Was wurde aus der deutschen Rap-Ikone Sabrina Setlur?

- Sabrina Setlur kehrt für die Konzertreihe "Old But Gold" auf die Bühne zurück.
- Setlur revolutionierte den deutschen Rap und gilt als Symbol für Emanzipation in der Musik.
- Nach 2007 zog sie sich weitgehend aus der Musikwelt zurück und arbeitete in verschiedenen Bereichen, blieb aber in der Öffentlichkeit präsent.
Es ist eine kleine Sensation für Rap-Fans: Sabrina Setlur kehrt dieses Jahr auf die Bühne zurück. Gemeinsam mit anderen 90er- und 2000er-Stars wird sie im Juli im Rahmen der Konzertreihe "Old But Gold" durch Deutschland touren (Auftritte in Österreich sind leider nicht geplant).
Setlur war laut, selbstbewusst und kompromisslos. Als sie Mitte der 90er-Jahre in die deutsche Musikszene platzte, veränderte sie nicht nur den Sound, sondern auch das Geschlechterrollen-Bild im Hip-Hop. Heute ist die 51-Jährige zwar etwas weniger laut, aber an Selbstbewusstsein mangelt es ihr nach wie vor nicht.
Doch was wurde eigentlich aus jener Künstlerin, die bis heute als deutsche Rap-Ikone gilt?
Der Weg in die Charts
Geboren 1974 in Frankfurt am Main als Tochter indischer Einwanderer, wuchs Setlur in bürgerlichen Verhältnissen auf. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für Musik und Poesie. Ihre musikalische Karriere beginnt Anfang der 1990er-Jahre – zunächst unter dem Pseudonym "Schwester S.". Gemeinsam mit dem Produzenten Moses Pelham wird sie Teil des Rödelheim Hartreim Projekts, das mit kantigen Reimen und harten Beats die deutsche Hip-Hop-Landschaft aufmischt.
Ihr erstes Soloalbum "S ist soweit" erscheint 1995, die zweite Single "Ja klar" wird zum Top-15-Charthit, Preise inklusive. Setlur präsentiert sich von Beginn an als selbstbewusste Frau mit klarer Haltung – ungewöhnlich in einer Szene, die bis dahin von männlicher Dominanz geprägt war. Ihre Präsenz ist neu, unbequem, einschüchternd, kraftvoll – und notwendig. Das Album sollte den Grundstein für ihre Rap-Karriere legen.
Dank Emanzipation zum großen Durchbruch
1997 veröffentlicht sie erstmals unter ihrem bürgerlichen Namen ihr zweites Album "Die neue S-Klasse". Die Single "Du liebst mich nicht" erreicht Platz 1 der deutschen Charts und wird mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Damit war sie die erste weibliche Rapperin mit einem Nummer-eins-Hit in Deutschland. Setlur bekommt Gold, Echos und Bravo Ottos.
Der Song wird zu ihrer Hymne, ihr Look zum Statement, ihre Stimme zur Repräsentation. Sowohl Fans als auch Kritiker sehen in Setlur eine Art Symbol für Emanzipation auf Beats. Das Album selbst verkauft sich über 300.000 Mal und wird ebenfalls mit Gold ausgezeichnet.
Becker-Affäre schadet ihrem Image
In den folgenden Jahren erscheinen weitere Alben: "Aus der Sicht und mit den Worten von..." (1999), "Sabs" (2003) und "Rot" (2007). Die Musik wird ernster, reifer – und auch experimenteller. Setlur hat sich zwar als Rap-Größe etabliert, doch ihr Status kommt ins Wanken: Die Verkaufszahlen sinken stetig, an alte Erfolge kann sie nicht mehr anknüpfen – auch, weil mittlerweile eher Pop-Rap und Autotune gefragt waren. 2004 muss ihre Tour aufgrund mangelndem Interesse abgesagt werden. Die S-Klasse war nicht mehr modern, der Motor stotterte.
Setlur polarisierte zwar von Beginn an, doch nun gerät sie auch in den Fokus der Boulevardpresse – vor allem durch ihre kurze Liaison mit Tennislegende Boris Becker im Jahr 2001. Setlur muss sich mit Sexismus, Kritik und Spott auseinandersetzen, woraufhin sie sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzieht. "Diese Art von Popularität möchte ich nicht", erklärte sie rückblickend in einem Podcast-Interview von 2024.

Setlur und Boris Becker
Aber auch ihre nicht erfolgreiche Teilnahme an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003 sowie ihr Juror-Job in der dritten Staffel der Castingshow "Popstars" schaden ihrem Image als "ernsthafter Künstlerin mit Message" nachträglich.
Insgesamt verkaufte Sabrina Setlur bisher mehr als 650.000 Tonträger, gilt als deutsche Rap-Pionierin und beeinflusste Künstlerinnen wie Shirin David, Nura, Loredana oder Nina Chuba.
Die S-Klasse rollt weiter – aber auf anderen Wegen
Nach 2007 verabschiedet sich Setlur weitgehend von der Musik. Stattdessen studiert sie, arbeitet als Eventmanagerin, organisiert etwa den renommierten Sportpresseball in Frankfurt. Zwischenzeitlich war sie Mitarbeiterin einer Personalvermittlung sowie DJane.
Gänzlich verabschiedete sich Seltur aber niemals von der Öffentlichkeit. Sie trat als Kandidatin in TV-Formaten wie "Grill den Henssler" (2014), "Promi Shopping Queen" (2015), "Global Gladiators" (2018), "Let’s Dance" (2020) und "Die Verräter" (2023) auf. Aber auch als Schauspielerin ist Setlur in kleineren Rollen immer wieder zu sehen, beispielsweise in "Die Welt der Wunderlichs" (2016), "Verpiss dich, Schneewittchen" (2018; hier steuerte sie gemeinsam mit Eko Fresh auch einen Song bei – ihren bis dato letzten) und der Tatort-Folge "Siebte Etage" (2024).
Wie geht es weiter?
Für neue Wege scheint Setlur also stets offen zu sein: "Man ist nie zu alt, um Neues zu lernen", verriet sie der Zeitung Bild 2012. Bleibt abzuwarten, ob Setlur nach den "Old But Gold"-Konzerten wieder Geschmack an der Musik findet oder ob es bei Reality-Formaten bleibt. S-Klasse und S-Kasse liegen immerhin nah beinander.
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