Geschmackssache: Lugners modisches Kasperltheater
Eines muss man Herrn Lugner lassen: Trotz lückenhafter Kenntnisse über die Verfassung und Wortaussetzern (der Begriff "Demokraten" entfiel ihm) argumentierte sich der Unternehmer am Dienstagabend in der ZIB 2 mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein durch den verbalen Schlagabtausch mit Armin Wolf. Der 83-Jährige selbst nennt seinen Wahlkampf eine Kasperloffensive, will aber gleichzeitig als ernst zu nehmender Kandidat wahrgenommen werden. Das passende Outfit wäre kein schlechter Anfang gewesen.
Statt sich im klassischen Anzug inklusive Krawatte ins ORF-Studio zu setzen, entschied sich Richard Lugner für ein khakifarbenes Sakko aus Leinen. Das Muster mit Palmen und Vögeln ließ eher Urlaubs- als Hofburg-Feeling aufkommen, passend dazu war das weiße Hemd leger aufgeknöpft. Für 849 Euro können Fans des lugnerischen Geschmacks die Kreation des italienischen Labels Etro ihr Eigen nennen (Mode-Mutige können hier gleich nachshoppen).
"Kleinkariertheit gibt es in der Politik schon genug"
Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hält nicht viel von der üblichen Schwarz/Weiß-Kombination. Er bestreitet seinen Arbeitsalltag am liebsten in großkarierten Anzügen, gerne in Kombination mit ausgefallenen Krawatten. „Kleinkariertheit gibt es in der Politik schon genug“, sagte der 45-Jährige in einem Interview mit dem Magazin Bunte. Er ziehe an, was ihm gefalle, ohne auf Moden zu achten.
Zu den TV-Duellen wird Richard Lugner nicht eingeladen, der Termin bei Armin Wolf wäre also die Chance gewesen, seine ernsthaften Ambitionen zu unterstreichen. Das muss man vor allem mit Worten und Taten, die Wirkung eines adäquaten Outfits sollte jedoch nicht unterschätzt werden.
"Bundespräsident spielen ist eine kinderleichte Rolle", sagt Lugner. Wenn es doch nur so einfach wäre.
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