Nach Weinstein-Urteil: Ex-Hollywood-Mogul jetzt "Insasse 06581138Z"

Nach Weinstein-Urteil: Ex-Hollywood-Mogul jetzt "Insasse 06581138Z"
Aktuell befindet sich der verurteilte 67-Jährige aber noch nicht im Gefängnis.

Nach dem Schuldspruch gegen Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen wird der frühere Hollywood-Mogul im New Yorker Gefängnissystem nun als "Insasse 06581138Z" geführt. Auch zwei Tage nach dem Urteil sei Weinstein jedoch immer noch nicht ins Gefängnis gebracht worden, sondern befinde sich weiter im Krankenhaus, berichteten US-Medien am Mittwoch.

Dorthin war der 67-Jährige direkt nach dem Schuldspruch am Montag gebracht worden, weil er über Schmerzen in der Brust geklagt hatte. Er sehe aber aus, als sei er "in gutem Zustand", sagte einer seiner Anwälte, Arthur Aidala, nach einem Besuch bei seinem Klienten am Dienstag. Sobald wie möglich soll Weinstein in das berüchtigte New Yorker Gefängnis Rikers Island verlegt werden, wahrscheinlich in eine spezielle Einzelzelle mit medizinischer Versorgung.

Weinstein war am Montag von einer Jury wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung für schuldig befunden worden, allerdings nicht in allen Anklagepunkten. Dem 67-Jährigen drohen nun gleichwohl bis zu 25 Jahre Haft. Das Strafmaß will Richter James Burke am 11. März verkünden. Die MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung, die nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Weinstein entstanden war, feierte das Urteil als Meilenstein. In Los Angeles erwartet den früheren Hollywood-Mogul ein weiterer Prozess wegen Sexualverbrechen.

11. Oktober 2017: Wegen der Vergewaltigungsvorwürfe setzt die britische Filmakademie Bafta die Mitgliedschaft des US-Filmproduzenten aus. Weinsteins Verhalten sei "völlig inakzeptabel und unvereinbar mit den Werten der Bafta" und habe "absolut keinen Platz" in der Filmindustrie. Die Bafta vergibt die wichtigsten Filmpreise Großbritanniens.

14. Oktober 2017: Hollywood kehrt Weinstein endgültig den Rücken: Die Oscar-Akademie schließt den Produzenten aus ihren Reihen aus. Nach einer Dringlichkeitssitzung in Los Angeles erklärt der 54-köpfige Vorstand, die Entscheidung solle die Botschaft aussenden, dass "sexuell aggressives Verhalten" in der Filmbranche nunmehr "vorbei" sei.

Die Welle der Empörung schlägt immer höher, der Zorn kanalisiert sich in diesen Tagen im Internet vor allem in einem Hashtag: #MeToo wird zum Schlachtruf der Debatte und des Kampfes gegen sexuelle Gewalt.

3. November 2017: Die New Yorker Polizei kündigt an, einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vorzubereiten. Konkret geht es um den Fall der Schauspielerin Paz de la Huerta. Sie hatte Weinstein beschuldigt, sie 2010 zwei Mal in New York vergewaltigt zu haben.

24. Mai 2018: Weinstein will sich angeblich den New Yorker Behörden stellen: Das berichtet die Zeitung New York Times unter Berufung auf namentlich nicht genannte Strafverfolger. Die Zeitung Daily News berichtet, Weinstein drohe mindestens eine Anklage wegen sexueller Gewalt. Der Fall reiche in das Jahr 2004 zurück.

31. Oktober 2018: In den USA sind neue Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein bekannt geworden. Eine aus Polen stammende Frau wirft Weinstein einen sexuellen Angriff im Jahr 2002 vor, als sie erst 16 Jahre alt war.

26. April 2019: Das Strafverfahren gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe soll erst am 9. September beginnen, teilt das Gericht in New York mit, vor dem der Prozess stattfindet. Verteidigung und Anklage hatten US-Medien zufolge mehr Vorbereitungszeit erbeten. Zunächst war der Prozessauftakt für Mai geplant gewesen, dann auf Juni verschoben worden.

23. Mai 2019: Weinstein erzielt in seinen Zivilverfahren wegen sexueller Übergriffe eine vorläufige Vereinbarung über eine Millionenentschädigung. Die außergerichtliche Regelung, die sämtliche Opfer und Gläubiger betrifft und auch die Verfahren in Kanada und Großbritannien einschließt, beläuft sich laut Medien auf 44 Millionen Dollar (39,4 Millionen Euro). Die strafrechtliche Verfolgung des Ex-Filmproduzenten bleibt davon unberührt.

12. Juli 2019: Weinstein präsentiert ein neues Anwaltsteam für seinen Prozess. Die Anwälte Donna Rotunno und Damon Cheronis aus Chicago würden nun zusammen mit Arthur Aidala aus New York seine Verteidigung übernehmen. Von mehr als einem halben Dutzend Anwälten hatte sich Weinstein zuvor schon getrennt - oder sie hatten selbst das Handtuch geworfen.

23. Oktober 2019: Rose McGowan, eine der Vorkämpferinnen der #MeToo-Bewegung, zieht gegen Weinstein vor Gericht. Die US-Schauspielerin ("Charmed - Zauberhafte Hexen") reicht vor einem Bundesgericht in Kalifornien Klage gegen den Ex-Hollywoodmogul ein.

11. Dezember 2019: Weinstein schließt eine weitere Vereinbarung über Entschädigungszahlungen an dutzende Frauen, die ihm sexuelle Gewalttaten vorwerfen. 25 Millionen Dollar (22,4 Millionen Euro) soll den Angaben seines Anwalts zufolge unter mehr als 30 Schauspielerinnen und früheren Angestellten Weinsteins aufgeteilt werden, die juristisch gegen den ehemaligen Hollywoodmogul vorgegangen sind. Die Anschuldigungen reichen von sexueller Belästigung bis Vergewaltigung.

16. Dezember 2019: Es wird bekannt, dass der Prozess gegen Weinstein am 6. Jänner 2020 in New York beginnen soll. Dies kündigte eine Anklägerin, das italienische Model Ambra Battilana Gutierrez, an.

24. Februar 2020: Harvey Weinstein ist der Vergewaltigung und schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen worden. Zugleich sprach eine Jury in New York den 67-Jährigen am Montag aber von zwei Anklagepunkten wegen wiederholter schwerer sexueller Angriffe frei, die eine lebenslange Haftstrafe hätten nach sich ziehen können.

UN: Verurteilung ist ein "wichtiger Wendepunkt"

Die Verurteilung des einstigen Produzenten wegen Sexualverbrechen ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen ein großer Schritt für Opfer sexueller Gewalt. "Ich glaube, es ist für alle klar, dass der Schuldspruch ein wichtiger Wendepunkt ist", sagte der Sprecher von Generalsekretär Antonio Guterres, Stephane Dujarric, am Mittwoch in New York zur Causa Weinstein.

Der UN-Chef habe sich stets dafür ausgesprochen, Verursacher von Gewalt gegen Frauen zur Rechenschaft zu ziehen.

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