Verkehrschaos: Warum es bei Regenwetter gerade in Wien so oft staut

Symbolbild
Zusammenfassung
Der erste Regen nach langer Trockenheit führt zu Verkehrsstaus in Wien. Staus treten häufig auf Südosttangente, Gürtel und A4 während Regenschauern auf. Die Ursachen der Regenstaus sind vielfältiger, als man oft denkt.
Ein Wetterumschlag von brütender Hitze auf kühleres Regenwetter sorgt bei pendelnden Autofahrern in der Hauptstadt für Sorgenfalten – nicht nur wegen nasser Straßen, sondern auch wegen des regelmäßig folgenden Verkehrschaos. Wer bei Regen mit dem Auto durch die Hauptstadt fährt, kennt das Bild: dichte Kolonnen, stop-and-go auf der Südosttangente oder Stillstand auf der Westeinfahrt. Dass Regen zu Staus führt, ist allgemein bekannt – die konkreten Gründe sind jedoch vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheint.
Vorsichtiger, langsamer – mehr Verkehr durch Verlagerung
Zu den bekannten Ursachen, die auch der ÖAMTC und ARBÖ bestätigen, zählen vor allem das vorsichtigere und langsamere Fahrverhalten vieler Verkehrsteilnehmer, was zu einer allgemeinen Temporeduktion führt, sowie die deutlich höhere Unfallgefahr. Nasse Fahrbahnen verlängern den Bremsweg und erhöhen das Risiko von Aquaplaning, was zu Auffahrunfällen oder Schleudervorgängen führen kann – selbst bei moderater Geschwindigkeit. Dabei müsse allerdings erwähnt werden, dass sich nur die allgemeine Häufigkeit der Unfälle erhöhe, nicht aber die Wahrscheinlichkeit, so der ARBÖ.
Laut einer ÖAMTC-Studie aus dem Jahr 2024 passieren in Österreich rund 11 Prozent aller Unfälle bei Regenwetter. Die meisten Unfälle ereignen sich jedoch weiterhin tagsüber bei trockener Fahrbahn. Betrachtet man alle Formen von Nässe auf der Straße – also auch Schnee, Hagel oder gefrierende Nässe – dann ist bei 17 Prozent aller Unfälle eine nasse Fahrbahn beteiligt.
Gleichzeitig nimmt bei Regen auch das Verkehrsaufkommen zu, weil viele Menschen auf das Fahrrad oder den Fußweg verzichten und stattdessen ins geschützte Auto steigen. Dieser kurzfristige Wechsel zum Individualverkehr sorgt insbesondere in den Stoßzeiten für eine zusätzliche Belastung des Straßennetzes.
ÖAMTC-Verkehrsexperten verweisen in diesem Zusammenhang auch auf psychologische Faktoren: Gerade Familien mit Kindern würden bei Regen gezielt das Auto bevorzugen, weil es als „geschützter Raum“ wahrgenommen wird. Der Komfort, ohne Umsteigen, Nässe oder Wartezeiten von A nach B zu kommen, wiege für viele schwerer als der Zeitverlust durch Staus. Bequemlichkeit und Wetterschutz spielen dabei eine zentrale Rolle – auch wenn sie das Verkehrsaufkommen erheblich steigern.
Wenn Unsicherheit zur Staufalle wird
Doch neben diesen bekannten Effekten gibt es auch eine Reihe von weniger offensichtlichen Gründen, die den Verkehrsfluss bei Regenwetter beeinträchtigen – teils subtil, aber in Summe mit spürbarer Wirkung. So verändere sich das Fahrverhalten nicht nur durch langsameres Fahren, sondern auch durch eine insgesamt ungleichmäßigere und zögerlichere Fahrweise. Viele Lenker bremsen häufiger, warten beim Spurwechsel länger oder beschleunigen verzögert. Dieses unregelmäßige Verhalten führt oft zu sogenannten Phantomstaus, bei denen der Verkehr ohne ersichtlichen Grund ins Stocken gerät.

Regenfälle sorgten am Montagmorgen auf wichtigen Verkehrsadern der Stadt für Staus.
Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor sei die reduzierte Sicht. Regen auf der Windschutzscheibe, Spiegelungen auf nasser Fahrbahn oder beschlagene Fenster erschweren das rechtzeitige Erkennen von Schildern und Markierungen. Das Einfädeln an Auffahrten oder das Abbiegen an Kreuzungen dauert dadurch länger. Auch die Infrastruktur spielt eine Rolle: Bei starkem Regen kann es durch verstopfte Abflüsse oder kleinere Überflutungen zu Beeinträchtigungen kommen, etwa wenn Wasser Fahrstreifen unbefahrbar macht oder sich an neuralgischen Punkten sammelt.
Nicht zuletzt steige bei nassem Wetter die Wahrscheinlichkeit kleinerer Pannen oder Blechschäden, deren Auswirkungen im Stadtverkehr überproportional groß werden können. Auch wenn der Schaden gering ist, entstehen Rückstaus, weil Fahrzeuge nicht sofort weiterfahren können oder die Beteiligten den Vorfall direkt am Straßenrand abklären.
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