Mit Apps: Wenn Männer die Periode von Frauen tracken
In ihrem Artikel beschreibt Elizabeth Daoud, dass sie durch eine Freundin auf die dubiosen Perioden-Tracker-Apps aufmerksam wurde.
Diese erzählte ihr, dass einer ihrer Arbeitskollegen genau über den Anfang ihrer Regel Bescheid wusste. Er hatte laut eigenen Angaben ihren Zyklus beobachtet und sich die entsprechenden Daten in sein Kalender-Programm eingetragen. Auslöser dafür war eine Auseinandersetzung, bei der er sie gefragt hatte, ob sie ihre Regel hat. Mit der Frage spielte er auf ihre Gereiztheit an. Um dieser künftig zu entgehen, ließ sich der Mann fortan von seinem Computer "warnen", wenn die Regel der betreffenden Kollegin einsetzte.
Daouds Freundin stieß sich nicht weiter an den heimlichen Aufzeichnungen ihres männlichen Kollegen, doch die Studentin der Medienwissenschaften wollte der Sache auf den Grund gehen.
Sexismus am Smartphone
Im Rahmen ihrer Recherche stellte sich heraus, dass neben der Old-School-Variante des Menstruationstrackings auch spezielle Apps für Männer existieren, mit denen man ganz einfach die Periode von Frauen verfolgen kann. Doch damit nicht genug. Derartige Apps werben sogar damit, dass man als Mann den Stimmungsschwankungen einer Frau entgehen könne, wenn man die jeweilige App nutzt.
So bot die App PMS buddy, die derzeit nicht mehr verfügbar ist, Männern Updates über die Periode und PMS-Symptome von Frauen an. Bis zu zehn verschiedene Zyklen konnte man per App speichern und verfolgen (einen ausführlichen Bericht über die App finden Sie hier).
ImInterview mit der Online-PlattformCNET erklärte App-Gründer Jordan Eisenberg im Jahr 2009, dass die Konzeption der Applikation als Scherz begann. Die Legitimation für die App sieht Eisenberg darin, dass Frauen es nicht zu schätzen wüssten, wenn man sie auf ihre Periode anspricht, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die App sei für Männer also Hilfe zur Selbsthilfe. NebenCNET berichteten auch die britische ZeitungMirror und das Web-PortalRefinery 29 über die Problematik der für Männer konzipierten Perioden-Tracker.
Apps wie uPMS und iAmAMan (ebenfalls nicht mehr im App-Store verfügbar) bieten ähnliche Features an. uPMS wird wortwörtlich als App beschrieben, die "für alle Männer da draußen gedacht ist, die unter den monatlichen psychotischen Stimmungsschwankugen ihrer besseren Hälften leiden".
Als Daoud den Kollegen ihrer Freundin auf sein Verhalten ansprach, meinte dieser übrigens, dass die Methode "eine gute Strategie sei, um unnötige Situationen zu vermeiden". Er wolle sich lediglich "vor Ärger schützen".
Zyklus-Apps im falschen Licht
Apps wie PMS buddy und uPMS entfremden durch ihre Konzeption die eigentliche Aufgabe eines Zyklus-Trackers. Diese besteht darin, Frauen einen Überblick über ihren Zyklus und damit einen entspannteren, sicheren Umgang mit ihrer Periode zu ermöglichen. Auch die Beobachtung der fruchtbaren Tage und möglicher körperlicher Beschwerden wird dadurch erleichtert.
Die Aktivistin Theresa Lehmann ging in einem Beitrag auf ihrem Blog theresalehmann.de sogar noch einen Schritt weiter: "Das Internet hat Bewegung in den öffentlichen Diskurs um die Fragen der Periode gebracht. Zyklus-Apps, Kunst aus Menstruationsblut und globale Debatten um die Tampon Tax verändern den Umgang mit der Monatsblutung radikal", schreibt Lehmann. Es gehe primär darum, "sich mit seiner Periode positiv auseinanderzusetzen, den Alltag durch Zyklusapps zu optimieren und schlussendlich ein schönes Bild mit dem Blut auf Instagram zu posten".
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