Martina Haberler vereint Jung & Alt

Martina Haberler vereint Jung & Alt
Bei der Pädagogin in Wien-Ottakring helfen sich Senioren und Kinder gegenseitig.
Von Uwe Mauch

Heute basteln sie Kronen, am letzten Freitag haben sie gemeinsam Pizza gebacken. Und am kommenden Freitag werden sie möglicherweise schon den gemeinsamen Laternenumzug vorbereiten.

Eine ältere Dame sitzt in ihrem Rollstuhl, neben zwei kleinen Prinzessinnen (mit Papierkrone und grün angemalten Diamanten) und strahlt, dann sagt sie: „Für die Kinder spielt es keine Rolle, ob man gehbehindert ist oder nicht. Sie erklären uns, was wir vielleicht schon vergessen haben, und von uns können sie hoffentlich auch noch das eine oder andere lernen.“

Respekt

Zufrieden zeigt sich auch die junge Kindergartenpädagogin Martina Haberler. Sie leitet den privaten Betriebskindergarten im Haus der Barmherzigkeit in Wien-Ottakring. In diesem modernen Haus werden 350 ältere Menschen von 484 Mitarbeitern und 42 Kinder von vier Pädagogen und zwei Betreuern in zwei Gruppen betreut.
Für die Hausbewohner sei die Lebendigkeit der Kinder ein Gewinn, sagt Haberler. Die Kinder wiederum lernen früh, mit dem notwendigen Respekt dem Alter zu begegnen. Freitags zwischen zehn und elf Uhr haben sie dazu Gelegenheit. Die Begegnungen stehen immer unter dem Motto „Alt & Jung Hand in Hand“. Wichtig ist der Leiterin auch der Hinweis: „Die Kinder werden zu den Treffen nicht verpflichtet. Wir fragen sie jedes Mal, ob sie dabei sein möchten.“

Ehrliche Reaktionen

Martina Haberler, das ist sofort offensichtlich, arbeitet verdammt gerne im Kindergarten (es ist einer von mittlerweile 65 privaten Kindergärten von Kiwi, die Abkürzung steht für Kinder in Wien). Sie sagt fröhlich: „Das Schönste an meiner Arbeit ist, dass die Kinder einem ehrlich zurückgegeben, was man ihnen gegeben hat.“
Anstrengend sei dagegen der tägliche Lärmpegel und das Faktum, dass im Kindergarten die kleinen und auch die großen Katastrophen ohne Vorankündigung ausbrechen. „Dafür ist garantiert kein Tag wie der andere.“
Mit der Bezahlung sei sie in der Zwischenzeit einigermaßen zufrieden: „Gut, es könnte immer ein bisserl mehr sein, aber es ist heute immerhin deutlich besser als noch vor neun Jahren, als ich begonnen habe.“
Die ältere Dame im Rollstuhl freut sich übrigens schon auf das nächste Freitagstreffen. Die Vorfreude teilt sie mit den beiden Prinzessinnen. Es gibt auch in Ottakring ausreichend Kinder, die mit ihren eigenen Großeltern nicht oder nicht regelmäßig spielen können.

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