Deutschland wird Weltmeister, oder?
90 Minuten 7 Tore 1 Sieg für die Ewigkeit! Unfassbar! Gigantisch! Fantastisch! Und alle Worte reichen noch nicht für diese Nacht", war über das erste Halbfinale in der Bild zu lesen. "Im Rausch nach Rio", titelte die Süddeutsche Zeitung. "Die brillanten Deutschen verprügeln die Gastgeber", schrieb Daily Mail.
Einen Tag später lesen sich die Schlagzeilen etwas anders: "Das zweite Halbfinale ähnelte sehr einem Schachspiel auf Gras", schrieb die niederländische Zeitung De Volkskrant und fügte hinzu: "Irgendwann musste aus diesem Fußball der gigantischen Langeweile doch ein Sieger hervorkommen." "Sie könnten auch gleich ' Deutschland' auf die Trophäe schreiben", urteilte die englische Sun.
Nach dem Spektakel vom Vortag wurde man als Fan am Mittwoch wieder auf den Boden der Fußball-Tatsachen zurückgeholt (zum Spielbericht). Kein Spektakel, kein Spielwitz, 120 Minuten ohne Tore. Lionel Messi? Unsichtbar. Robin van Persie? Schwach. Arjen Robben? Bemüht, aber glücklos. Gonzalo Higuain? Ein Gespenst.
Die Abwehrreihen dominierten das Geschehen, Ballverlust reihte sich an Ballverlust. Höchstens ausgeprägte Taktikfans könnten ihren Spaß an diesen 120 Minuten gehabt haben. Der Plan von Louis van Gaal, den vierfachen Weltfußballer Messi mit Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen, ging auf. Zum Finaleinzug reichte es wegen der verschossenen Elfmeter von Ron Vlaar und Wesley Sneijder dennoch nicht.
Neben den Taktikfreaks werden aber wohl auch ein paar Fußballer im Campo Bahia das Spiel genossen haben. Den Kickern der deutschen Nationalmannschaft dürfte das zweite Halbfinale nicht gerade den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben.
Das Spiel in Bildern
Nach dem noch immer etwas unwirklich anmutenden 7:1-Spektakel gegen Brasilien wird Deutschland mit breiter Brust ins Finale am Sonntag gehen. Gegen Argentinier, die im Turnierverlauf keine Begeisterungsstürme auszulösen vermochten. Als zweckorientiert werden Leistungen wie jene der Albiceleste im bisherigen Turnier gemeinhin bezeichnet. 2:1-Sieg gegen Bosnien, 1:0 gegen den Iran, 3:2 gegen Nigeria, 1:0 nach Verlängerung gegen die Schweiz, 1:0 gegen Belgien und zuletzt der Sieg im Elfmeterschießen.
Die Südamerikaner rumpelten ins Finale und fordern am Sonntag eine "phänomenal" spielende "deutsche Maschine", wie am Mittwoch zu lesen war. Geht es nach den internationalen Pressestimmen, scheint die Entscheidung eigentlich schon gefallen.
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