Provokant: Psychologin erklärt PMS zum Mythos

PMS bezeichnet Beschwerden die vor der Menstruation auftreten.
Im Interview mit der Daily Mail bezeichnet Psychologin Robyn Stein DeLuca das prämenstruelle Syndrom als Ausdruck jener Überforderung, mit der Frauen in der modernen Gesellschaft konfrontiert sind. Mit hormonellen Ursachen hätten die Symptome nichts zu tun. Mediziner sehen das anders.

Stimmungsschwankungen, Blähungen, schmerzende Brüste, Libidoverlust: Die Symptome, die Frauen in den Tagen vor den Tagen erleben, sind vielfältig. Zusammengefasst werden sie unter dem Begriff prämenstruelles Syndrom, kurz PMS. Ausgelöst werden die Beschwerden durch Hormonschwankungen.

Robyn Stein DeLuca, Psychologin und Autorin des Buches "The Hormone Myth: How Junk Science, Gender Politics And Lies About PMS Keep Women Down", will das nicht so recht glauben. Die Britin ist der Meinung, dass Frauen PMS nur deswegen erleben, weil sie durch Bücher, Magazine und Ärzte quasi dazu ermutigt werden. "Wir haben die Idee verinnerlicht, dass unsere Körper fehlerhaft sind. Es ist wahrscheinlicher, dass Frauen sich überfordert fühlen", erzählte sie der Daily Mail. Vielmehr seien die Beschwerden darauf zurückzuführen, dass Frauen in der modernen Gesellschaft an ihre Grenzen gehen müssten. Hormone würden DeLuca zufolge zwar unangenehme Symptome verursachen können, diese seien jedoch nicht so stark, dass sie die Frau im Alltag tatsächlich belasten würden.

"Wir haben PMS nicht erfunden"

Joyce Harper, Medizinprofessorin am University College London, widerspricht DeLuca im Interview mit dem Independent. "Hormonschwankungen können unsere Stimmung beeinflussen, das ist kein Mythos." Rund 95 Prozent aller Frauen würden zumindest einmal in ihrem Leben PMS-Beschwerden erleben. "Wir fühlen uns nicht 'überfordert'." Sie müsse der Annahme, dass PMS lediglich ein Ausdruck weiblicher Überforderung sei, vehement widersprechen, betont Harper. "Wir haben PMS nicht erfunden", fügt sie hinzu.

Etwa jede dritte Frau im gebärfähigen Alter leidet unter PMS. Die Beschwerden sind - wie eingangs erwähnt - physischer und psychischer Natur, zeigen sich bei jeder Frau anders und treten in der Regel ab dem Eisprung und bis zum Einsetzen der Blutung auf. Mit der Menopause verschwinden die Symptome meist spontan. Bei der sogenannten prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) sind die Beschwerden ins Extreme gesteigert. Rund zwei bis fünf Prozent aller Frauen leiden daran.

Forscher entdecken biologischen PMS-Mechanismus

Die genaue Ursache dieser Symptome, die es den betroffenen Frauen oft nicht einmal möglich machen in die Arbeit zu gehen, galt lange Zeit als nicht vollständig geklärt. Vermutet wurde, dass dabei eine empfindliche Reaktion auf Hormonschwankungen im Körper eine Rolle spielt.

Eine Forschergruppe der National Institutes of Health (NIH), einer Unterorganisation der US-Gesundheitsbehörde, konnte dies Anfang dieses Jahes untermauern und zeigen, dass bei den betroffenen Frauen bestimmte Gene fehlreguliert sind, weshalb ihre Körperzellen auf die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron übermäßig stark reagieren. Mit Psychosomatik, Einbildung oder Überbetonung der Schmerzen, die Frauen immer wieder unterstellt werden, haben die Beschwerden also nichts zu tun. "Wir haben nun zum ersten Mal zelluläre Beweise für eine abnorme Zellkommunikation bei Frauen mit PMDS und eine plausible biologische Erklärung für ihre gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Östrogen und Progesteron", erklärte Peter Schmidt, Leiter der Abteilung für Endokrinologie der NIH, im Zuge der Veröffentlichung der Studie (mehr dazu hier).

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