Wie ein Architekt zum meist gehypten Modemacher wurde
Erwähnt man Off-White, beginnen die Augen vieler Jugendlicher zu strahlen. Erwähnt man Virgil Abloh, fällt den meisten nichts dazu ein. Noch hat sich nicht herumgesprochen, wer hinter der begehrten Modemarke steckt. Lernt man den großgewachsenen Modeschöpfer kennen, entdeckt man ein Multitalent.
Was man über Virgil Abloh wissen muss: Er ist gelernter Architekt. Er ist stolzer Afrikaner. Und eine Art Alchimist: Alles was er angreift, verwandelt sich in Gold. Außer Louis Vuitton – das war schon pures Edelmetall, bevor Abloh dort 2018 die kreative Leitung der Männerlinie übernahm. Aber auch das Luxushaus brachte er wieder zum Glühen.
Streetwear-Fan
Betrachtet man den Instagram-Account von Virgil Abloh, sieht man vor allem den früheren Skater, der in den 90er Jahren Streetwear entdeckte, Rap hörte und urbane Kultur inhalierte. Er ist aber mehr als Copy und Paste und freches Labeling.
Abloh ist der lebende American Dream, den es im Amerika des Donald Trump nicht mehr geben dürfte: Sein Vater, ein Logistik-Arbeiter, und die Mutter, eine Näherin, schafften es von Ghana nach Rockford, Illinois, nahe Chicagos. 1980 geboren, studierte Virgil erst einmal Architektur bis zum Master.
Von Afrika wusste er wenig, bis er als Teenager erstmals in die Heimatstadt seiner Eltern, nach Accra reiste, wie er im gerade erschienen Katalog zu "Figures of Speech" (die erste Ausstellung über Virgil Abloh, derzeit im Museum of Contemporary Art Chicago; noch bis 22. September) im Dialog mit dem Star-Architekten Rem Koolhaas erzählt. Ab da fand er seine afrikanische Identität.
Praktikum bei Fendi
2002 lernte der junge Zivil-Ingenieur Kanye West und Jay-Z kennen, jobbte auch als Kreativberater für die Rapper und Produzenten, begann mit Kanye 2009 ein Praktikum beim Modehaus Fendi in Rom (für 500 Dollar im Monat) und gründete bald darauf ein Modelabel, Pyrex. Dass Kanye West, Jay-Z und Fans die sündteuren Outfits trugen und auf Instagram posteten, machte es blitzartig begehrt.
2013 startete Virgil dann den Streetwear-Brand Off-White. Dessen Erfolg wollten und wollen sich Häuser wie Levi’s, Jimmy Choo, Kofferspezialist Rimowa, Möbelhersteller Ikea, zuletzt auch Vitra nicht entgehen lassen und laden Abloh zu Kooperationen ein. Nicht nur die lustvoll für Nike dekonstruierten Sneakers erwerben sich – Preis egal – in Windeseile die Aufschrift: Sold out! Ausverkauft!
Kult-Status
2018 entschloss sich Louis Vuitton seinen Männer-Designer Kim Jones durch Virgil zu ersetzen. Klar, wer bei seiner ersten Show im Park des Pariser Palais Royal im Publikum saß: Kim Kardashian mit Gatten Kanye West, Kylie Jenner, Supermodel Bella Hadid, Rita Ora, Rihanna. Brav posteten die Stars die Kollektion, die somit unzählige Millionen Instagram-Followers zu sehen bekamen.
Nicht zu vergessen: Virgil ist mit der blonden Shannon (38), einer Marketingspezialistin, verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder, Tochter Lowe (6) und Sohn Grey (3).
Interviews gibt Virgil ungern: "Ich halte mich mit Worten zurück und bin mehr an Taten interessiert. Worte stecken einen nur in eine weitere Schublade. "
Und wo bekommt man – abgesehen vom Internet – Virgil Ablohs Mode in Österreich? "Off-White ist eine unserer besten Marken", freut sich Zoé Daie von Amicis in Wien. "Sie hat Kult-Status." Sicher auch bei Helmut Eder in Kitzbühel. T-Shirts gibt es ab ca. 180 Euro. Sie können aber auch 500 Euro und mehr kosten. Sneakers beginnen bei 250 Euro. Louis Vuitton gibt es in Wien, Salzburg und Kitzbühel.
Ja, Disc Jockey ist er auch! Virgil Abloh liebt Musik und legte schon als Teenager gerne Platten auf. Seine Vorbilder sind A-Trak, Benji B und Gilles Peterson. Beinahe hätte man Virgil Abloh nächste Woche in Wien als DJ am Mischpult bewundern können. Am Mittwoch sollte er an der Spittelauer Lände in der Grellen Forelle gemeinsam mit den DJs Wolfram und Ilyas Heckmann antreten. Jetzt hat Virgil seinen Auftritt kurzfristig abgesagt und auf „vermutlich im Winter“ verschoben. Star-DJ, Wofram Amadeus, der gerade in Berlin aufgelegt hat, den man im Le Bain in New York oder bei Modeschauen und Partys in Paris erleben kann, der gerne auch in seiner Heimat – z.B. in der Pratersauna – sein Können zum besten gibt, bleibt dran.
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