Royale Regeln: Warum sich Meghan lässiger kleiden darf als Kate
Nur wenige Minuten, nachdem Fotos von Herzogin Meghan in ihrem Kleid veröffentlicht wurden, brach die Website von Designerin Karen Gee zusammen. Während ihrer offiziellen Auslandsreise durch die Pazifikstaaten mit Prinz Harry, die diese Woche zu Ende ging, hatte sich die ehemalige Schauspielerin an ihrem ersten Tag in Australien für ein weißes körperbetontes Cocktailkleid von Gee entschieden. Der Entwurf gefiel so vielen Fans, dass er innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war – und der Onlineshop dem immensen Andrang nicht mehr standhalten konnte.
Seitdem das Paar im November 2017 seine Verlobung bekannt gab, gilt das Interesse der weiblichen Fans vor allem den Outfits der Herzogin. Der Mantel der kanadischen Marke Line The Label, den die 37-Jährige damals zur öffentlichen Verkündung der Hochzeit trug, war kurze Zeit später bereits nicht mehr erhältlich. Mittlerweile hat die Firma das Modell sogar nach seiner berühmten Trägerin umbenannt.
Das Hochzeitskleid ließ sich die ehemalige „Suits“-Darstellerin von Clare Waight Keller, Chefdesignerin von Givenchy, schneidern – und machte die gebürtige Britin damit über Nacht weltbekannt. Das zweite Brautkleid für die Feier am Abend stammte von Stella McCartney, die das ärmellose Modell anschließend für ihre Kundinnen neu auflegte, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Kurz: Was Meghan trägt, wollen alle haben. Das wurde nun auch auf der 16-tägigen Reise durch Australien, die Fidschi- und Tonga-Inseln sowie Neuseeland deutlich.
Kate-Effekt
Neu ist dieses Phänomen jedoch nicht. Bereits Kate Middleton löste beginnend mit ihrer Hochzeit mit Prinz William im Jahr 2011 einen Ansturm auf sämtliche Outfits aus, in denen sie sich in der Öffentlichkeit blicken ließ. "Kate Effect" tauften die britischen Medien damals die verkaufsfördernde Wirkung, die von der Herzogin ausging.
"Dass die Leute sie so interessant finden, hängt zu einem großen Teil davon ab, dass sie als Mädchen von nebenan gesehen wird", sagt Susan Kelley, Gründerin des Blogs www.whatkatewore.com, in dem die Journalistin detaillierte Infos über alle Outfits der 36-Jährigen veröffentlicht. "Sie wirkt nahbar und wie jemand, der über sich selbst lachen kann." Und sie sei laut der Amerikanerin auf dem Boden geblieben. Den Stil der Herzogin von Cambridge beschreibt sie als unaufdringlich elegant. "Sie vermeidet allzu trendige Looks, die sehr auffällig sind."
Der Wiener Designer Thomas Kirchgrabner sieht es ähnlich: "Ich finde, dass Kate mit ihrem Stil eine Brücke zwischen sehr konservativen und dennoch modischen Aspekten gefunden hat." Ein für ihn ausschlaggebender Faktor für die Beliebtheit von Kates Mode ist ihr Mix aus Designerkreationen und kostengünstigeren Entwürfen. Die 36-Jährige wurde schon oft in Teilen der Modeketten Zara und Topshop fotografiert. "Das entspricht dem derzeitigen Zeitgeist", weiß Kirchgrabner.
Laut Image- und Stilberaterin Bettina Kohlweiss geschieht dies nicht aus Zufall. "Ich denke, dass sie die günstigen Outfits gezielt verwendet, um Volksnähe und Bescheidenheit zu demonstrieren", verrät die Mode-Expertin.
Mit Meghan hat das britische Königshaus nun ein zweites Modevorbild. Ebenso wie Kate hat auch sie unzählige Designerentwürfe in ihrem Kleiderschrank, unter die sich manches leistbare Stück mischt. "Sie ist zwar auch klassisch gekleidet, ihr Stil wirkt aber etwas mondäner und trendiger", analysiert Kohlweiss. Meghan zeige außerdem mehr Haut als ihre Schwägerin. Möglich ist das aufgrund ihrer Stellung in der Monarchie. "Da Kate eines Tages die Ehefrau des Königs sein wird, ist ihre Garderobe viel seriöser", weiß Bloggerin Susan Kelley. "Weil Prinz Harry in der Thronfolge weiter unten steht, hat Meghan mehr Freiheiten."
Nicht alles ist erlaubt
Dennoch muss sich auch Letztere an zahlreiche Moderegeln halten. Miniröcke sind ebenso tabu wie tiefe Ausschnitte. Diamant-Schmuck (mit Ausnahme der Verlobungsringe) darf nur bei Abendterminen getragen werden. Von den Marken, für deren Kollektionsteile sie sich entscheiden, dürfen sich Kate und Meghan übrigens nicht beschenken lassen. Das Budget für modische Ausgaben wird vom britischen Königshaus zur Verfügung gestellt.
Unbezahlbar bleibt der Werbeeffekt für die einzelnen Firmen. In einem Interview mit dem Magazin Hello sagte Designerin Nina Kharey: "Mein Instagram-Account und mein Posteingang sind explodiert." Meghan hatte im Juli ein Trench-Kleid ihres Labels Nonie beim Besuch der Nelson-Mandela-Ausstellung in London getragen. Die Auswirkungen auf die Verkaufszahlen seien bei der bislang nur wenig bekannten Marke sofort bemerkbar gewesen.
Über die Erhöhung ihres Bekanntheitsgrads können sich bald auch einige auf Schwangerschaftsmode spezialisierte Modelabels freuen. Vor Kurzem gaben Harry und Meghan bekannt, im Frühjahr 2019 Nachwuchs zu erwarten. Und bis dahin gilt es noch viele offizielle Termine wahrzunehmen.
Mitarbeit: Julia Pfligl
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