Trump zu Weinstein-Prozess: Urteil "aus Sicht der Frauen großartig"

Trump zu Weinstein-Prozess: Urteil "aus Sicht der Frauen großartig"
Der US-Präsident und der verurteilte Ex-Filmmogul sind miteinander bekannt - er sei allerdings "kein Fan".

US-Präsident Donald Trump, der selbst immer wieder von Frauenrechtsaktivistinnen kritisiert wird, hat die Verurteilung des früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein begrüßt. Der Schuldspruch wegen Sexualverbrechen sei ein "großartiger Sieg" für Frauen und eine "sehr starke Botschaft", sagte Trump am Dienstag bei seinem Indien-Besuch in Neu Delhi.

"Ich denke, vom Standpunkt von Frauen aus war es eine großartige Sache." Ein Geschworenengericht in New York hatte Weinstein am Montag in zwei Fällen der Vergewaltigung und der schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen. Dem "Pulp Fiction"-Produzenten drohen damit zwischen fünf und 29 Jahren Haft. Das Strafmaß soll am 11. März verkündet werden, der Vorsitzende Richter ordnete bis dahin eine Unterbringung Weinsteins in Haft an.

Trump zu Weinstein-Prozess: Urteil "aus Sicht der Frauen großartig"

Melania und Donald Trump mit Georgina Chapman und Harvey Weinstein in New York, 2009.

Trump: "Mochte Weinstein nie"

Am Montagabend wurde der 67-Jährige aber wegen Brustschmerzen in ein Krankenhaus nach Manhattan verlegt. Seine Anwälte haben Rechtsmittel gegen die Verurteilung angekündigt. Trump sagte nun in Neu Delhi, er habe Weinstein nie "gemocht". "Ich war einfach kein Fan von ihm. Ich kannte ihn ein bisschen, nicht sehr gut."

Vielmehr seien die oppositionellen Demokraten Anhänger Weinsteins gewesen, sagte der Präsident. Die frühere First Lady Michelle Obama und die Trump 2016 unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hätten Weinstein "geliebt". Außerdem habe der einstige Hollywood-Mogul den Demokraten "enorme" Geldbeträge gegeben. Weinstein hatte in der Vergangenheit Geld für die Demokraten gespendet.

Trump selbst in der Kritik

Trump selbst ist in der Vergangenheit immer wieder für seinen Umgang mit Frauen angegriffen worden. Zahlreiche Frauen werfen dem Präsidenten frühere sexuelle Übergriffe vor. Die bekannte US-Kolumnistin E. Jean Carroll beschuldigt Trump, sie Mitte der 90er Jahre vergewaltigt zu haben. Für Aufsehen sorgte eine im Präsidentschaftswahlkampf 2016 bekannt gewordene frühere Äußerung Trumps, als Prominenter könne er alles mit Frauen machen - auch ihnen in den Intimbereich greifen.

Internetnutzer machten am Dienstag nach Trumps Äußerungen zum Fall Weinstein auf die Vorwürfe gegen den Präsidenten aufmerksam. Sie hoben auch hervor, dass Trump auf eine erste Reporter-Frage zum Schuldspruch gegen den Ex-Produzenten zunächst betonte, dass er Weinstein nicht gemocht habe, und auf dessen frühere Nähe zu den Demokraten abzielte. Erst auf die Nachfrage eines weiteren Journalisten sprach Trump dann von einem Sieg für Frauen und einer wichtigen Botschaft.

11. Oktober 2017: Wegen der Vergewaltigungsvorwürfe setzt die britische Filmakademie Bafta die Mitgliedschaft des US-Filmproduzenten aus. Weinsteins Verhalten sei "völlig inakzeptabel und unvereinbar mit den Werten der Bafta" und habe "absolut keinen Platz" in der Filmindustrie. Die Bafta vergibt die wichtigsten Filmpreise Großbritanniens.

14. Oktober 2017: Hollywood kehrt Weinstein endgültig den Rücken: Die Oscar-Akademie schließt den Produzenten aus ihren Reihen aus. Nach einer Dringlichkeitssitzung in Los Angeles erklärt der 54-köpfige Vorstand, die Entscheidung solle die Botschaft aussenden, dass "sexuell aggressives Verhalten" in der Filmbranche nunmehr "vorbei" sei.

Die Welle der Empörung schlägt immer höher, der Zorn kanalisiert sich in diesen Tagen im Internet vor allem in einem Hashtag: #MeToo wird zum Schlachtruf der Debatte und des Kampfes gegen sexuelle Gewalt.

3. November 2017: Die New Yorker Polizei kündigt an, einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vorzubereiten. Konkret geht es um den Fall der Schauspielerin Paz de la Huerta. Sie hatte Weinstein beschuldigt, sie 2010 zwei Mal in New York vergewaltigt zu haben.

24. Mai 2018: Weinstein will sich angeblich den New Yorker Behörden stellen: Das berichtet die Zeitung New York Times unter Berufung auf namentlich nicht genannte Strafverfolger. Die Zeitung Daily News berichtet, Weinstein drohe mindestens eine Anklage wegen sexueller Gewalt. Der Fall reiche in das Jahr 2004 zurück.

31. Oktober 2018: In den USA sind neue Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein bekannt geworden. Eine aus Polen stammende Frau wirft Weinstein einen sexuellen Angriff im Jahr 2002 vor, als sie erst 16 Jahre alt war.

26. April 2019: Das Strafverfahren gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe soll erst am 9. September beginnen, teilt das Gericht in New York mit, vor dem der Prozess stattfindet. Verteidigung und Anklage hatten US-Medien zufolge mehr Vorbereitungszeit erbeten. Zunächst war der Prozessauftakt für Mai geplant gewesen, dann auf Juni verschoben worden.

23. Mai 2019: Weinstein erzielt in seinen Zivilverfahren wegen sexueller Übergriffe eine vorläufige Vereinbarung über eine Millionenentschädigung. Die außergerichtliche Regelung, die sämtliche Opfer und Gläubiger betrifft und auch die Verfahren in Kanada und Großbritannien einschließt, beläuft sich laut Medien auf 44 Millionen Dollar (39,4 Millionen Euro). Die strafrechtliche Verfolgung des Ex-Filmproduzenten bleibt davon unberührt.

12. Juli 2019: Weinstein präsentiert ein neues Anwaltsteam für seinen Prozess. Die Anwälte Donna Rotunno und Damon Cheronis aus Chicago würden nun zusammen mit Arthur Aidala aus New York seine Verteidigung übernehmen. Von mehr als einem halben Dutzend Anwälten hatte sich Weinstein zuvor schon getrennt - oder sie hatten selbst das Handtuch geworfen.

23. Oktober 2019: Rose McGowan, eine der Vorkämpferinnen der #MeToo-Bewegung, zieht gegen Weinstein vor Gericht. Die US-Schauspielerin ("Charmed - Zauberhafte Hexen") reicht vor einem Bundesgericht in Kalifornien Klage gegen den Ex-Hollywoodmogul ein.

11. Dezember 2019: Weinstein schließt eine weitere Vereinbarung über Entschädigungszahlungen an dutzende Frauen, die ihm sexuelle Gewalttaten vorwerfen. 25 Millionen Dollar (22,4 Millionen Euro) soll den Angaben seines Anwalts zufolge unter mehr als 30 Schauspielerinnen und früheren Angestellten Weinsteins aufgeteilt werden, die juristisch gegen den ehemaligen Hollywoodmogul vorgegangen sind. Die Anschuldigungen reichen von sexueller Belästigung bis Vergewaltigung.

16. Dezember 2019: Es wird bekannt, dass der Prozess gegen Weinstein am 6. Jänner 2020 in New York beginnen soll. Dies kündigte eine Anklägerin, das italienische Model Ambra Battilana Gutierrez, an.

24. Februar 2020: Harvey Weinstein ist der Vergewaltigung und schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen worden. Zugleich sprach eine Jury in New York den 67-Jährigen am Montag aber von zwei Anklagepunkten wegen wiederholter schwerer sexueller Angriffe frei, die eine lebenslange Haftstrafe hätten nach sich ziehen können.

Der Schuldspruch gegen Weinstein gilt als Meilenstein für die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen. Mehr als 80 Frauen, darunter viele bekannte Schauspielerinnen, haben dem Gründer des Miramax-Filmstudios inzwischen sexuelles Fehlverhalten vorgelegt. Die juristische Aufarbeitung ist aber schwierig. Viele Fälle sind verjährt, häufig gingen die betroffenen Frauen nicht zur Polizei.

Die US-Schauspielerin Ashley Judd lobte nach dem Schuldspruch den Mut der Frauen, die gegen den einst mächtigen Hollywood-Produzenten ausgesagt hatten. Sie wolle den Frauen danken, die mit ihren Aussagen "durch eine traumatische Hölle" gegangen seien, schrieb sie auf Twitter. Judd war im Oktober 2017 eine der ersten Schauspielerinnen, die Weinstein öffentlich des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigten.

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