Wie betrunken man sich fühlt, hängt von anderen ab
Der Untersuchung der Cardiff University zufolge wird das individuelle Betrunkenheitsgefühl maßgeblich vom Alkoholpegel anderer beeinflusst. Das bedeutet konkret: Trinkt man in Gesellschaft, so schätzt man den eigenen Betrunkenheitsgrad stets relativ zum Alkoholpegel der anderen ein. Der tatsächliche Promillegehalt im Blut spielt dabei eine untergeordnete Rolle. "Daraus ergibt sich, dass Alkoholtrinker in Gesellschaft von ebenfalls betrunkenen Menschen ihren Betrunkenheitsgrad und die damit verbundenen Risiken unterschätzen", so die Forscher in ihrem Bericht. Im Umkehrschluss bedinge ein nüchternes Umfeld ein deutlich besseres Einschätzungsvermögen bezüglich der eigenen Betrunkenheit.
Für die Studie, die im Journal BMC Public Health veröffentlicht wurde, beobachtete das Wissenschaftsteam rund um Simon Moore insgesamt über 1.800 Menschen im Umgang mit Alkohol in einem natürlichen Setting. Das Durchschnittsalter betrug 27 Jahre und es wurden etwas mehr Männer als Frauen untersucht. Neben einer Atemalkoholbestimmung mittels Promilletester mussten 400 Testpersonen auch einen kurzen Fragebogen bezüglich der Wahrnehmung ihrer Betrunkenheit und den damit verbundenen Gefahren beantworten. Auch das generelle Alkohollevel des Umfelds in der jeweiligen Partylocation wurde dokumentiert.
Der Einfluss des Umfelds
Im Schnitt fühlten sich die Studienteilnehmer laut eigenen Angaben mäßig betrunken und schätzten auch das mit ihrer Betrunkenheit verbundene Risiko als mäßig ein. Die tatsächliche durchschnittliche Alkoholmenge der Probanden lag bei 47 Mikrogramm in 100 Milliliter Atemluft. Das liegt über den Promillegrenzen für Autofahrer in den USA und Großbritannien (Grenzwert ist 0,8 Promille). In Österreich wurde die Promillegrenze mit 0,5 festgesetzt. Die Diskrepanz zwischen geschätztem und tatsächlichem Betrunkenheitsgrad hing maßgeblich von der Umgebung ab. Probanden, die mit Betrunkenen feierten, fühlten sich weniger alkoholisiert.
Die Studie würde Moore zufolge neue Erkenntnisse zur Einschätzung der eigenen Betrunkenheit in realer Umgebung - anstatt in einer kontrollieren Laborsituation - liefern. Zudem hätten frühere Studien bisher nicht klären können, wie Menschen ihren Alkoholpegel während dem Trinken einschätzen und ob sie ihren Alkoholkonsum an ihre Umgebung anpassen.
Limitiert seien die Erkenntnisse der Studie im Hinblick auf die soziale Beziehung zwischen den Probanden. Da die Testpersonen zufällig ausgewählt wurden, konnte der Einfluss von Freundschaft auf das Verhalten nicht untersucht werden. Moore zufolge hätten die Probanden die Anwesenheit anderer Partygäste aber sehr wohl wahrgenommen.
Alkoholkonsum & Alkoholismus
Weltweit werden laut der Weltgesundheitsorganisation ( WHO) 3,3 Millionen Todesfälle durch den missbräuchlichen Konsum von Alkohol verursacht. Das macht 5,9 Prozent aller globalen Todesfälle aus.
Exzessiver Alkoholkonsum und Alkoholismus sind in Österreich laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) "Gesundheitsrisiken ersten Ranges". Rund zehn Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an Alkoholismus und reduzieren so ihre Lebenserwartung um zehn bis 30 Jahre. Fünf Prozent der Österreicher über 16 Jahren sind Alkoholiker. Weitere 13 Prozent konsumieren längerfristig Alkoholmengen, die ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Ganze 40 Prozent der Erwachsenen konsumieren Alkoholmengen, die die WHO als gesundheitsgefährdend erachtet.
Es gibt keine globale Übereinkunft darüber, wie viel Alkohol man pro Tag maximal trinken sollte. Selbst innerhalb Europas liegen die nationalen Alkoholempfehlungen teilweise weit auseinander. Als akzeptabler Alkoholkonsum wird von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung ein Konsum von 20 Gramm reinen Alkohols pro Tag (Männer) und zehn Gramm pro Tag (Frauen) eingestuft. Diese Richtwerte sollten laut ÖGF nicht als Aufforderung zum regelmäßigen oder täglichen Alkoholkonsum aufgefasst werden und gelten nur für gesunde Personen.
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