Wie uns Tattoos beim Sport beeinflussen

Fast ein Viertel aller Österreicher ist tätowiert.
Tattoos könnten die Physiologie der Haut auf eine Art und Weise verändern, dass dadurch die Schweißbildung während des Sports beeinflusst wird.

Haben Tattoos einen Einfluss darauf, wie unser Körper bei körperlicher Anstrengung reagiert? Schenkt man einer neuen US-Studie Glauben, könnte dies tatsächlich der Fall sein. Bei der Erhebung kam man zu dem Schluss, dass die Menge und der Salzgehalt des Schweißes, den tätowierte Haut absondert, anders ist, als die Absonderungen unbehandelter Hautpartien. Das berichtet unter anderem die New York Times unter Berufung auf die Studie.

Tinte in der Haut

Wer ein Tattoo hat, der weiß wahrscheinlich, was beim Tätowieren passiert. Um das Bild auf der Haut entstehen zu lassen, punktiert der Tätowierer die Haut mit einer Nadel. Dabei wird Farbe in jene Hautschichten injiziert, in der auch die Schweißdrüsen liegen. Was der Mensch während dieses Vorgangs als mehr oder weniger schmerzhaft empfindet, ist die Verletzung der Haut, die dabei passiert. Das Gewebe wird beschädigt und mit einer körperfremden Substanz, der Tattoo-Tinte, versetzt. Wie bei jeder anderen Hautverletzung reagiert der Körper mit der Aktivierung des Immunsystems, welches versucht, eingedrungene Bakterien unschädlich zu machen. Außerdem setzen die Zellen eine Menge von Botenstoffen frei, die dann die Wundheilungsprozesse starten.

Pionierarbeit

Über den Effekt, den das Tätowieren auf die Schweißdrüsen und damit auf die Schweißproduktion, die vor allem der Temperaturregulation dient, hat, hatte sich bisher noch niemand eingehend Gedanken gemacht.

In einer neuen Erhebung widmet sich Maurie Luetkemeier, Professor am Alma College im US-Bundesstaat Michigan, erstmals dieser Frage. Dafür wurde untersucht, wie tätowierte Haut schwitzt. Rekrutiert wurden zehn gesunde, männliche Probanden, die ein Tattoo am Oberkörper besitzen. Wesentlich war, dass die tätowierte Hautstelle ein nicht tätowiertes Pendant auf der anderen Körperseite hat. Nur so konnte das Forscherteam rund um Luetkemeier akkurate Messungen und Vergleiche durchführen.

Weniger & salziger

Das Schwitzen wurde chemisch hervorgerufen. Dafür wurde Pilocarpin, ein Arzneistoff der die Schweißproduktion anregt, auf die Haut aufgetragen. Mittels schweißabsorbierender Scheiben wurde die Schweißmenge aufgenommen – und dann verglichen. Es zeigte sich, dass tätowierte Haut weitaus weniger Schweiß absonderte. Beinahe um 50 Prozent war die Sekretabsonderung reduziert. Auch die Zusammensetzung der Absonderung war anders. Der Schweiß auf der tätowierten Haut enthielt fast doppelt so viel Natrium. Wie lange die Probanden die Tattoos bereits besaßen, spielte keine Rolle.

Luetkemeier geht aufgrund der Erkenntnisse davon aus, dass Tattoos die Physiologie der Haut dauerhaft verändern und die Tattoofarbe möglicherweise die Schweißdrüsen blockieren könnte. Die Zellen des Blutes, die Entzündungsreaktionen auslösen und damit vor allem fremde Substanzen abwehren sollen, könnten außerdem für eine langsamere Reaktion der Schweißdrüsen verantwortlich sein und den geringeren Natriumgehalt im Schweiß bedingen.

Spannend sei laut Luetkemeier, dass die tätowierte Haut gänzlich anders reagiert, als beispielsweise vernarbte Haut. "In anderen Situationen, wenn jemand zum Beispiel schwere Verbrennungen erlitten hat und dabei die Schweißdrüsen der Haut beschädigt wurden, kompensiert der Körper dies und sondert mehr Schweiß über die intakte Haut ab", so Luetkemeier im Gespräch mit der New York Times.

Um genauere Aussagen über den Einfluss von Tattoos auf die Schweißproduktion treffen zu können, seien Luetkemeier weitere Studien mit einer größeren und diverseren Stichprobe notwendig.

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