Höheres Hautkrebsrisiko wegen Sonnenbrille? Ärzte klären auf

Sonnenbrand-Gefahr wegen Sonnenbrille? Mythos oder Fakt?
Auf Plattformen wie TikTok und Instagram verbreiten Influencerinnen und Influencer derzeit die Behauptung, dass das Tragen von Sonnenbrillen das Risiko für Sonnenbrand steigert – und damit auch für Hautkrebs. Die Begründung klingt pseudowissenschaftlich: Dunkle Gläser würden das Gehirn austricksen, sodass dieses keine Schutzreaktionen gegen UV-Strahlen einleitet.
Was sagen Ärzte zu dieser fragwürdigen These?
These: Sonnenbrille trickse Gehirn aus
Die verbreitete Theorie beruht im Detail auf folgender Idee: Wenn die Augen durch eine Sonnenbrille abgeschattet werden, erhält das Gehirn die Information, es sei nicht sonnig. In der Folge unterbleibe eine physiologische Reaktion, die sonst zur Bildung von Melanin (dem hauteigenen Sonnenschutz) führen würde. Dadurch sei die Haut schutzloser gegenüber UV-Strahlung. Zahlreiche Influencer springen auf die laienhafte Erklärung auf:
Influencer verbreiten Theorie
So erklärt TikTok-User rootsofvitality streng: "Wenn du eine Sonnenbrille trägst, steigt dein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, extrem." Er behauptet sogar, seitdem er auf Sonnenbrillen verzichtet, hätte er keinen Sonnenbrand mehr bekommen. Auch die deutsche Influencerin und Ex-"Germany's Next Topmodel"-Teilnehmerin Fiona Erdmann sorgte im Mai 2025 für Aufsehen, als sie in einer Instagram-Story erklärte, ihr Sonnenbrand sei durch das Tragen einer Sonnenbrille entstanden.
Oftmals berufen sich die Influencer auf Studien, wie etwa jener von Dermatologe Prof. Richard Weller von der University of Edinburgh. Dieser äußerte sich bereits zur kuriosen These und stellte klar: "In meiner Arbeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Sonnenbrillen das Hautkrebsrisiko erhöhen." Behauptungen, die sich auf seine Studien berufen, seien "aus dem Zusammenhang gerissen oder schlicht falsch".
"Unfug": Dunkle Brillengläser haben keinen Einfluss
Tatsächlich handelt es sich aber um eine grobe Fehlinformation. "Diese Annahme ist biologisch nicht haltbar", sagt Dr. Uwe Kirschner, Dermatologe und ärztlicher Leiter am Hautzentrum München gegenüber 20Minuten. "Die Melaninproduktion wird nämlich nicht über Lichtreize in den Augen, sondern durch die direkte Sonnenexposition der Haut ausgelöst", erklärt er weiter. Auch die Wiener Dermatologin Helena Schwerter bestätigt gegenüber KURIER, dass es sich bei dieser Theorie um "Unfug" handelt. "Dunkle Brillengläser haben keinen Einfluss auf die Melaninproduktion an anderen Körperstellen", so Schwerter.
Was sagt die Augenheilkunde?
Augenärzte betonen gerade das Gegenteil, nämlich, wie wichtig eine gute Sonnenbrille ist – nicht nur zum Schutz der Netzhaut, sondern auch der empfindlichen Hautpartien um die Augen. Die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft schreibt in einer Stellungnahme: "Es gibt keine Belege dafür, dass Sonnenbrillen Sonnenbrände begünstigen, im Gegenteil, sie schützen vor UV-Schäden an Augen und Haut."
Wovon hängt ein Sonnenbrand wirklich ab?
Wann ein Sonnenbrand entsteht, hängt laut netDoktor vom Hauttyp und der sogenannten Eigenschutzzeit ab. Diese kann durch Sonnenschutzmittel verlängert werden. UVA- und UVB-Strahlen dringen in die oberen Hautschichten ein und verursachen dort Schäden an den Zellen, insbesondere an ihrer DNA. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion: Die betroffenen Stellen röten sich, schwellen an und schmerzen. Gleichzeitig wird die Produktion des Pigments Melanin angeregt, das als natürlicher Schutz dient. Ist die UV-Belastung jedoch zu hoch, reichen diese Schutzmechanismen nicht aus und die Haut "verbrennt".
So schützt man sich richtig vor UV-Strahlung
Fachleute raten bei intensiver Sonne zu einem konsequenten Schutz der Haut:
- Mittagssonne meiden
- Textiler Schutz wie Kleidung, Hut oder Tuch (bevorzugt Leinen)
- Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor (ab 30)
- Sonnenbrillen mit UV-400-Filter und Tönungsstufe 2 oder 3
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