Gefahr beim Gassigehen: Schnecken potentiell tödlich für Hunde

Brauner Hund steht im Regen
Schnecken können für Hunde lebensgefährlich sein. Experte Dr. Andreas Hiebl vom Vetklinikum Wien erklärt, worauf Besitzer achten müssen.

Erst Rekordhitze, dann Unwetter: Der seit Tagen anhaltende Temperatursturz in Österreich zieht vor allem auch viel Regen nach sich –  und der feuchte Untergrund bringt besonders viele Schnecken zum Vorschein. Die steigende Durchschnittstemperatur der Erde begünstigt zudem das Überleben der Weichtiere.

In diversen Medienberichten werden Hundebesitzer gewarnt, denn sind die Schnecken mit einem Parasiten befallen, stellen sie ein Gesundheitsrisiko für die Vierbeiner dar. 

Infektions-Fälle in Spanien

Konkret geht es dabei um den Rattenlungenwurm (Angiostrongylus cantonensis), der sich ursprünglich von Asien aus in Teilen Afrikas, Nordamerikas und Australien etabliert hat. Aber auch in Europa – insbesondere in Spanien – wurden inzwischen Fälle vermeldet, so beispielsweise in Valencia, auf Teneriffa oder Mallorca. 

Dr. Andreas Hiebl, Spezialist für Innere Medizin vom Vetklinikum Wien, erklärt gegenüber KURIER, dass der Klimawandel und die Globalisierung Gründe für die Ausbreitung des Parasiten sind. Da die parasitäre Infektion nicht nur Hunde, sondern auch den Menschen betreffen kann, ist besondere Vorsicht geboten. 

Was ist der Rattenlungenwurm?

Der Endwirt des Rattenlungenwurms sind diverse Rattenarten, daher auch der Name. Der Parasit pflanzt sich in der Lunge des Nagers fort und legt dort Eier. Über den Kot werden diese ausgeschieden und können von Zwischenwirten wie Schnecken oder Nacktschnecken aufgenommen werden, wo sie sich zu infektiösen Larven entwickeln. 

Die infizierten Schnecken können entweder wieder von Ratten gefressen werden, was den Lebenszyklus des Wurms komplettiert (daher Ratte = Endwirt) oder eben auch von Hunden, die aus Neugierde mit Schnecken spielen oder diese fressen. 

Hund frisst Schnecke: Was passiert bei einer Infektion?

Frisst ein Hund eine infizierte Schnecke, Rattenkot oder auch Gras, das mit Schneckenschleim bedeckt ist, kann es zu einer Infizierung und infolgedessen auch zu einer neurologischen Erkrankung kommen. Die Larven wandern in das Nervensystem des Hundes und können eine schwere Entzündung der Hirnhäute und des Nervengewebes verursachen, die potenziell lebensgefährlich sein kann und eine rasche tierärztliche Behandlung erfordert. 

Dr. Hiebl erklärt: "Da Rattenkot beziehungsweise infizierte Schnecken auch auf Feldern zu finden sein könnten, ist eine Infektion durch den Verzehr von ungenügend gewaschenem Obst und Gemüse prinzipiell ebenfalls möglich. Der Hund oder Mensch sind hier aber aus Sicht des Wurms ein Fehlwirt. Er kann sich nicht fortpflanzen und sein Lebenszyklus wird niemals abgeschlossen."

Welche Symptome treten auf?

Manche Infektionen laufen latent ab, fügt Dr. Hiebl hinzu. Das bedeutet, die Erreger vermehren sich nicht aktiv im Körper, daher sind auch keine akuten Symptome ersichtlich. 

Bei einer aktiven Infektion können sich beim Hund folgende vorwiegend neurologische Symptome zeigen: 

  • Unsicherer, wackeliger Gang
  • Koordinationsstörungen
  • Muskelzittern
  • Lähmungen (generell oder Schwanzlähmung)
  • allgemeine Schwäche
  • Schmerzäußerungen
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit

Unbehandelt kann der Verlauf schwerwiegend sein und im schlimmsten Fall im Koma oder gar tödlich enden.

Gefahr für Menschen?

Auch Menschen können sich mit dem Parasiten in Gebieten, in denen der Wurm vorkommt, infizieren. "Eine Infektion mit dem Rattenlungenwurm kann zu einer eosinophilen Meningitis führen, einer Entzündung der Hirnhäute, die Symptome wie Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit und Erbrechen verursachen kann", so Dr. Hiebl gegenüber KURIER

Beim Verzehr von rohen oder halbgaren Schnecken, Muscheln oder Fisch ist Vorsicht geboten, und Obst sowie Gemüse sollte stets gründlich gewaschen werden vor dem Verzehr, empfiehlt der Experte.

Rattenlungenwurm: Besteht auch in Österreich Gefahr?

Urlauber, die ihre Hunde in Gebiete wie Spanien oder Australien mitnehmen, sollten besonders wachsam sein. Hinsichtlich Österreich gibt der Mediziner jedoch Entwarnung: "Eine Infektion mit Angiostrongylus cantonensis ist in Österreich sehr unwahrscheinlich. Angiostrongylus cantonensis ist als autochthoner Infektionserreger in Österreich bisher nicht nachgewiesen." 

Allerdings gibt es andere – nicht ungefährliche – Angiostrongyliden, die auch in Österreich vorkommen und durch Schnecken übertragen werden können. Einer davon ist der "Französische Herzwurm". In einer Studie von 2020 wurde dieser Lungenwurm in einem Wiener Park nachgewiesen. Eine Infektion kann leichte bis schwere Erkrankungen hervorrufen.

Dr. Hiebl rät grundsätzlich: "Da die infektiösen Wurmlarven unter anderem durch die orale Aufnahme von Schnecken übertragen werden, sollte man die Aufnahme von Schnecken oder anderen Tieren, die als paratenische Wirte infrage kommen unterbinden, oder sie zuvor ausreichend kochen und Gemüse und Obst vor dem Verfüttern waschen."

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