Paare, die zusammen trinken, führen bessere Beziehungen
Eine an der Universität von Michigan durchgeführte repräsentative Untersuchung hat den Zusammenhang zwischen den Trinkgewohnheiten von Paaren und der erlebten Beziehungsqualität erforscht. Die der Studie zugrundeliegende Annahme war, dass sich gemeinsamer Alkoholkonsum in Partnerschaften negativ auf die Qualität der Beziehung auswirkt. Diese Hypothese konnte nicht verifiziert werden. Ganz im Gegenteil. Es stellte sich heraus, dass Paare, die regelmäßig gemeinsam trinken, sogar bessere Beziehungen führen.
2700 Paare, zwei Erhebungen
Über einen Zeitraum von zehn Jahren untersuchte das Forscherteam rund um Sozialwissenschaftlern Kira S. Birditt 2700 verheiratete, heterosexuelle Paare mittels standardisierter Interviews. Es fanden zwei Erhebungen statt – eine Interviewelle wurde zwischen 2006 und 2008, die andere zwischen 2010 und 2012 durchgeführt. Die Studienteilnehmer waren alle über 50 Jahre alt, da man einen besonderen Fokus auf die noch weitgehend unerforschten Effekte des Alkoholgenusses bei älteren Paaren legen wollte. Die Ehepaare waren zum Zeitpunkt der ersten Erhebung im Schnitt 33 Jahre verheiratet.
Haupterkenntnis der Studie war, dass sowohl Beziehungen in denen beide Partner Alkohol zu sich nahmen, als auch Beziehungen, in denen beide Partner vollkommen abstinent waren, glücklicher waren. Es zeigte sich auch, dass vor allem Frauen besonders unglücklich in ihren Beziehungen waren, wenn sie alleine Alkohol konsumierten und der Partner gemeinsames Trinken verweigerte.
"Wir legen nicht nahe, dass die Menschen mehr trinken sollten"
In der Diskussion der Ergebnisse betonen die Forscher, dass nicht die konkrete Menge des konsumierten Alkohols ausschlaggebend für den positiven Effekt auf die Beziehung sei, sondern das Ritual an sich. Besonders relevant sei die Forschungserkenntnis im Hinblick auf den Einfluss einer glücklichen Beziehung auf die Gesundheit älterer Menschen. "Wir legen nicht nahe, dass die Menschen mehr trinken sollten oder ihre Trinkgewohnheiten ändern sollten", sagte Birditt über die Studie im Interview mit Reuters Health. "Wir sind uns nicht sicher, warum das passiert, aber es könnte damit zu tun haben, dass Paare die mehr Freizeitaktivitäten miteinander teilen bessere Ehen führen", so Birditt.
Die Forscher betonten auch, dass krankhafter Alkoholismus eine große Problematik darstelle und nicht verharmlost werden dürfte. 20 Prozent der im Zuge der Studie untersuchten Männer und sechs Prozent der untersuchten Frauen wiesen Suchttendenzen auf. Diese Studienteilnehmer tendierten stark zu dysfunktionalen Beziehungen und einer verringerten Beziehungsqualität.
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