Bindehautentzündung: Schlimmer durch Tropfen?

Konjunktivitis ist der medizinische Fachausdruck für eine Entzündung der Bindehaut.
Eine neue Studie aus dem Fachblatt Ophthalmology legt nahe, dass Augentropfen die Symptome einer akuten Bindehautentzündung verlängern statt lindern könnten.

Wer schon einmal eine Bindehautentzündung hatte, weiß, wie unangenehm dieser Zustand ist. Bei der Behandlung sollte sich der Haus- oder Facharzt nach dem Auslöser der Erkrankung richten. Handelt es sich um eine bakterielle Infektion, können antibiotische Augentropfen helfen. Liegt eine Virusinfektion vor, sind derartige Präparate wirkungslos. Um die Beschwerden zu lindern, empfehlen sich hier maximal abschwellende Augentropfen.

Unnötige Medikamente

Dass antibiotische Augentropfen in vielen Fällen unnötigerweise verschrieben werden, zeigt eine Untersuchung aus dem USA. Die im Fachblatt Ophthalmology veröffentliche Erhebung belegt, dass sechs von zehn Patienten bei Bindehautentzündung ein antibiotisches Medikament verschrieben wird. Das berichtet unter anderem die New York Times unter Berufung auf die wissenschaftliche Arbeit. Die Forscher argumentieren, dass diese Behandlungsweise nicht nur keine Verbesserung des Krankheitsbildes mit sich ziehe, sondern zu einer Verschlechterung des Zustandes beziehungsweise einem verlängerten Krankheitsverlauf führen könnte.

Im Zuge der Studie wurden Daten von über 340.000 Patienten mit akuter Bindehautentzündung analysiert. 58 Prozent der Patienten wurden mit verschreibungspflichtigen antibiotischen Augentropfen behandelt. Als besonders besorgniserregend stuften die Forscher die Tatsache ein, dass 20 Prozent der Studienteilnehmer Steroid-haltige Augentropfen verordnet bekamen. Diese sind nicht für die Behandlung einer Bindehautentzündung geeignet. Wird das Medikament über einen längeren Zeitraum angewandt, kann dies im schlimmsten Fall das Risiko an Grünem oder Grauem Star zu erkranken erhöhen. Steroid-haltige Augentropfen werden unter anderem zur Behandlung postoperativer Augenentzündungen eingesetzt.

"Der Anteil an Patienten, der Verschreibungen für Antibiotika eingereicht hat war tatsächlich viel höher, als wir es erwartet hatten", sagte Joshua Stein, Leiter des Center for Eye Protection and Innovation an der University of Michigan und Koautor der Studie gegenüber dem Magazin Time. Er führt dies darauf zurück, dass viele Betroffene eine Notfallambulanz oder einen Allgemeinmediziner aufsuchen, anstatt zu einem Facharzt zu gehen. Jene Patienten, die sich nicht in die Hände eines Facharztes begaben, wendeten zwei bis drei Mal häufiger die entsprechenden Tropfen an.

Virus vs. Bakterien

Bindehautentzündungen werden in den meisten Fällen von einem Virus hervorgerufen. Die Entzündung klingt in der Regel nach ein bis zwei Woche ab – auch ohne Behandlung. Antibiotische Salben können nur bei bakteriellen Ursachen helfen, so Stein. Herkömmliche Augentropfen als künstlicher Tränenersatz zur Linderung der Beschwerden und häufiges Händewaschen zur Verhinderung einer Übertragung sind ebenfalls ratsam.

Bakteriell und virusbedingte Bindehautentzündungen lassen sich vom Aussehen her häufig nicht unterscheiden. In besonderen Fällen wird der Arzt einen Abstrich machen, um festzustellen, welche Erreger die Entzündung verursachen.

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