Das Liebesleben der Kessler-Zwillinge: Von Elvis bis Sinatra
Zusammenfassung
- Alice und Ellen Kessler waren unzertrennlich, stellten ihre Schwesterliebe stets über Männer und lebten selbstbestimmt ohne Ehemänner oder Kinder.
- Trotz zahlreicher prominenter Verehrer wie Elvis Presley und Frank Sinatra blieben die Zwillinge unabhängig und ließen sich nie auf Abhängigkeiten ein.
- Beide hatten einzelne Liebesbeziehungen, darunter Alice mit Marcel Amont und Enrico Maria Salerno sowie Ellen mit Burt Lancaster und Umberto Orsini, doch keine dauerhafte Partnerschaft.
Alice und Ellen Kessler waren eine Einheit. Sie waren der Inbegriff von Synchronität und Eleganz, die Personifizierung des berühmten Sprichwortes "Eine Seele, die in zwei Körpern schlägt".
Die Kessler-Zwillinge gingen von Beginn an gemeinsam durchs Leben, wurden als Duo weltweit bejubelt. Am 17. November entschieden sie sich im Alter von 89 Jahren für den gemeinsam Tod durch "begleitete Sterbehilfe". Der Ort: Ihr Zuhause, eine Doppelvilla in der Nähe von München. Alice und Ellen waren unzertrennlich, bis zur letzten Sekunde ihres sowohl glamourösen als auch bewegten Lebens. Zusammen sind sie aufgestiegen – und zusammen sind sie eingeschlafen.
Die Frage nach der großen Liebe stellt sich bei den Kessler-Zwillingen also nicht – es war die jeweilige Schwester. Doch wie sah es mit romantischen Verbindungen aus? Hat es jemals ein Mann geschafft, sich zwischen die Zwillinge zu drängen? Immerhin standen sie mit begehrten Weltstars wie Dean Martin, Frank Sinatra oder Sammy Davis Jr. auf der Bühne, auch Elvis Presley zeigte sich gerne an ihrer Seite.
Und natürlich wurden die Zwillinge aufgrund ihrer Schönheit, Eleganz, ihres Charmes und ihres Anmutes von tausenden männlichen Fans auf der gesamten Welt verehrt. Ein Beweis unter vielen hierfür: Als sich Alice und Ellen im Alter von 40 Jahren für den italienischen Playboy nackt fotografieren ließen, war diese Ausgabe blitzschnell ausverkauft.
"Männer sind schwach"
Gleich vorweg: In mehreren Interviews stellten die Schwestern dar, dass Männer für sie niemals eine Priorität in ihrem Leben darstellen – in den 1950er- und 60er-Jahren durchaus ein gewagtes und nicht alltägliches Statement, das die Zwillinge aber nur noch mehr begehrenswerter unter Fans und Kollegen machte. Und rückblickend ihren Ikonenstatus festigen sollte.
"Wir haben uns nie abhängig von Männern gemacht", so Alice Kessler in einem Interview aus 2017 mit der Süddeutschen Zeitung. Ein Jahr zuvor fanden die Schwestern im Gespräch mit Die Zeit noch deutlichere Worte, als es darum ging, was sie von Männern hielten: "Männer sind schwach, sie wollen angehimmelt werden", betonten sie überzeugt.
Ab 1986 bewohnten sie gemeinsam ihre Doppelvilla in Grünwald bei München. Ohne Mann, ganz freiwillig, selbstbestimmt und (selbst-)bewusst. "Ein Mann kommt uns nicht mehr ins Haus. Allein die Vorstellung, mit einem Mann das Bad teilen zu müssen, ist unerträglich", so Ellen Kessler zur Süddeutschen Zeitung 2014.
Eine Ehe mitsamt Kindern kam für die Schwestern also nie infrage. Die Abneigung gegenüber dieser Tradition sehen sie in ihrer schwierigen Kindheit begründet. Der Vater war cholerisch und dominierend, die Kinder litten darunter ebenso wie deren Mutter. Alice erinnerte sich in einem Gespräch mit der Bild: "Sie war seine Sklavin. Wenn die Pantoffeln nicht da standen, wo er reinschlüpfen wollte, gab es Krach. Als Kind prägt einen das."
Kesslers über Elvis: "Verklemmter, gehemmter junger Mann"
Einer ihrer prominenten Verehrer war kein geringerer als Elvis Presley. Während aber die gesamte Frauenwelt den Sänger und Schauspieler zur damaligen Zeit anzuschmachten schien, ließ er die Schwestern unbeeindruckt. Die Zeit berichtete 2016 von einer plumpen Anmache Presleys den Kessler-Schwestern gegenüber: "I love your asses" (übersetzt: "Ich liebe eure Hintern"), hat er angeblich zu ihnen gesagt. Nach einem gemeinsamen Essen in Las Vegas sollen die Zwillinge zu folgendem Urteil gekommen sein: "Der Junge ist gestört".
An der Anekdote scheint tatsächlich etwas dran zu sein, immerhin fand Ellen 2022 in einem Interview mit dem Münchner Merkur ebenfalls nur wenig schmeichelnde Worte für den King of Rock 'n' Roll: "Elvis war ein verklemmter, gehemmter junger Mann", erzählte sie offen. Alice fügte hinzu: "Keiner glaubte es uns. Wenn man ihn so sah auf der Bühne, wirkte der ja ganz anders."
Presleys Hoffnung, dass sie beide seine Zuneigung erwidern würden, lief aber ins Leere. "Doch so waren wir gar nicht. Wir waren völlig cool", so Alice. Presley habe auf die Zurückweisung mit Verunsicherung reagiert. "Aber ich muss zugeben: Wenn wir ausgegangen sind mit ihm, sah er schon toll aus."
Und was lief mit Frankie?
Im selben Interview sprachen Alice und Ellen Kessler auch über eine weitere Showbiz-Legende – nämlich Frank Sinatra. Von diesem waren die beiden schon eher begeistert: "Er war sehr nett zu uns", erinnerte sich Alice – und zeigte sich einmal mehr emanzipiert: "Wissen Sie auch, warum? Wir haben ihn nie bedrängt, wir wollten nie was von ihm. Wir haben sie ja beobachtet, die Menschen um ihn herum: 'Oh, Frankie!' Alle immer ihm hinterher. Das hat ihn genervt. Wir haben uns völlig zurückgehalten."
Mehr verrieten die Schwestern über Sinatra jedoch nicht. Abgeneigt soll aber auch er den Schwestern nicht gewesen sein.
Liebeskummer bei den Kessler-Schwestern
Vor der Liebe (und Liebeskummer) waren aber auch die Kessler-Zwillinge nicht gefeit – und dem einen oder anderen Mann gelang es dann doch, ihr Herz zu erobern.
Alice Kessler war zwischen den 60ern und 80ern mit dem französischen Sänger Marcel Amont liiert, danach führte sie eine vierjährige Beziehung mit dem italienischen Regisseur und Schauspieler Enrico Maria Salerno.
Ellen Kessler wiederum hatte in jungen Jahren ein Techtelmechtel mit US-Schauspielstar Burt Lancaster. Über ihre Begegnung sprach sie später offen: "Das war 1956, ein One-Night-Stand. Wir waren in seinem Hotel, da stand dieser stattliche Hüne plötzlich vor mir und wird anzüglich. Da konnte ich nicht Nein sagen, war wie gelähmt ...", erinnerte sie sich gegenüber Frau im Spiegel im Jahr 2021.
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums.
Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
- Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar.
- Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 täglich von 16 bis 24 Uhr und ebenfalls anonym erreichbar.
- Die Telefonseelsorge ist unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr als vertraulicher Notrufdienst jeden Tag des Jahres erreichbar.
- Auf der Website www.bittelebe.at finden Angehörige/Freunde von Menschen mit Suizidgedanken Hilfe.
Ihre längste Beziehung führte Ellen mit dem italienischen Schauspieler Umberto Orsini, die fast zwei Jahrzehnte andauerte. "Er hat mich für eine 26 Jahre jüngere Frau verlassen. Er hat mir die Wahrheit bis zum Schluss verborgen", zitiert die italienische Zeitung Corriere della Sera Ellen.
Zwischen Orsini und Ellen Kessler kam es sogar beinahe zur Hochzeit – auch wenn sie rückblickend froh ist, dass es nicht so gewesen ist, wie sie der Frau im Spiegel verriet: "Anfangs fragte er mich einmal und weil die Liebe noch frisch war, sagte ich 'Sì'. Zum Glück ist er nie wieder auf das Thema gekommen und ich war froh, dass er mich nicht festgenagelt hat." Das wäre ihm wohl auf lange Sicht ohnehin nicht gelungen.
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