Gerstenkorn: Keine warmen Kompressen auflegen

Gerstenkörner treten oft bei schwachem Immunsystem auf.
Ein Gerstenkorn am Auge - das schmerzt und sieht unschön aus. Anfassen ist tabu. Ein Experte erklärt, wie man es schnell wieder los wird.

Das Auge ist kaum zu öffnen, am Wimpernkranz prangt eine dicke, gerötete Schwellung. Die Haut spannt. Mit der Zeit bildet sich ein deutlich sichtbarer Eiterknoten. Anhand dieser Merkmale offenbart sich für Mediziner eine eindeutige Diagnose: Gerstenkorn, auch Hordeolum genannt.

Gerstenkörner sind zwar harmlos, aber richtig schmerzhaft. In der Regel verschwinden sie auch von allein wieder. Doch was tun, wenn die Schwellung hartnäckig bleibt? Dr. Matthias Bolz, interimistischer Leiter der Augenklinik des Kepler Universitätsklinikums Linz, gibt Tipps.

kurier.at: Worum handelt es sich bei einem Gerstenkorn eigentlich – und wie fängt man es sich ein?

Matthias Bolz: Das Gerstenkorn ist eine Entzündung der Lidranddrüsen. Man hat im Lidrand viele kleine Drüsen, die ein Sekret produzieren, das für den Tränenfilm am Auge ganz wichtig ist. Wenn sich eine dieser Drüsen verstopft und entzündet, dann sammelt sich dort gestautes Sekret an. Die Drüse schwillt an und das tut dann weh. Das ganze ist auch gerötet und druckschmerzhaft, ein klassisches Gerstenkorn eben.

Wie kommt denn diese Entzündung genau zustande?

Meistens ist es so, dass die Drüse verstopft ist und sich dort dann Bakterien ansammeln. Das passiert meist ganz vom alleine, auch wenn man sich nicht ans Auge greift.

Spielt da ein geschwächtes Immunsystem auch eine mögliche Rolle?

Wenn man nebenbei einen Schnupfen hat oder erkältet ist, ist der Körper natürlich doppelt gefordert. Dann kann es grundsätzlich leichter zu einem Gerstenkorn kommen. Das muss aber nicht passieren.

Ist ein Besuch beim Arzt notwendig?

Jein. Wenn das Ganze groß ist und weh tut, würde ich es empfehlen, wenn es klein ist und nach drei Tagen von selbst wieder weg geht, muss man nicht unbedingt zum Arzt. Hat man in Kombination mit einer Lidschwellung auch Fieber, dann allerdings auf jeden Fall.

Was sind nach dem Arztbesuch die nächsten Schritte?

Man bekommt eine antibiotische Salbe verschrieben und schmiert die bis zur Ausheilung auf die betroffene Stelle. Die Schwellung und die Schmerzen sollten dann schnell zurückgehen. Ist das Gerstenkorn nicht mehr akut, kann man mit feuchten Umschlägen mit abgekochtem Wasser nachhelfen. Das kann die Heilung etwas beschleunigen, weil der Ausführungsgang der Drüse wieder geöffnet wird und das Sekret abfließen kann.

Wie sieht es mit Teekompressen mit Fenchel oder Kamille und Breiauflagen aus? Helfen diese Hausmittel?

Nein, davon ist man schon lange abgekommen. Zum einen sind viele Menschen gegen diese Teesorten allergisch, zum anderen verteilt man so die Bakterien noch zusätzlich.

Was ist sonst noch wichtig zu wissen?

Gerstenkörner sind nicht ansteckend. Und es kann sein, dass sich ein Gerstenkorn verhärtet. Dann bleibt eine harte Schwellung am Auge zurück. Das tut dann zwar nicht mehr weh, ist aber zumeist störend. Stört diese zu sehr, kann man sie chirurgisch entfernen lassen. Das ist ein ganz kleiner Eingriff.

Kann man einem Gerstenkorn vorbeugen?

Da Gerstenkörner harmlos sind, muss man ihnen nicht speziell vorbeugen. Es gilt: Nicht mit ungewaschenen Fingern ans Auge greifen. Manche Menschen neigen zudem einfach eher zur Bildung von Gerstenkörnern.

Darf man Kontaktlinsen tragen beziehungsweise sich schminken, solange das Gerstenkorn noch nicht abgeheilt ist?

Schminken würde ich in dieser Zeit nicht empfehlen. Kontaktlinsen ebenfalls nicht, wenn sich das Gerstenkorn am Lidrand befindet. Am besten einfach auf die Brille umsteigen.

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