Was man beim Kauf von Samt-Kleidung beachten sollte

Was man beim Kauf von Samt-Kleidung beachten sollte
Einem erlesenen Kreis vorbehalten, schmückte Samt seine Träger bereits vor Jahrhunderten. Jetzt feiert der Stoff ein Comeback.

Ein alter Bekannter hat sich in dieser Saison zum neuen Liebling der Designer gemausert: Samt. Kaum eine Kollektion, die nicht mindestens ein aus dem weichen Material gefertigtes Stück beinhaltet, kaum eine Modekette, die den Trend nicht in ihren Regalen anbietet. Dries van Noten zeigte bei der Paris Fashion Week lange Mäntel aus Samt, Stella McCartney schickte Hosen aus selbigem über den Laufsteg und das japanische Label Kenzo ließ sich gleich zu fliederfarbenen Komplett-Looks im Stoff der Stunde hinreißen. Das Material, das über viele Jahre hinweg sein Retro-Image nicht los- und gerne mit biederen Vorhängen in Verbindung gebracht wurde, ist zurück – und zwar vielfältiger denn je.

Einst unleistbar

Der Stoff, der heute jedermann adelt, war einst Königen vorbehalten. "Die Erzeugung von Samt ist bereits im Osmanischen Reich nachzuweisen", weiß Kostümhistorikerin Annemarie Bönsch. "Die kostbare Ware fand schließlich über die regen Handelsbeziehungen über Venedig Eingang nach Europa." Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und mit dem beginnenden 17. Jahrhundert war Samt auch in England und Frankreich angekommen. Dass er bis heute als "Stoff der Könige" bezeichnet wird, hat einen einfachen Grund: "Samt eignete sich für den Ausdruck von Macht, Prunk, Präsentation und Luxus – speziell in Verbindung mit Stickerei", erklärt Bönsch. Aufgrund seiner teuren Produktion – er wurde aus kostbarer Seide hergestellt – war Samt bis ins späte Mittelalter nur in wohlhabenden Kreisen verbreitet.

Was man beim Kauf von Samt-Kleidung beachten sollte
A model presents a creation for Rochas during the 2016-2017 fall/winter ready-to-wear collection fashion show on March 2, 2016 in Paris. AFP PHOTO / BERTRAND GUAY

"Bei Samt handelt sich um ein Gewebe mit kurzem Flor (Anm.: Fadensystem)", erklärt Ajla Karic-Culbertson von der Modeschule Hetzendorf. "Wird der Flor flach gepresst, spricht man von Pannesamt." Heute finden sich zahlreiche Ausführungen auf dem Markt, die weitaus kostengünstiger sind: Baumwolle, Viskose und synthetische Fasern kommen zum Einsatz und zeichnen sich ebenfalls durch eine sanft schimmernde Oberfläche aus. Jedoch sind sie pflegeleichter. Nicht zu verwechseln sei dieser mit dem weit verbreiteten Nicki-Stoff: "Die aus Baumwolle/Polyester bzw. Polyester/Viskose gefertigte Maschenware und in der Regel kostengünstigere Stoffvariante zeichnet sich zwar auch durch eine weiche Oberfläche aus, ist aber im Gegensatz zu Samt elastisch."

Schick und bequem

"Samt war bis zuletzt ein eindeutiges Abendthema, da er sehr festlich ist und zumeist in dunklen Nuancen in Erscheinung tritt", weiß Ilse Holey, Chefeinkäuferin im Steffl Department Store. Seit dieser Saison sei das Trend-Material auch bei Alltagslooks zum Thema geworden. Bei der Anprobe von Samt-Stücken rät die Modeexpertin dazu, auf die Zusammensetzung zu achten: "Baumwollsamt ist steifer als Pannesamt und daher eher etwas für zierliche Damen." Ersterer ist sehr kompakt und steht fast von selbst – die perfekte Wahl bei kurzen Röcken. Als Figurschmeichler schlechthin gilt Samt mit Stretchanteil, der von Modehäusern wie Elie Saab und Moondress gerne zu Abendroben verarbeitet wird. Die Kleider würden laut Holey nicht nur jeder Figur passen, sondern auch sehr bequem sein. Vom Griff zu Knittersamt rät sie kurvigen Kundinnen ab, da dieser schnell aufträgt.

Was man beim Kauf von Samt-Kleidung beachten sollte
A model presents a creation by Stella McCartney during the 2016-2017 fall/winter ready-to-wear collection on March 7, 2016 in Paris. AFP PHOTO / PATRICK KOVARIK

Wer sich nicht gleich von Kopf bis Fuß in Samt hüllen will, kann sich mit Schuhen und Taschen langsam an den Trend herantasten. So kann das Material selbst in Büros mit strengerem Dresscode ausgeführt werden.

Zu entspannt sollte man sich in samtigen Outfits jedoch nicht fühlen: Denn die Reinigung von Samt ist nichts für Faule. "Man darf ihn nicht in die Waschmaschine geben, sonst verfilzt sich der Flor – und das Kleidungsstück ist ruiniert", warnt Holey. "Er ist äußerst empfindlich und sollte nur in der Reinigung behandelt werden." Beim Bügeln muss darauf geachtet werden, dass der Flor nicht knickt. Die Einkäuferin rät, die Oberfläche auf gleiches Material zu legen, damit diese nicht zu stark erhitzt wird. Anschließend kann mit dem Bügeleisen vorsichtig darübergestrichen werden. Und: Nie an Flecken reiben. Ja, der Stoff der Könige muss behandelt werden wie eine Königin.

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