Macht warmer Glühwein schneller betrunken?

Glühwein hat zu Weihnachten Hochsaison.
Was ist dran an dem Gefühl, dass Glühwein schneller betrunken macht?

Alkohol wandert über die Schleimhäute des Dünndarms direkt ins Blut. Eine geringe Menge gelangt bereits durch die Magenschleimhaut in die Blutbahn. Das Blut transportiert den Alkohol wiederum in jede Zelle des Organismus. Man fühlt sich beduselt.

Je nachdem wie viel man konsumiert und wie voll der Magen ist, tritt dieses Gefühl später oder früher ein. Hat man vor dem Alkoholgenuss reichlich gegessen, kommt der Alkohol nämlich erst verzögert im Dünndarm an.

Schneller betrunken durch Glühwein?

Doch wie verhält es sich nun beim Glühwein? Macht das alkoholische Heißgetränk tatsächlich schneller betrunken beziehungsweise wird warmer Alkohol schneller in den Darm aufgenommen als kalter? Oder trügt das subjektive Empfinden?

Wie Reinhards Urban, Facharzt am Institut für Rechtsmedizin der Universität Mainz, im Gespräch mit dem Stern erklärt, spielt die Temperatur tatsächlich eine Rolle. "Da unser Dünndarm Kaltes nicht gut verträgt, bleiben kalte Speisen und Getränke so lange im Magen, bis sie Körpertemperatur erreicht haben. Glühwein hingegen kann gleich in den Darm fließen und gelangt somit auch ein bisschen schneller in die Blutbahn." Die Wärme des Getränks würde zudem die Durchblutung im Magen-Darm-Trank ankurbeln - mehr Blutfluss bedeutet auch bessere Resorption.

Etwas anders formuliert es Florian Fischer von der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Ihm zufolge sei der Unterschied bei der Betrunkenheit minimal. "Wissenschaftlich ist das kaum messbar, da dies vor allem vom Trinkverhalten abhängt. Warm und mit viel zu viel Zucker flutet der Glühwein sicher etwas schneller im Körper an, wobei das subjektive Gefühl des 'schneller betrunken' eben vor allem von dem raschen Konsum auf nüchternen Magen zurückzuführen ist." Die Resorption finde vor allem im obersten Dünndarm statt. "Wenn der Alkohol bei leerem Magen dort angelangt ist, dann geht's nur noch Richtung 'Kopf'."

Und wie sieht es mit dem Kater danach aus? Auch der scheint bei Glühwein stärker auszufallen als bei vielen anderen Getränken. Hier sind sich die Experten einig. Glühwein sei ein gefährliches Gemisch aus Zucker, Gewürzen, Schnäpsen und (nicht immer dem hochwertigsten) Wein. Damit liefere das Getränk viele belastende Begleitstoffe, die in einem intensiveren Kater am Folgetag resultieren. Trotz der schlechten Verträglichkeit des Getränks an sich sei Fischer zufolge aber auch hier die Menge letztendlich entscheidend: "Wer mehr trinkt, kriegt mehr Kater."

Alkohol vor allem an Weihnachten ein Problem

Bis zu 800.000 Menschen sind in Österreich alkoholsuchtgefährdet, rund 400.000 sind alkoholkrank. Die Weihnachtstage sind besonders problematisch, da Alkohol, Weihnachten und Feiertage für viele zusammengehören und das gemeinsame Trinken oft ein fixer Bestandteil der Feierlichkeiten ist. Mehr dazu lesen Sie hier.

Sind Alkohol und Sucht für Sie ein Thema? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Hier können Sie sich informieren: www.alkoholhilfe.at.

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