Tom Jones: 80 Jahre und kein bisschen heiser
Sehr wahrscheinlich ist er der berühmteste lebende Waliser der Welt, noch vor Gesangskollegin Shirley Bassey (83), Real Madrid-Kicker Gareth Bale (30) oder Schauspieler Anthony („Hannibal“) Hopkins (83) – historisch gesehen hat er längst einen Ehrenplatz neben Filmlegende Richard Burton (gest. 1984).
Die Rede ist von Tom Jones, eigentlich Thomas John Woodward aus Pontypridd, wo er als Bergarbeiterkind beinahe seine Geburt nicht überlebte. Denn der spätere „Tiger“, der heute, Sonntag seinen 80er begeht, schnurrte nicht einmal, als er „geschlüpft“ war. Kein Atem, elterliches Entsetzen, Trost ohne Rat von der Hebamme.
Erst als die Oma sich ein Herz und das leblose Bündel an den Fußgelenken gefasst hatte und es kopfüber in einen Kübel voll kaltem Wasser tauchte und Tiny Tom zum Trocknen durch die Luft wirbelte, stieß der zarte, aber zähe Knabe seinen ersten Schrei aus, der sich zum wuchtigsten Bari-Ton der Popgeschichte entwickeln sollte.
Wie man halt singen lernt. Mit 12 lag er mit Tuberkulose zwei Jahre lang im Bett: „Ich wäre ein lustiger Bergmann geworden. Ohne Kraft, aber mit Stimme.“
Mit 16, als er schon auf Hochzeiten und Beerdigungen Balladen intonierte, war er 1,77 (was er auch blieb) und hatte das schönste Mädchen der Stadt geschwängert. Einen Monat vor Ankunft seines Sohnes Mark (63, bis heute sein Manager) heirateten Tom und Melinda Rose.
Sie blieben fast 60 Jahre ein Paar (seine Frau starb 2016 an Krebs). Der einst schwarz-gelockte, der sich schon seit zehn Jahren nicht mehr färbt, dafür aber noch 2008 sein Brusthaar auf sechs Millionen Euro versichern ließ, war der duldsamen Gemahlin „sehr oft treu“ – in seiner Hochblüte als Sexsymbol gut 250 Mal pro Jahr nicht.
Es läpperte sich, nach und nachts sozusagen. Ein einziges Mal schlug ihn seine Frau. „Ich wehrte mich nicht, ich hatte es verdient.“ Aus einer „Drei-Nächte-Affäre“ mit US-Model Katherine Berkery (heute 57) kam als „Lovechild“ Jonathan (heute 32) zur Welt, für den er 20 Jahre lang 2.000 Euro monatlich zahlte, den er aber auch nach dem DNA-Nachweis, dass er seinen Lenden entsprungen war, niemals kennenlernen wollte: „Der Kerl wurde mir untergejubelt.“
Jonathan schlägt sich als obdachloser Straßensänger durch.
Der stiefväterliche Weltstar, der 1965 mit „It’s Not Unusual“ und mit dem Bond-Titelsong für „Thunderball“ als Beau unter den Barden zum Inbegriff vom In-Begriff geworden war, erwarb die Villa von Dean Martin (gest. 1995). Ein Notverkauf, wieder einmal wegen einer Scheidung.
Jones, der mehr als 100 Millionen Platten absetzte, jahrelang am Stück Las Vegas vertonte und noch mit Mitte 70 als Juror von „The Voice UK“ (als Vor- und Mitsänger) brillierte, kauft sich stets das jeweils neueste Modell von Rolls-Royce.
Er, der mit „Green, Green Grass of Home“, „Delilah“ oder „Sex Bomb“ eine halbe Milliarde Euro anhäufte, gilt als Erfinder der windigen Wendung: „Jeden Abend fliegen Slips auf die Bühne – sie werden nur immer größer.“
Als ihn jüngst eine Reporterin fragte, ob er den Frauen immer noch hinterherschmachte, sagte er: „Ja. Das Blöde dran ist nur: Wenn du so ein zauberhaftes Geschöpf siehst, bemerkst du nicht, wie du selber aussiehst.“
Als was soll er in Erinnerung bleiben? Tom Jones, 80 Jahre und kein bisschen heiser: „A hell of a singer.“ (etwa: als Teufelskerl von einem Sänger).
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