Sexismus: Baumgartner jubelt, Proll legt nach

Sexismus: Baumgartner jubelt, Proll legt nach
Die Schauspielerin sorgt mit ihrem Ärger über die Missbrauchs-Initiative #metoo auf Facebook für Diskussionen.

Nina Proll findet die #metoo Initiative, die US-Schauspielerin Alyssa Milano durch ein Twitterposting ins Leben gerufen hat, offenbar ziemlich nervig.

Nach dem Sexskandal um Harvey Weinstein hat Milano dazu aufgerufen, dass Frauen unter dem Hashtag #metoo ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung teilen sollen.

Kolleginnen erzählen von Erlebnissen

Auch österreichische Promi-Damen haben im Magazin Woman gerade ihre Erlebnisse über den Macht-Missbrauch von Männern geschildert, die ihnen sexuelle Avancen gemacht haben. Darunter ist auch Prolls "Vorstadtweiber"-Kollegin Maria Köstlinger sowie Kristina Sprenger und Susanna Hirschler.

Sexismus: Baumgartner jubelt, Proll legt nach
Nina Proll

Schauspielerin Nina Proll sieht die #metoo Aktion nicht ganz so positiv, wie sie nun auf Facebook kundtut. So schreibt die 43-jährige Mutter von zwei Söhnen beispielsweise:

"Mir war immer egal, wenn sie mir Avancen gemacht haben. So was hat in mir höchstens Mitleid hervorgerufen. Ich würde mich schämen, damit jetzt hausieren zu gehen."

Noch nie sexuell belästigt worden

Sie sei noch nie sexuell belästigt worden, vielleicht auch weil sie "sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes grundsätzlich erfreulich" findet und "erst mal als Kompliment" sieht.

"Wollen wir einander nur noch anzeigen und vor Gericht bringen? Oder sind wir in der Lage auf Augenhöhe miteinander zu reden und 'Nein' zu sagen, wenn uns irgendetwas missfällt? Wollen wir Männern verbieten, sexuelle Avancen zu machen? Oder können wir uns noch darüber freuen, wenn ein Mann versucht uns ins Bett zu kriegen? (...) Am besten, wir verbieten Männer!"

Herbst antwortet: "Liegt nicht in deinem Ermessen"

Vice-Redakteurin Hannah Herbst hat auf Prolls Aussagen in einem Artikel geantwortet. Sie teilt die Meinung der Schauspielerin nicht:

"Liebe Nina, du hast geschrieben, du verstehst die Diskussion um #MeToo nicht – Frauen sollten doch froh sein, wenn jemand Sex mit ihnen wolle –, deswegen versuche ich dir zu erklären, was gerade passiert. Niemand besteht darauf, dass Frauen Opfer sind. (...) Ich freue mich für dich, dass du noch nie sexuell belästigt wurdest. Du gehörst damit zu einer glücklichen Minderheit. Welche sexuellen Annäherungsversuche Frauen gut finden – und welche nicht –, liegt aber in ihrem Ermessen, nicht in deinem. Wenn dir etwas gefällt, das anderen nicht gefällt, dann gut für dich, aber sag anderen nicht, dass sie es auch mögen müssen."

Meinung der Leser

Auch viele KURIER-Leser sind erbost über Prolls Posting:

Contra

"Wenn Frau Proll sich durch Aktivitäten in sozialen Medien gestört fühlt, muss sie ja nicht hinnavigieren und teilnehmen. Ich würde es nicht als Kompliment betrachten, wenn mich ein ungustiöser, unsympathischer Fettwanst wie dieser Weinstein "anbraten" oder gar anfassen würde."

"Man soll sich also über sexuelle Avancen freuen, wenn man von einem Typen an den Haaren quer durch den Raum geschleift wird, solange der das noch als ganz normale Anmache und die Schreie als übliches Weiber-Geziere definiert. Vielleicht sollte sie das mal selbst erleben, wäre interessant zu erfahren, wie toll sie es empfindet."

Pro

Aber auch genügend Applaus gibt es für Nina Prolls Meinung, die sie öffentlich kundtat:

"Meine Hochachtung an Frau Proll! Ich dachte schon, es gibt keine normal denkenden Frauen mehr!"

"Bravo, Frau Proll! Sie sind anders als die grünen Schreckschrauben, die aus Hass auf die Männer, die ihnen ob ihrer Unattraktivität keine Avancen machen, mit Schauermärchen und Wunschträumen an den Pelz rücken!"

"Bin sonst kein unbedingter Fan von Nina Proll, doch diese Stellnahme ringt mir größte Hochachtung ab, weil sie differenziert und die derzeit völlig überzogene Kampagne ins recht Licht rückt."

Baumgartner: "Proll ist einfach toll"

Der streitbare und gerne provozierende Extrem-Sportler Felix Baumgartner steht Proll ebenfalls zur Seite und gratuliert zur "gesunden Einordnung des Problems".

"In Zeiten des immer kranker werdenden Mainstreams, was Sexismus und Frauenfeindlichkeit betrifft, braucht es eloquente und furchtlose Frauen wie Nina Proll", schreibt Baumgartner auf Facebook.

"Missverstanden": Proll verteidigt sich

Nach der zum Teil heftigen Kritik hatte offenbar nun auch Proll selbst das Bedürfnis, ihr Posting zu erklären. Am Mittwochabend veröffentlichte die österreichische Schauspielerin ein weiteres Posting, in dem sie von einem Missverständnis spricht:

"Schön, wenn man absichtlich missverstanden wird. Ich habe nicht von Frauen gesprochen, denen tatsächlich Gewalt widerfahren ist, sondern von Schauspielerinnen, die behaupten, sie hätten Unzumutbares ertragen müssen, um Karriere zu machen. Das ist etwas völlig anderes."

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