"Armselig": Salvini kritisiert Benetton-Werbung mit Flüchtlingen
Nach der Hilfsorganisation SOS Mediterranee hat auch der italienische Innenminister Matteo Salvini mit scharfen Worten ein Benetton-Werbefoto von aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen angeprangert. "Finde nur ich diese Werbung armselig?", schrieb Salvini auf Twitter. Salvinis Partei, die rechte Lega, rief zu einem Boykott von Benetton-Produkten auf.
Starfotograf unbekümmert
In der Werbung der italienischen Modefirma sind Flüchtlinge auf einem Boot zu sehen, die rote Rettungswesten tragen und vom Hilfsschiff "Aquarius" geborgen werden. In der unteren rechten Ecke ist der Schriftzug "United Colors of Benetton" zu lesen.
Der Starfotograf Oliviero Toscani, Urheber der umstrittenen Werbekampagne, zeigte sich über den Boykottaufruf der Lega unbekümmert. "Salvini ist so hässlich, dass er mit unseren T-Shirts Benetton keine große Werbung machen würde", kommentierte Toscani. Die Tatsache, dass Salvini seine Werbekampagne attackiere, sei ein Beweis, dass diese richtig sei.
Toscani kritisiert die neue Regierung aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung scharf. Er erklärte sich bereit, ein Gruppenbild von Politikern zu machen, die Widerstand gegen die neue Regierung leisten wollen. "Dieses Bild könnte zu einem großen Widerstandsmanifest werden", sagte Toscani. Sein Vorschlag erntete in Mitte-Links-Kreisen Beifall. Italiens Ex-Premier Paolo Gentiloni erklärte sich bereit, im Bild aufzutreten.
Der 76-jährige Toscani hatte bereits von 1986 bis 2000 mit Benetton zusammengearbeitet. Ende 2017 war er wieder zum Modekonzern zurückgekehrt. Der Neuanfang ist auf das Comeback des Firmengründers Luciano Benetton zurückzuführen. Dieser hatte 2017 nach mehreren Jahren außerhalb des Konzerns wieder das Ruder des krisengeschüttelten Modeunternehmens übernommen.
Mit seinen Werbekampagnen sorgte Toscani immer wieder für Diskussionen (mehr dazu hier). Für Benetton fotografierte er einen sterbenden Aids-Kranken sowie Todeskandidaten in den USA, ebenso setzte er behinderte Kinder als Models ein. Verantwortlich war er auch für Plakate, die einen neugeborenen Säugling, die blutgetränkte Kleidung eines getöteten jugoslawischen Soldaten oder einen Aids-Kranken zeigten.
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