Sophia Loren wird 90: "Habe es in jeder Hinsicht geschafft. Ich beneide mich!"
Sie ist eine Institution, eine Ikone, war ein Superstar, bevor es diesen Begriff gab: Sophia Loren wird am 20. September unglaubliche 90.
Mit 14 drehte sie den ersten Film, Vittorio De Sica machte sie berühmt, mit 23 kam sie nach Amerika, wo sich die schönsten Männer jener Ära die Leinwand mit dem in Rom geborenen und in einem neapolitanischen Dorf aufgewachsenen Italo-Import teilten.
Sie heiratete einen kleinen italienischen Produzenten, Carlo Ponti, der sie und sich selbst in den USA groß herausbrachte. Vor vier Jahren machte sie ihren letzten Film, ''Du hast das Leben vor dir'', unter der Regie ihres jüngeren Sohnes Edoardo. Es war ihr 99.
Ob es einen 100. geben wird, steht in den Sternen. Loren brach sich vor sechs Monaten den Oberschenkel und geht seither mit – natürlich mit Glitzersteinen verziertem – Gehstock.
Sie lebt in der Schweiz, macht aber regelmäßig die lange Reise nach L. A., wo ihre Enkelin lebt. Die Hollywoodlegende, die vaterlos aufwuchs, kann auf ein Leben von Schmerz und Triumphen zurückblicken, von den Slums von Pozzuoli inmitten der Bomben des 2. Weltkriegs bis zur Oscarbühne.
KURIER: Was war die schwierigste Zeit in Ihrem Leben?
Sophia Loren: Als ich im Filmgeschäft zu arbeiten begann. Weil es so überaus wichtig für mich war, dass ich es schaffe und das macht immer Probleme, weil man als junges Mädchen keine Ahnung hat, wie schwierig es ist, wie schnell man sich an die Zurückweisungen gewöhnt, an die Leute, die einen nicht wollen, all die Negativität. Als junges Mädchen hatte ich nicht die innere Stärke, auch nicht, wenn ich wütend war, damit fertigzuwerden. Aber zum Glück war meine Mutter an meiner Seite. Sie hat meine Hand gehalten, und mir gesagt, dass alles gut wird. Ich habe ihr geglaubt, das war meine Stärke.
Wann begann die Liebe zum Kino?
Als ich in Pozzuoli, dem kleinen Städtchen, in dem ich aufgewachsen bin, ins Kino ging, war mein Traummann Tyrone Power, weil der Film, der damals herauskam, 'Blut und Sand' hieß. Ich habe ihn etwa acht Mal gesehen. Aber ich war damals etwa 12 oder 13 Jahre alt. Er war das Idealbild eines Mannes. Später machte ich mit Marcello Mastroianni 14 Filme, man kann schon sagen, er war mein Lieblings-Co-Star. Ich vermisse Cary Grant. Marlon Brando war der ideale Filmpartner für mich, und wir kamen sehr gut miteinander aus, im Gegensatz zu dem, was die meisten Leute über ihn sagten, war er gar nicht schwierig.
Privat waren Sie 42 Jahre mit Carlo Ponti verheiratet, bis zu seinem Tod 2007. Wie schafften Sie es, als eine der Wenigen in Hollywood eine skandalfreie Ehe zu führen?
Das Zusammenleben ist nie einfach. Aber wenn du in deinem Leben einen Mann findest, der dir wirklich wichtig ist und den du liebst, dann musst du jeden Tag an deiner Ehe arbeiten. Es ist manchmal harte Arbeit, aber es lohnt sich. Carlo hat mir viel Energie gegeben, er hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin. Er hat mich gelehrt eine gute Mutter zu sein, eine gute Schauspielerin und vor allem ein guter Mensch. Das ist sehr viel und sehr wertvoll.
Sie galten in einer Umgebung, die Glamour-Frauen am Laufband erzeugt, immer als sehr bodenständig. Stimmt es, dass Sie auch am Höhepunkt Ihres Ruhms Ihr eigenes Haus putzten?
Ja, aber das ist nicht bodenständig, das ist etwas Praktisches, das eine Frau immer tun sollte, besonders heutzutage, wo es sehr schwer ist, jemanden zu finden, der im Haus arbeitet. Ganz gleich, ob du Elizabeth Taylor oder Sophia Loren bist.
Wie gingen Sie mit dem Stempel Sexsymbol um?
Die Leute haben mich als Sexsymbol gesehen, ich mich selbst nie. Es ist auch interessant, dass meine erfolgreichsten Filme nie diejenigen waren, in denen ich eine sexy Rolle gespielt habe. Sondern Filme wie ,Und dennoch leben sie'. ,Hochzeit auf italienisch', ,Ein besonderer Tag'. Trotzdem finde ich Schauspielerinnen seltsam, die die Bezeichnung Sexsymbol als Beleidigung auffassen. Wie kann man frustriert sein, wenn man als Sexsymbol gilt? Ich finde es sehr schmeichelhaft. Es war sehr gut für mich, als Sexsymbol angesehen zu werden, besonders zu Beginn meiner Karriere, weil ich dadurch viele Filme machen konnte.
Sie galten auch immer als Mode-Ikone…
Mit Mode muss man vorsichtig sein, denn wenn du blind jedem Trend folgst, wirst du zur Witzfigur, denn dann bist du nur verkleidet, nicht gekleidet. Man muss sich schon selbst kennen, und wissen, was einem steht, und dann aus jedem Modetrend das herausnehmen, was einem passt.
Sie haben aus ihren Schönheitsoperationen nie ein Geheimnis gemacht. Warum waren Sie immer so offen?
Ich war als junge Frau dagegen, aber was versteht man als junge Frau schon davon? Je älter du wirst, desto mehr stört dich dein Gesicht, und ich war dann der Meinung, dass ich etwas dagegen unternehmen sollte. Es darf nur nicht zur Sucht werden.
Wie wird man so glücklich so alt und genießt das Leben wie Sie? Gibt es ein Rezept?
Ja, jung denken. Sich des Lebens freuen, jeden Tag kleine Dinge finden, die einem Spaß machen. Die Familie lieben. Natürlich war mein Leben wirklich wunderbar. Ich habe bekommen, was ich mir nie vorstellen hätte können, und viel mehr davon, als ich mir je erträumen konnte. Ich habe es in jeder Hinsicht geschafft. Ich beneide mich!
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