George Clooney (60) über das Älterwerden und seine Rolle als später Vater
Seit zwei Jahren hören seine Freunde diesen einen Satz von ihm: "Oh Mann, ich bin bald 60!" Morgen, Donnerstag (6. Mai), ist es tatsächlich soweit – George Clooney, zweimal bereits "Sexiest Man Alive", war immer ein Spätzünder.
Er wurde erst mit 35 zum Star, heiratete erstmals mit 54 – die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney (43) – und wurde mit 56 Vater der Zwillinge Ella und Alexander. Das Interview über Vor- und Nachteile des Älterwerdens, über Nebenrollen als "Oldboy" und über die Hauptrolle als "später Daddy".
KURIER: Was ist für Sie das Beste dran, 60 zu werden?
George Clooney: Dass ich die Impfung schon habe – das ist das Einzige. Aber ich bin dankbar, dass es wenigstens was gibt.
Wie war das vergangene Jahr?
Wir waren erst einmal neun Monate in unserem Haus in Los Angeles eingesperrt. Viel Hausarbeit und Windeln wechseln – meine Windeln vor allem, weniger die der Kinder (lacht).
Sind Sie froh, nach dem Ende der Lockdowns in den USA den Geburtstag richtig zu feiern?
Und wie! Ich kann endlich meine Freunde wiedersehen – und meine Eltern. Ich habe meine Eltern ein Jahr lang nicht gesehen. Das war das Schlimmste am letzten Jahr: Sie leben in Kentucky und sind zu alt, als dass ich irgendwas riskiert hätte. Aber jetzt kommen sie zum Glück zu uns nach L. A.
Mit 40 haben Sie noch mit Michelle Pfeiffer und Nicole Kidman um je 10.000 Dollar gewettet, dass Sie nie Kinder haben würden. Mit 50 haben Sie damit 20.000 Dollar kassiert ...
... und jetzt habe ich zwei – das ist Gott, der mir das heimzahlt. Ich war eben großmäulig und dafür muss ich büßen ...
Tun Sie sich eigentlich schwer mit so kleinen Kindern?
Weil ich sooo alt bin? (lacht) Ja, ich denke oft darüber nach, wie es für die Kids sein wird, wenn sie groß werden und ihren Weg im Leben finden. Ich stelle mir vor, wie meine Tochter ihre Mutter ansieht und sich denkt, wie soll ich je das schaffen, was diese brillante Frau geschafft hat? Ich hatte dieses Problem mit meinem Vater. Er war ein toller Journalist. Ich habe Journalismus studiert, wusste aber immer, ich kann nicht so gut werden wie er. Deshalb wurde ich Schauspieler. Das ist wohl das Beste am Alter: Wenn mein Sohn, der mir wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt – so extrem, dass, wenn ich ein Foto von mir mit vier herzeige, niemand den Unterschied erkennt –, alt genug ist, um zu wissen, was er tun will, dann bin ich ja schon in meinen mittleren 70ern.
Man sieht Sie nicht mehr so oft vor der Kamera, Sie führen lieber Regie und produzieren. Ist das eine Folge des Alters?
Ja und nein. Ich würde absolut mehr schauspielen, wenn ich ein gutes Buch fände. Nach "Midnight Sky" sagte wer: "Ah, das spielst du also jetzt – bärtige alte Männer!" Ich würde viel lieber so was wie "Out of Sigh" drehen (ein Erotik-Thriller mit Jennifer Lopez, 1998), aber das bin ich leider nicht mehr ... Ich würde allerdings sofort zusagen, wenn die Coen Brothers, Alexander Payne oder Steven Soderbergh die Regie machen.
Normalerweise finden Frauen ab einem gewissen Alter keine guten Rollen mehr.
Das ist so unfair. Bei Frauen beginnt es ab 45, bei Männern ab 60. Meine Tante (die Sängerin Rosemary Clooney, ein Riesenstar) war auf dem Cover von Time und plötzlich war sie wie vom Erdboden verschluckt. Das war mir eine Lehre. Ich wusste, ich muss mir hinter der Kamera einen Namen machen und meine Karriere selbst bestimmen. Ich wollte nie mit 60 zum Vorsprechen gehen und irgendwas als "Alter Mann, Nr. 3" vorlesen.
Fahren Sie noch Motorrad?
Nein, Amal hat dem sofort nach meinem Unfall in Sardinien ein Ende gesetzt. Ich durfte nicht mal darüber nachdenken.
Was haben Sie noch vor?
Ich habe einen Job, bei dem man nie in Pension geht. 30 % der Zeit verbringe ich mit meiner Charity-Stiftung. Und ich habe Kids, die mich um 7 Uhr aus dem Bett holen. Sie erhellen meine Welt und sind Grund genug, voll Freude aufzustehen.
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