Durst: Wie der Brand nach der Pizza entsteht

Pizza ist die Leibspeise vieler Menschen.
Im Interview mit dem Stern erklärt ein Mediziner das bekannte Phänomen.

Ein Leben ohne Pizza: Für viele wäre das theoretisch möglich, aber sinnlos. Was nach dem Genuss der italienischen Traditionsspeise bleibt? Extremer Durst. Doch warum ist das so?

Laut Stefan Kabisch, Studienarzt am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), gibt es dafür zwei Gründe, wie er im Interview mit dem Stern schildert. "Pizza ist recht trocken, der Teigboden und der Belag enthalten relativ wenig Wasser", sagt der Experte. Außerdem sei der Salzgehalt des würzig belegten Fladenbrotes beträchtlich: "Er liegt bei einer klassischen Pizza zwischen ein und zwei Prozent."

Durst: Wie der Brand nach der Pizza entsteht
Closeup of early 30's couple carrying shopping bags and walking the streets. They grabbed a slice of pizza to go. Eating it while looking at each other. Front view. Bildnachweis:gilaxia Stock-Fotografie-ID:525488700 Hochgeladen am: 1. Mai 2016 Gleiche SerieAlle anzeigen

In 200 bis 400 Gramm Pizza, das entspricht in etwa einer Portion, sind rund fünf Gramm Salz enthalten. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte man als gesunder Erwachsener pro Tag nicht mehr als fünf Gramm zu sich nehmen. DieÖsterreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfiehlt pro Tag einen Konsum von sechs Gramm nicht zu überschreiten. Wer mittags Pizza isst, hat den täglichen Richtwert für die Salzaufnahme also erreicht, beziehungsweise sogar schon überschritten.

Körper schlägt Alarm

Darauf reagiert auch der Organismus entsprechend - und schlägt quasi Alarm. Doch welcher physiologische Prozess im Körper steckt dahinter? Damit die Körperzellen arbeiten können, brauchen sie die richtige Menge an Wasser sowie die darin gelösten Stoffe. Das Gehirn wird daher ununterbrochen mit Meldungen über den aktuellen Salz- und Wasserstand im Blut versorgt. Sind bestimmte Stoffe im Blut zu konzentriert vorhanden, aktiviert das Gehirn bestimmte Mechanismen im Körper. So wird dafür gesorgt, dass die Nieren Wasser zurückhalten, Durst beim Menschen aufkommt und man als Reaktion darauf trinkt. Auch große Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen, Sport (Schwitzen) oder Durchfall werden so in der Regel unmittelbar und intuitiv ausgeglichen.

"Die Nieren und Nebennieren reagieren über verschiedene Hormone. Sie drosseln die Wasserausscheidung der Nieren und lösen im Gehirn ein Durstsignal aus", erklärt der Kabisch den Prozess dem Stern.

Wie löschen?

Ein zu hoher Salzkonsum über einen längeren Zeitraum ist gewiss nicht gesund, der Durst nach dem Pizzagenuss jedoch an sich nicht gefährlich. "Dabei handelt es sich um einen völlig normalen, natürlichen Mechanismus des Körpers", führt der Mediziner aus. Als Durstlöscher empfiehlt er Wasser oder verdünnten Fruchtsaft. Zu purem Saft sollte man nicht greifen, denn der liefert nur noch mehr Kalorien und Zucker. Auch von Alkohol gilt es die Finger zu lassen: "Pizza und Alkohol sind eine denkbar schlechte Kombination. Wir haben einerseits Durst, weil wir aufgrund der Pizza zu viel Salz im Blut haben. Andererseits sorgt der Alkohol dafür, dass wir vermehrt Wasser ausscheiden." Das Durstgefühl könne durch Wein und Bier sogar noch verstärkt werden.

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