Ein Vitamin, das gegen brüchige Nägel hilft?

Gepflegte Hände brauchen schöne Nägel.
Brüchige Nägel sind unangenehm und sehen unschön aus. Kann man dem Nagelbruch mit Nahrungsergänzungsmitteln entgegenwirken?

Der Nahrungsergänzungsmittelmarkt ist riesig – da gibt es für jedes körperliche Problemchen eine Pille. Bei brüchigen, schnell splitternden Nägeln wird oft die Einnahme von Biotin empfohlen. Bei Biotin, auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bezeichnet, handelt es sich um ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex.

Die Verheißung gesunder, widerstandsfähiger Nägel durch die Einnahme basiert im Grunde auf zwei kleinen Studien, die in den 90er-Jahren durchgeführt wurden. Dabei zeigte sich, dass Probanden, die Biotin einnahmen, binnen weniger Monate dickere Nägel hatten. Kontrollgruppen gab es bei beiden Erhebungen keine, ob die Veränderungen der Nägel tatsächlich durch Biotin ausgelöst wurden, ist fraglich.

Was Biotin kann

Ganz grundsätzlich hilft Biotin dem menschlichen Organismus bei der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß. Das Vitamin kommt in vielen Nahrungsmitteln vor, laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung unter anderem in Nüssen, Eiern, Avocados, Fleisch, Fisch, Haferflocken, Champignons und Gemüse. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Jugendlichen (ab 15 Jahren), Erwachsenen, Schwangeren und Stillenden eine tägliche eine Zufuhr von 30 bis 60 Mikrogramm – ein Bedarf, den man leicht über die Ernährung decken kann.

Bei den oben genannten Studien wurden den Teilnehmern 2.500 bis 3.000 Mikrogramm verabreicht, die hundertfache Menge also. In dieser Dosierung "verabreicht man es in Dosen, die man unmöglich über die Nahrung aufnehmen kann, ohne dabei außergewöhnliche Bemühungen und eine sehr spezielle Nahrungsauswahl an den Tag zu legen", sagt Paul Thomas, Ernährungswissenschafter und Berater der Abteilung für Nahrungsergänzungsmittel der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) gegenüber den New York Times. Nimmt man Biotin in derart großen Mengen zu sich, wirke es quasi als Droge, so Thomas. Dramatische Nebenwirkungen seien zwar nicht zu befürchten – Biotin ist wasserlöslich und jeglicher Überschuss im Körper wird über den Urin ausgeschieden. Sinnhaft erscheint eine derartige Dosierung dennoch nicht.

Auch Monica Lawry, Dermatologin an der kalifornischen Sutter Medical Group sieht Vitamin- und Mineralstoffcocktails zur Förderung der Nagelgesundheit kritisch. Es gebe keine Beweise, dass diese wirklich helfen und "sie sind stark überteuert".

Ursachenforschung

Oft sei nicht ein Mangel an Biotin, sondern eine Hauterkrankung, wie beispielsweise Nagelpilz oder Schuppenflechte, für brüchige Nägel verantwortlich. Grund für brüchige Fingernägel kann auch ein Kalziummangel sein. Kommen Risse in den Mundwinkeln (Rhagaden), Blässe, Müdigkeit, Frieren, Ohrensausen und/oder Kopfschmerzen hinzu, kann eine Blutarmut aufgrund von Eisenmangel (Eisenmangelanämie) dahinterstecken.

Auch Schilddrüsenerkrankungen können der Problematik zugrunde liegen. Der häufige Kontakt mit Chemikalien wie Seifen, Spül- und Waschmitteln oder Nagellackentferner kann ebenso brüchige Fingernägel verursachen.

Tipps & Tricks

In den häufigsten Fällen seien brüchige Nägel jedoch auf Trockenheit der Haut an den Händen zurückzuführen, betont Lawry. Die Medizinerin empfiehlt die Hände mit einer herkömmlichen Feuchtigkeitscreme zu pflegen. Ideal seien Produkte mit zugesetzter Hydroxycarbonsäure. Ein Paraffin Wachsbad für Hände spendet extra Feuchtigkeit. Übertrieben häufiges Händewaschen gilt es zu vermeiden, ebenso wie Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis. Beides trocknet Hände und Nägel zusätzlich aus.

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