Luke Mockridge entsetzt mit Kommentaren über Sportler mit Behinderung

Luke Mockridge
Kurz vor TV-Start seiner neuen Sendung fällt der 35-Jährige mit menschenverachtenden Aussagen auf.

Nach einer Bildschirmpause wird der deutsche Komiker Luke Mockridge ab 12. September wieder als Moderator auf Sat.1 zu sehen sein. Der Sender kündigte die neue Show "Was ist in der Box? - Das Comedy-Quiz" an. Kurz vor Start der Sendung fällt der 35-Jährige aber mit menschenverachtenden Aussagen auf.

In den Sozialen Netzwerken hagelt es Kritik. Der Grund: Mockridge macht sich in einer Folge des "Die Deutschen"-Podcasts gemeinsam mit den Moderatoren über die Sportlerinnen und Sportler der Paralympischen Sommerspiele lustig.

"Wer als Erster ertrinkt, hat halt gewonnen"

Das Trio fantasiert etwa lachend über die Entstehung des Sportwettbewerbs. "Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat: 'Ey, du kennst doch die Olympischen Spiele? Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, oder? Sollen wir mal gucken, wer schnellere hat? Sollen wir die mal in so einem Wettrennen gegeneinander...? Es gibt Menschen ohne Arme und Beine, die wirft man ins Becken - wer als letzter ertrinkt, hat halt gewonnen", sagt Mockridge darin. 

Die XVII. Paralympischen Sommerspiele von Paris haben am 28. August offiziell begonnen. Bis 8. September kämpfen rund 4.400 Athletinnen und Athleten aus aller Welt in 22 Sportarten um Medaillen. Zusehenden wird Leistungssport auf höchsten Niveau geboten.

"Wenn deine Comedy als einziges Merkmal hat, dass sie diskriminierend ist, dann ist sie vielleicht nicht die allerbeste. Ich könnte so viel mehr zu diesen Clips sagen, aber mir fehlen einfach nur die Worte", schreibt die Aktivistin Katrin Aimee auf Instagram. Man sehe an diesem Beispiel, dass Cancel Culture nicht existiere.

Die Autorin und Beraterin für Inklusion, Gerechtigkeit und Diversität Laura Gehlhaar schreibt in einer zeitlich begrenzt abrufbaren Instagram-Story: "Behinderte Menschen müssen immerzu als Projektionsfläche für Witze, Mobbing und Hass herhalten. Dass das weiterhin ungestraft passieren darf, zeigen solche Inhalte und Kommentare in diesem Video." 

Sie appelliert, das Video auf Instagram zu melden.

Aussagen wie diese würden Ableismus und bestehende Machtgefälle verfestigen, meinen andere. "Ihr reproduziert hier menschenverachtende, diskriminierende Aussagen unter dem Deckmantel von 'Comedy' und jede Person, die das hier feiert und unterstützt, ist, genauso wie ihr, Teil des Problems", kommentierte die Autorin und Beraterin Luisa L'Audace das Video.

Der Verein ZARA - Zivilcourage und Antirassismusarbeit beschreibt Ableismus (auch: Behindertenfeindlichkeit) als "Herabwürdigung eines Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung und Reduzierung einer Person auf seine*ihre Beeinträchtigung. Ableismus ist für Personen mit Behinderung das, was Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ethnischen und/oder religiösen Zugehörigkeit sowie Sprache durch den Rassismus widerfährt oder Frauen durch Sexismus erleben. Ableismus kann von Beschämung, Beschuldigung oder Beleidigung von Personen mit Behinderung bis hin zu Verharmlosung von Gewalt oder Gewalt gegen Personen mit Behinderung reichen". Anmerkung: "Menschen mit Beeinträchtigung" wird als Selbstbezeichnung oft abgelehnt. "Es heißt 'behinderte Menschen' oder 'Menschen mit Behinderung'", sagt die deutsche Autorin und Aktivistin Luisa L'Audace." Diese neutrale Selbstbezeichnung werde immer noch als Schimpfwort missbraucht, dagegen müsse man vorgehen.

Rückkehr auf den Bildschirm

Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1 gezählt. Es ist nicht das erste Mal, dass er polarisiert. Im August 2021 hatte er eine Auszeit angekündigt und war seither im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. 

Er selbst berichtete vor drei Jahren von Anschuldigungen gegen ihn in sozialen Netzwerken und von der Anzeige einer Ex-Partnerin, die nach eigenen Angaben einen Vorfall in einer gemeinsamen Nacht als versuchte Vergewaltigung wahrgenommen habe. Mockridge wies die Vorwürfe zurück, die Staatsanwaltschaft Köln stellte ein entsprechendes Verfahren ein.

Sind Sie Opfer einer Straftat geworden? Informationen, kostenlose Beratung und Unterstützung erhalten Sie bei der Verbrechensopferhilfe WEISSER RING. Telefonberatung unter: 0800 112 112

Wenn Gewalt oder Missbrauch einen Ihrer Angehörigen, Bekannten, eine Schülerin oder einen Schüler betreffen, dann wenden Sie sich an die Beratungsstelle Die möwe.Telefonberatung unter: 01 532 15 15

Wenn Sie als Frau von Gewalt betroffen sind, wenden Sie sich an die Frauenhelpline. Die Beratungs- und Hilfsangebote sind kostenlos und das Team rund um die Uhr erreichbar. Telefonberatung unter: 0800 222 555

Mockridges frühere Partnerin, die deutsche Komikerin Ines Anioli, hatte ihre Erfahrungen mit einer toxischen Beziehung, wie sie sagt, in der Vergangenheit in ihrem Podcast thematisiert - ohne Namen zu nennen. 

Auf Instagram schrieb sie im Oktober 2020: "Ich hab Gewalt erlebt. Sexuelle Gewalt. Gewalt gegen meinen Körper und gegen meine Seele. Es fühlt sich an, wie ein schwerer Unfall, bei dem mein Leben zerquetscht wurde. Die Wunde könnt ihr von außen nicht sehen. Was ihr seht ist, dass ich mich anders bewege. Benehme. Rede. Bin. Ich habe keinen Sex mehr, kann nicht mal mehr darüber nachdenken. Höre ich das Wort, krampft mein ganzer Körper. Ich hab´ Alpträume. Nachts. Und tagsüber. Ich bin gefangen in mir selbst, hilflos. Ich fühl´ mich als Opfer, bestimmt von diesem schlimmsten, dunkelsten Teil meiner Geschichte, von Erlebnissen, die mich so gefangen nehmen, dass sie mir mein Ich kaputt machen."

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe veröffentlichte Sat.1 ein Statement, das vielen sauer aufstieß. Darin war zu damals lesen: "Es gibt aus guten Gründen kein juristisches Verfahren gegen Luke. Einen Menschen aufgrund von Gerüchten in den sozialen Netzwerken an den Pranger zu stellen, ist eine moderne Form der Lynchjustiz." Eine Stellungnahme wie diese trage dazu bei, dass sich Betroffene sexualisierter Gewalt nicht trauen, ihre Erlebnisse anderen anzuvertrauen, so die Kritik. 

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