ist die Wärmeregulation des Körpers nachts komplex: "Während des Schlafes wird der Energiehaushalt des Menschen runtergefahren, die Temperaturkontrolle ist dann mitunter aufgehoben", erklärt Schlafmediziner Hans-Günter Weeß.
Komplexe Hitzeregulierung
Dies passiert in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Schlafstadien. In der REM-Phase verlieren wir die Temperaturkontrolle beispielsweise nahezu gänzlich. In diesem Zeitraum ist der Mensch auf ein Bett, ein Kissen und eine Decke angewiesen, denn diese Basisausstattung hilft ihm, die Temperatur zu regeln. "Würde man während der Nacht draußen bei null Grad schlafen, würde man während des REM-Schlafs wahrscheinlich erfrieren", verdeutlicht Weeß. Im REM-Schlaf neige man in sehr warmer Umgebung allerdings auch eher zum Schwitzen.
Doch warum werden manche Menschen nachts zu Heizstrahlern und andere frieren unkontrollierbar? "Das hat etwas mit dem Persönlichkeitstyp und der Durchblutung zu tun", meint der deutsche Experte, der sich seit mehr als 20 Jahren klinisch und wissenschaftlich mit dem Schlaf und seinen Störungen befasst. Die Körperkerntemperatur ist Weeß zufolge bei allen Menschen gleich. Je nach Durchblutungssituation in der Peripherie, also Armen und Beinen, kann es zu Kältegefühl kommen. Frauen neigen eher dazu.
Zwischen heiß und kalt
Pauschalangaben zur optimalen Außen- bzw. Zimmertemperatur zum Schlafen sind laut Weeß nicht sinnvoll: "Die optimale Temperatur ist die, bei der der Einzelne nicht friert und nicht schwitzt. Man bewegt sich da im Bereich zwischen 16 und 20 Grad. Es hängt auch davon ab, welche Bettunterlage und Matratze man hat, ob man eine dicke oder dünne Decke verwendet. Das alles hat Einfluss auf das Wärmempfinden."
In puncto Kissen rät der Mediziner von teuren Spezialprodukten mit Kühleigenschaften ab: "Der Polster sollte eher dazu beitragen, dass man gut liegt und nicht schwitzt – speziell kühlen muss er nicht. Da reicht ein handelsübliches Modell." Generell sollte man die Bettausstattung nicht überbewerten.
Mental entspannen
Geruhsame Schlummerstunden sind nicht nur von körperlichen Faktoren abhängig. "Entspannung ist der Königsweg zum Schlaf. Das Bett und die Umgebung sollten der körperlichen Entspannung zuträglich sein, aber auch die mentale Entspannung ist wesentlich", erklärt Hans-Günter Weeß, der diese Thematik auch in seinem Buch "Die schlaflose Gesellschaft – Wege zu erholsamem Schlaf und mehr Leistungsvermögen" aufgreift. Das nächtliche Gedankenkarussell sollte man demnach abschalten und versuchen aufwühlende Gedanken abzudrehen.
Und: Man sollte nicht ins Bett gehen, um zu schlafen. Denn wer schlafen will, bleibt wach. "Das klingt erst einmal paradox, aber es stimmt. Unbewusster Druck hemmt den Schlaf, das beobachten wir auch bei Menschen mit Schlafstörungen." Heißt: Lieber alles möglichst natürlich passieren lassen, dann kommt der Schlaf ganz von selbst.
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