Weil sie Angst vorm Bestellen haben: GenZ meidet Feinkosttheke

Feinkosttheken, auch Frischetheken genannt, lösen bei jungen Menschen Unbehagen aus.
Erst kürzlich wurde eine Debatte laut, in der die wackelige Zukunft der guten alten Feinkosttheke in Supermärkten thematisiert wurde.
Hauptgrund dafür sei laut heimischem Handel eine "Gastronomisierung" des Angebots – vor allem in der Großstadt. Doch auch die junge Generationen und ihre Eigenheiten spielen mit rein.
Feinkosttheke bei Gen Z nicht begehrt
Vor allem die Generation Z (12 bis 30 Jahre) hält nicht viel von der Feinkosttheke, wie auch die Konsumforscherin, Sabine Loch, vom Rheingold Institut gegenüber der Lebensmittelzeitung bestätigt. Die junge Generation wünsche sich soziale Kontrolle und kann daher an der Frischetheke schnell überfordert sein: "Viele vermeiden deshalb die direkte Kommunikation an der Theke und bedienen sich lieber selbst". Vergleichbar ist dies mit ihrer ausgeprägten Abneigung gegen das Telefonieren, die sich bis hin zu einer Art Telefonphobie entwickeln kann.
Image-Kampagne auf YouTube
In Deutschland hat man bereits Maßnahmen ergriffen, um dem Negativtrend entgegenzuwirken und setzt dabei vermehrt auf Social Media. Die deutsche Supermarktkette Edeka brachte dazu bereits 2024 ein Imagevideo auf YouTube heraus. Mit dem Slogan "Theke it easy" versucht man, Jungen die Angst vorm Bestellen zu nehmen. "Du kennst ein Stück nicht beim Namen? Dann zeigst du an der Theke einfach darauf", heißt es im Video.
"Ich trau mich nicht"
Auch eine KURIER-Leserin meldete sich diesbezüglich zu Wort: "An der Feinkosttheke bestelle ich nie, weil ich eigentlich gar nicht weiß, wie viel Dekagramm ich nehmen soll (...) Ich trau mich auch nicht nachfragen und vermeide das Szenario daher komplett".
Auch Restaurants betroffen
Doch nicht nur die Feinkosttheke scheint von den sozialen Hemmungen der GenZ betroffen zu sein, auch Restaurants berichten vermehrt darüber, dass Junge häufig unter "Speisekarten-Angst" leiden. Laut einer Studie der britischen Restaurantkette Prezzo empfinden rund 86 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen Stress, wenn es darum geht Speisen und Getränke aus einem Menü auszuwählen. Ein Drittel der jungen Erwachsenen fühlt sich sogar so ängstlich, dass sie andere Personen am Tisch bitten, für sie mit den Kellnern zu sprechen.
Starke Konkurrenz
Die Feinkosttheke hat in den vergangenen Jahre zudem starke Konkurrenz bekommen. Vor allem in Großstädten verzeichneten Online-Lebensmittelhandel, Fertigprodukte und Lieferdienste in Österreich einen deutlichen Umsatzanstieg. So hat sich der E-Food-Umsatz laut retail.at von 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. Auch dies spielgelt das geänderte Einkaufsverhalten bei Jungen wider. Über Apps kann man relativ anonym und bequem von der Couch aus online bestellen, ohne dem Gegenüber in die Augen sehen zu müssen.
Frischetheke in Österreich in Gefahr?
Fans der Feinkosttheke müssen jedoch nicht bangen, denn laut Spar und Billa in Österreich bleibt die Abteilung nach wie vor erhalten. "Dieses persönliche Service ist für uns ganz wesentlicher Bestandteil unserer Märkte und das wird auch so bleiben", sagte eine Spar-Sprecherin. Obwohl es bei Billa etwas experimenteller zugeht - dort testet man bestimmte "To Go"-Produkte - werden Frischetheken flächendeckend nicht ersetzt.
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