Abtreibung: Ärzte entsetzt über "Black Mirror"

Weil ein falsches Bild von Notfallverhütung vermittelt wird, stößt die Netflix-Serie "Black Mirror" bei Medizinern auf Kritik.

Seit 29. Dezember kann man die vierte Staffel der britischen Science-Fiction-Serie "Black Mirror" auf Netflix ansehen. Auch in den neuen Episoden thematisiert Produzent Charlie Brooker die Auswirkungen von Technik und Medien auf die Gesellschaft.

Aktuell sorgt die Serie aber nicht aufgrund der täuschend realistischen und bedrückenden Zukunftsvisionen für Aufsehen. Vielmehr sind es inhaltliche Patzer, die den Zusehern unangenehm auffallen. Vor allem die zweite Episode ("Arkangel") der neuen Staffel stößt vielen sauer auf.

Mütterliche Kontrolle

Um ihr Kind zu überwachen, pflanzt eine Mutter ihrer kleinen Tochter Sara einen Mikrochip ein. Mittels Tablet kann sie so alle Aktivitäten und Körperfunktionen des Kindes überwachen. Auch auf das, was das Kind sieht, kann sie Einfluss nehmen. So zensiert sie beispielsweise die Wahrnehmung des Kindes, indem sie Bilder von Gewalt, Blut oder bellenden Hunden pixelt. So versucht sie, das Wohlbefinden des Kindes zu wahren.

Als offensichtlich wird, dass sich diese Überwachung negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt, nimmt die Mutter Abstand von dem Kontrollinstrument. Nachdem das Mädchen, das mittlerweile zu einer Teenagerin herangewachsen ist, eines Tages nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kommt, schaltet sich die besorgte Mutter jedoch wieder zu und erfährt, dass die Jugendliche Sex mit einem jungen Mann hat.

Entrüstet über das Gesehene kauft sie ihrer Tochter die "Pille danach" und mischt die Tablette unter das Frühstück des Mädchens. In der Schule übergibt sich Sara und wird von der Schulärztin untersucht. Diese stellt fest, dass die Symptome durch die "Pille danach" verursacht wurden und sie deswegen auch ihr Kind verloren hätte. "Du bist nicht mehr schwanger", sagt die Ärztin und glaubt, Sara habe die Tablette bewusst genommen, um die Schwangerschaft zu beenden.

Fehlerhafte Darstellung

Genau diese Szene ist Ärzten ein Dorn im Auge. Suggeriert wird, dass man mit der "Pille danach" abtreiben könne. Der Realität entspricht das nicht. Zwar kann die "Pille danach" als Form der Notfallverhütung tatsächlich Übelkeit und Erbrechen auslösen, zu einem Schwangerschaftsabbruch kann sie aber keinesfalls führen, wie die Pressereferentin des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) auf Anfrage des stern erklärt.

Auch auf Twitter halten Mediziner und medizinische Einrichtungen wie die amerikanische Non-Profit-Organisation Planned Parenthood mit Kritik an der Episode nicht hinterm Berg:

Wie und wann die "Pille danach" wirkt

In der Apotheke sind in Österreich derzeit zwei Präparate rezeptfrei erhältlich. Der Wirkstoff Levonorgestrel sollte innerhalb von 72 Stunden eingenommen werden, Ulipristalacetat kostet etwa doppelt so viel und kann bis zu fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr angewandt werden. Beide können eine bestehende Schwangerschaft nicht beenden. Die "Pille danach" kann eine Schwangerschaft nur dann verhindern, wenn sie vor dem Eisprung eingenommen wird – dieser wird mit der Arznei nur verschoben. Nach dem Eisprung ist sie wirkungslos. Die Monatsblutung tritt daraufhin meist etwas verzögert auf. Kommt es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme zu Erbrechen, kann die Wirkung vermindert sein.

Für einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch wird ein Medikament mit dem Wirkstoff Mifepriston, die sogenannte "Abtreibungspille", verabreicht. Mifepriston darf bis zum Ende der 9. Schwangerschaftswoche gegeben werden. Durch die Einnahme kommt es immer zu – teilweise sehr starken – Blutungen aus der Scheide. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Krämpfe der Gebärmutter treten sehr häufig, leichte bis moderate Magen- oder Darmkrämpfe sowie Infektionen häufig auf.

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