Fleischlose Ernährung: Leidet die männliche Psyche?

Symbolbild
Vegetarisch oder vegan lebende Männer leiden häufiger an Depressionen. Zu diesem Schluss kamen Forscher der Universität Bristol im Zuge einer Studie über fleischlose Ernährung.

Die Vorteile einer pflanzlichen Ernährungsweise sind unumstritten. Vor allem das Herz-Kreislauf-System profitiert. Wer sich fleischlos ernährt, weist außerdem meist niedrigere Blutdruck-, Blutzucker und Blutfettwerte auf, wiegt weniger und hat ein geringeres Diabetes-Risiko. Diese Unterschiede lassen sich allerdings nicht allein auf die Ernährung zurückführen. Vegetarier und Veganer sind in der Regel gebildeter, rauchen weniger, trinken seltener Alkohol und bewegen sich mehr – achten also ohnehin stärker auf ihre Gesundheit.

Eine neue Studie der Universität Bristol hat nun den Zusammenhang zwischen vegetarischer beziehungsweise veganer Ernährung und der menschlichen Psyche ins Auge gefasst.

Die Neurowissenschafter analysierte Daten von knapp 9.700 britischen Männern, deren Partnerinnen zum Zeitpunkt der Erhebung schwanger waren. Rekrutiert wurden die Männer im Rahmen der Langzeitstudie " Avon Longitudinal Study of Parents and Children" (ALSPAC), die sich mit der Gesundheit von Eltern und Kindern befasst. Die männlichen Studienteilnehmer mussten Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten machen. Auch die Parameter Alter, Familienstand, Beschäftigung, Alkohol- und Zigarettenkonsum wurden abgefragt. Die psychische Verfasstheit wurde anhand der sogenannten EDPS-Skala für postnatale Depression gemessen.

Erhöhte Depressionsneigung

Jene Männer, die vegetarisch oder vegan lebten - in Summe waren es 350 (davon 39 Veganer) - wiesen eine erhöhte Depressionsneigung auf. Besonders deutlich war der Zusammenhang bei veganen Männern. Der Effekt blieb auch nach dem Ausschluss potenzieller sozio-ökonomischer Störfaktoren stabil.

Doch was könnte das erhöhte Risiko bei pflanzlicher Ernährung an einer Depression zu erkranken bedingen? Die Hypothese der Forscher: Verantwortlich könnte ein Mangel an Vitamin B-12, das vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommt, sein. Das Vitamin des B-Komplexes, welches im Dünndarm aufgenommen und vom Darm aus ins Blut transportiert wird, ist für die Produktion von roten Blutkörperchen, die Funktion der Nervenzellen und den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel notwendig. Außerdem ist das Vitamin an der Bildung von Serotonin und Dopamin beteiligt.

Auch die Aufnahme von Omega-3 Fettsäuren, Eisen, Zink und Folsäure könnte durch die fleischlose Ernährung geringer und die Probanden damit anfälliger für Depressionen sein. Ein Mangel an den genannten Substanzen konnte in der Vergangenheit mit einem erhöhten Depressionsrisiko in Verbindung gebracht werden, berichten die Wissenschafter. Vegetarier und Veganer könnten auch größere Mengen an Pestiziden über die Nahrung aufnehmen.

Aussagekraft limitiert

Eine umgekehrte Kausalität können die Forscher nicht ausschließen. Denkbar wäre also auch, dass depressive oder zu Depressionen neigende Menschen eher zu einer fleischlosen Ernährung tendieren – womöglich um eine Besserung ihres Zustandes herbeizuführen. Zudem sei die Aussagekraft durch Größe und Zusammensetzung (nur Männer) der Stichprobe limitiert.

Was eine vorwiegend pflanzliche Ernährung mit Männern macht, haben im Jahr 2014 auch US-amerikanischer Forscher untersucht. Das Ergebnis: Eine Ernährung, die hauptsächlich aus Obst und Gemüse besteht, beeinträchtigt die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien.

Kommentare