Darum braucht die weibliche Periode keine Kosenamen

Darum braucht die weibliche Periode keine Kosenamen
Eine App will Frauen dazu motivieren, offen über ihre Periode zu sprechen.

Noch immer ist die weibliche Menstruation in unserer Gesellschaft ein tabubehaftetes Thema. Tampons werden im Büro nur unter dem Schreibtisch von Kollegin zu Kollegin weitergegeben, Regelbeschwerden werden im Gespräch mit dem Chef schnell einmal zu gewöhnlichen Bauch- oder Rückenschmerzen.

Im Rahmen einer weltweiten Studie wurden nun Frauen zu ihrer Einstellung gegenüber ihrer Menstruation befragt. Die Untersuchung wurde von Clue, einer Zyklus-App für Frauen, in Zusammenarbeit mit der Organisation International Women’s Health Coalition (IWHC) durchgeführt. Daran teilgenommen haben 90.000 Frauen aus 190 Ländern, die diese App verwenden.

Die Untersuchung hat ergeben, dass Frauen weltweit Euphemismen verwenden, wenn sie über ihre Periode sprechen. In den USA kommt einmal im Monat "Aunt Flo" auf Besuch oder es ist "that time of the month". Was im Schwedischen "Lingonveckan" genannt wird, meint den im Deutschen ebenfalls geläufigen Begriff "Erdbeerwoche". Im Französischen wiederum spricht man von "Les Anglais ont debarqué", was heißt, dass die Engländer gelandet sind, in Anlehnung an die blutige Schlacht von einst. Diese Phrase klingt zwar nicht so niedlich wie die anderen Bezeichnungen, zeigt aber deutlich, dass es üblich ist, die weibliche Periode nicht beim Namen zu nennen.

In diesem Video erzählen Menschen, wie sie die weibliche Periode nennen:

Relikt aus dunklen Zeiten

Des Weiteren hat die Untersuchung ergeben, dass es Frauen unangenehm ist, mit einem männlichen Familienmitglied, Kollegen oder Freund über ihre Periode zu sprechen - egal, ob sie in östlichen oder westlichen Erdteilen leben.

"Wenn man seinen Körper verstehen möchte und sich um ihn kümmern möchte, darf man sich zuallererst nicht mehr für diesen Bereich in seinem Leben schämen" sagt Ida Tin, die Erfindern von Clue zur Washington Post. "Ohne den Zyklus würde es keine Menschen auf diesem Planeten geben, er ist fundamental. Dieses Tabu ist ein Relikt aus dunklen Zeiten."

Forderung nach klarer Sprache

Laut Francoise Girard, Präsidentin des IWHC, braucht es in Bezug auf sexuelle Gesundheit eine klare Sprache, vor allem in armen Ländern, wo das Informationsdefizit noch viel größer ist. Wenn das nicht der Fall ist, würden junge Frauen immer das Gefühl haben, dass die weibliche Menstruation ein Thema ist, für das sie sich schämen sollten. "Die Gesellschaft gibt dir zu verstehen, dass das etwas ist, worüber (Frauen) nicht sprechen sollten."

Den Körper kennenlernen

Tin selbst hat Clue in ihren Zwanzigern entwickelt, als sie hormonelle Verhütungsmittel genommen hatte, doch schwer mit deren Nebenwirkungen zu kämpfen hatte. Die Zyklus-App Clue, die kostenlos für iPhones verfügbar ist, zeichnet nicht nur den Menstruationszyklus auf, sondern hält auch Informationen über physische Symptome wie Kopfschmerzen, Krämpfe oder Stimmungsschwankungen fest. Seit kurzem kann man diese Daten auch mit der Health-App am iPhone verknüpfen. Das längerfristige Ziel, das Tin mit Clue verfolgt, ist, dass Frauen durch die App mehr darüber erfahren können, was in ihrem Körper vorgeht und sich nicht mehr dafür schämen müssen.

>> Website von Clue

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