Lernen, von der ältesten Yogini der Welt
Trotz ihres hohen Alters ist es für Nanammal ein Leichtes, sich in die unterschiedlichsten Körperstellungen zu bringen. Vom Kopfstand bis zum Sonnengruß: Seit Nanammal mit der Yoga-Praxis begann, ist kein Tag vergangen, an dem sie ihren Körper nicht der Bewegungsform hingegeben hat. Genau das soll der Inderin zufolge auch der Grund sein, warum sie bis zum heutigen Tag niemals ein Krankenhaus aufsuchen musste und sich bester Gesundheit erfreut.
Yoga aus Tradition
In ihrer Yoga-Praxis orientiert sich die fast 100-Jährige an den Traditionen, die über Jahre von Familienmitgliedern an sie weitergegeben wurden. In ihren Kursen, die sie im Ozone Yoga Zentrum in Coimbatore, einer Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, anbietet, stehen Atemübungen meist im Mittelpunkt.
Funktionale, hippe Yoga-Kleidung und eine spezielle Ausrüstung braucht Nanammal dafür nicht. Sie ist Minimalistin, durch und durch. Während sie Yoga ausübt, trägt sie einfache, traditionelle Kleidung. Die unterschiedlichen Posen macht sie auf einem alten Teppich. Auch ihre Ernährung ist auf Einfachheit ausgerichtet: zum Frühstück gibt es Porridge, Gemüse und Reis zu Mittag. Abends kommen Milch und Früchte auf den Tisch.
Ihren Schülern rät sie außerdem, auf Fleisch, Zigaretten und Alkohol zu verzichten. "Wenn man ein Yogi sein will, dann ist Reichtum zweitrangig. Die Gesundheit wird zur Priorität und alles wird erreichbar", so Nanammal im Interview mit der BBC.
100.000 Yogis
Yoga liegt bei Nanammal gewissermaßen in den Genen. Ihre Großeltern, die zu Lebzeiten auf einem Bauernhof arbeiteten, praktizierten nach der Arbeit täglich Yoga. "Irgendwann habe ich angefangen mit ihnen Yoga zu machen", berichtet Nanammal. Mittlerweile hat sie wiederum ihrerseits ihr Wissen an jüngere Generationen, ihre Kinder, Enkel und Urenkel, weitergegeben. Sie traten in ihre Fußstapfen und zusammen hat die Familie in ihrem Yoga-Zentrum schon über 100.000 Yogis gelehrt.
Auf Youtube sind Videos der alten Yogini mittlerweile ein viraler Hit, ihr Name über die Grenzen Indiens hinaus bekannt. Und obwohl Nanammal Ursprünglichkeit besonder wichtig ist, hat nach und nach auch die Moderne in ihrem Yoga-Studio Einzug gehalten. Mittlerweile dürfen Schüler nicht-traditionelle Gewänder tragen, auch Raucher sind willkommen. Und während Nanammal der festen Überzeugung ist, dass Yoga nur zwischen drei und fünf Uhr Früh ausgeübt werden sollte, werden auch Tageskurse angeboten.
Nicht verändert hat sich jedoch die Praktik an sich, die Nanammal zusammen mit ihrer Familie lehrt. Damit bewegt man sich fernab von hypermodernen Erscheinungen wie Bier- oder Ziegen-Yoga. "Ich konzentriere mich darauf das zu lehren, was ich seit Jahren mache, damit die nächste Generation es lernen kann und an unseren Traditionen festhalten kann", sagt Nanammal gegenüber Quartz.com.
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