Melancholie nach Sex: Auch Männer erleben postkoitale Dysphorie

Symbolbild
Wenn Sex traurig macht, spricht man von postkoitaler Dysphorie. Das Phänomen betrifft auch Männer, wie eine Studie zeigt.

Melancholisch, traurig, niedergeschlagen: Wenn nach dem Sex statt Entspannung und Befriedigung ein Gefühl der Leere eintritt, spricht man von postkoitaler Dysphorie. Oft kann die Verstimmtheit nach dem Geschlechtsverkehr auch in Angstgefühle und allgemeine Gereiztheit umschlagen.

Bisher wurde postkoitale Dysphorie vor allem Frauen zugeschrieben. Eine neue Studie aus Australien zeigt jedoch: Sie betrifft auch Männer.

Weitverbreitet

Forscher der Queensland University of Technology in der australischen Stadt Brisbane führten eine Erhebung mittels Online-Fragebogen durch. Die Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im Journal of Sex & Marital Therapy. Bei der Analyse der Aussagen der 1.208 männlichen Teilnehmer aus Australien, Neuseeland, Großbritannien, den USA, Russland und Deutschland zeigte sich, dass 41 Prozent postkoitale Dysphorie im Monat vor der Umfrage erlebt hatten. Allerdings gaben nur vier Prozent der befragten Männer an, nach dem Sex regelmäßig verstimmt zu sein.

Diverse Gefühle

Die Bandbreite der dabei erlebten Gefühle und Stimmungslagen scheint groß zu sein. So gaben Teilnehmer unter anderem an, nach dem Sex nicht berührt werden zu wollen. Andere berichteten davon, nach dem Geschlechtsverkehr genervt und zappelig zu sein. Einige erinnerten sich an Gefühle der Leere und Gleichgültigkeit.

Unerforscht

Die Erkenntnisse würden belegen, dass das männliche sexuelle Erleben in seiner Komplexität wissenschaftlich noch weitgehend unerforscht sei, wie Joel Maczkowiack, Mitautor der Studie, im Interview mit dem Independent schildert. "Bisher hat sich der Großteil der Erhebungen lediglich auf die ersten drei Phasen des sexuellen Reaktionszyklus konzentriert, also Erregungsphase, Plateauphase und Orgasmusphase", erklärt Maczkowiack.

Die finale Rückbildungsphase, in der der Körper zur normalen Herz-Kreislauf-Funktion zurückkehrt, sei hingegen nahezu völlig unerforscht. "Das Erleben in der Rückbildungsphase ist nach wie vor ein Mysterium", so Maczkowiack. Oft werde angenommen, dass die Mehrheit der Männer und Frauen nach dem Sex eine Reihe positiver Empfindungen bei sich beobachtet – beispielsweise Entspannung oder Euphorie.

Tatsächlich würden aber in etwa genauso viele Männer und Frauen postkoitale Dysphorie erleben. "Wir gehen davon aus, dass die Gründe dafür multifaktoriell sind und biologische wie psychologische Komponenten haben", erklärt Mitautor Robert Schweitzer.

Effekt auf die Beziehung

Maczkowiack zufolge könne sich postkoitale Dysphorie auch negativ auf Paare auswirken. Gespräche, Küsse und Kuscheln nach sexueller Aktivität verstärken Gefühle der Intimität. Verstimmtheit wirkt diesem Vorgang potenziell entgegen. "Der negative affektive Zustand kann wichtige Beziehungsprozesse stören und zu Konflikten innerhalb der Beziehung beitragen", führt Maczkowiack aus.

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