Gegen das Stigma: Stars, die über ihre psychischen Probleme sprechen

Gegen das Stigma: Stars, die über ihre psychischen Probleme sprechen
Prinz William und sein Bruder Harry haben immer wieder eigene psychische Belastungen und Probleme thematisert. Mit 28 suchte sich Harry erstmals Hilfe.

Als Folge der Corona-Pandemie droht der Welt nach UN-Angaben auch eine massive Verbreitung psychischer Störungen. Selbst wenn das Virus unter Kontrolle sei, würden danach noch von der Krise ausgelöste "Trauer, Angst und Depression" Menschen und Gemeinschaften rund um den Globus beeinträchtigen, sagte UN-Generalsekretär António Guterres im Mai in einer Videobotschaft.

Telefon- und E-Mail-Beratung, kostenlos und anonym:

Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP): +43 1 504 8000, von Montag bis Sonntag von 9 bis 20 Uhr oder per E-Mail an: helpline@boep.or.at.

Kriseninterventionszentrum: +43 1 406 95 95, von Montag bis Freitag zwischen 10 und 17 Uhr. Unter www.kriseninterventionszentrum.at besteht die Möglichkeit der E-Mail-Beratung.

Telefonseelsorge: Unter der bundesweiten Notrufnummer 142 wird rund um die Uhr Telefonberatung angeboten. Unter www.telefonseelsorge.at besteht ebenfalls die Möglichkeit der E-Mail-Beratung.

Geht es um die psychische Gesundheit, wird nach wie vor oftmals geschwiegen - nicht nur in Zeiten von Corona. Eine Problematik, gegen die mittlerweile zahlreiche Prominente vorgehen wollen. Darunter auch der britische Prinz William und sein Bruder Harry, die in der Vergangenheit mehrfach über eigene psychische Belastungen und Probleme gesprochen haben. So hatte Harry in einem Interview 2017 davon berichtet, dass er nach dem Unfalltod seiner Mutter Diana jahrelang unter seelischen Problemen litt. Erst mit 28 Jahren habe er professionelle Hilfe gesucht, nachdem ihn andere - darunter sein Bruder - dazu ermutigt hätten.

Prominente, die das Stimga psychischer Probleme auflösen wollen

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Sharon Stone

Hollywood-Star Sharon Stone findet, die Gesellschaft müsse offener über psychische Erkrankungen reden. Der Kopf sei "der wichtigste und komplizierteste Teil des Körpers. Es ist unser Sicherungskasten", sagte die Schauspielerin im September.

"Und wenn wir nicht darüber reden können, dass jemand kämpft und Hilfe braucht und die Hilfe, die kommt, bloß ein paar Tabletten sind, dann ist das nicht fair und hilfreich", ergänzte Stone. Sie habe schon als Kind erlebt, dass Krankheiten wie Krebs tabuisiert wurden. Das sei bei Problemen mit der Psyche ähnlich. "Ich hatte einen Schlaganfall und eine Hirnblutung. Als ich mir damals Hilfe suchen wollte, um wieder auf die Beine zu kommen, gab es keine. Es wollte einfach keiner etwas damit zu tun haben."

Die amerikanische Schauspielerin ("Basic Instinct", "Casino") war zuletzt in der Netflix-Serie "Ratched" als Millionärin zu sehen, die aus Rache den Leiter einer psychiatrischen Anstalt umbringen lassen will. Die Serie ist die Vorgeschichte der fiktiven Krankenschwester Mildred Ratched, bekannt aus dem Filmklassiker "Einer flog über das Kuckucksnest".

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Demi Lovato

Sängerin und Schauspielerin Demi Lovato ("I Love Me") fühlte sich nach eigenen Angaben zu Beginn ihrer Karriere überarbeitet und entwickelte daraufhin eine Essstörung. Das sagte die Sängerin im April in einem Videocall mit ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der Disney-Fernsehsendung "Sonny with a Chance". Zu Beginn der Dreharbeiten war sie 16 Jahre alt.

"In meiner Mittagspause hatte ich immer Leute zu Besprechungen eingeladen, denn so viel habe ich gearbeitet", sagte sie. "Ich hatte eine Essstörung, war untergewichtig und fror." Lovato sagte, dass sie "nicht schlief" und sich über ihren zermürbenden Arbeitsplan zu dieser Zeit ärgerte.

Die Musikerin hat in der Vergangenheit bereits öffentlich über Drogenabhängigkeit und psychische Probleme gesprochen. Im Juli 2018 kam sie in ein Krankenhaus. Danach hatte sie sich in eine Entziehungskur begeben und aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. In der Coronakrise sammelt sie Spenden für Organisationen, die Menschen mit psychischen Problemen während der Pandemie helfen sollen.

Justin und Hailey Bieber posieren gemeinsam

Justin Bieber

Popstar Justin Bieber spricht regelmäßig über seine psychischen Probleme und die negativen Auswirkungen seines frühen Ruhms auf sein Leben. 2019 veröffentlichte er ein Statement über seine schwierige Kindheit und seinen aktuellen Gesundheitszustand. "Alle haben damals alles für mich erledigt", schreibt der Kanadier. Er habe nie die Grundprinzipien der Verantwortung gelernt. Bieber wurde mit 13 Jahren entdeckt, unter Vertrag genommen und schnell international bekannt. Sein plötzlicher Ruhm und massiver Erfolg hätten es ihm unmöglich gemacht, Kind zu sein. Er habe massive Verehrung, aber auch den Fall danach erlebt. "Wenn du von Millionen angebetet wirst, dir ständig gesagt wird, dass du toll bist, dann glaubst du es irgendwann", schreibt Bieber.

"Mit 20 habe ich jede schlechte Entscheidung getroffen, die man sich nur vorstellen kann und wurde vom meistgeliebten zum verhasstesten Typen der Welt."  Es sei hart, morgens aus dem Bett zu kommen, wenn du überwältigt von deinem Leben bist, deiner Vergangenheit, deinem Job, der Verantwortung, von deiner Familie, überwältigt von deinen Emotionen, Finanzen und Beziehungen. Er fühle sich, als wäre er in einem Teufelkreis gefangen, in dem Enttäuschung auf Enttäuschung folgt - manchmal sei dieser Zustand so heftig, dass er nicht mehr weiterleben wolle. Er habe Jahre gebraucht, sein Verhalten zu ändern. Auch seine Ehefrau, Model Hailey Baldwin, helfe ihm sehr, betonte er.

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Kanye West

US-Rapper Kanye West betrachtet seine psychische Erkrankung nach eigenen Worten als Gabe. "Es ist keine Behinderung, sondern eine Superkraft", sagte der 43-Jährige 2018 dem Radio-Moderator Big Boy in einem Video, das auf der Video-Plattform YouTube veröffentlich wurde.

Erst im Alter von 39 Jahren sei bei ihm ein "psychisches Leiden" diagnostiziert worden, erklärte West. Er sei "gesegnet und privilegiert", dass er Musik machen könne, die ihm das Gefühl gebe, alles sei in Ordnung. Viele Menschen, die an psychischen Problemen litten, hätten diese Möglichkeit nicht, erklärte der Ehemann von Reality-Star Kim Kardashian in dem Interview.

Auf dem Cover seines 2018 erschienenen Albums "ye" prangt der Schriftzug "Ich hasse es, bipolar zu sein, es ist fantastisch". Auch in den Texten gibt es darauf Anspielungen. Ob bei ihm tatsächlich eine bipolare Störung festgestellt wurde, bestätigte West in dem Interview nicht ausdrücklich. Eine bipolare Störung kann zu extremen Stimmungsschwankungen führen, zwischen Depression und Manie.

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Angelina Jolie

In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" erzählte Schauspielerin Angelina, dass sie im Teenageralter an Depressionen litt. "Ich bin in Los Angeles aufgewachsen, wo der Fokus sehr nach innen gerichtet ist. Ich wusste nicht, warum ich mich so destruktiv und elend gefühlt habe. Ich habe mein Leben nicht geschätzt oder verstanden", so Jolie. Ihre humanitäres Engagement habe eine wichtige Rolle dabei gespielt hat, sich selbst zu finden.

Gegen das Stigma: Stars, die über ihre psychischen Probleme sprechen

Chrissy Teigen

US-Model Chrissy Teigen hat nach der Geburt ihrer Tochter Luna im Jahr 2016 über eine Wochenbettdepression gesprochen. "Ich hatte alles, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Und trotzdem fühlte ich mich im vergangenen Jahr sehr oft unglücklich", schrieb Teigen in einem Essay in der US-Ausgabe der Zeitschrift "Glamour".

Es sei ihr schwer gefallen, die Diagnose zu akzeptieren und sie habe auch gezögert, darüber zu sprechen. "Ich sah meinen Arzt an und meine Augen tränten, weil ich es leid war, Schmerzen zu haben. Auf der Couch zu schlafen. Nachts aufzuwachen. Mich zu übergeben. Mich an den falschen Menschen abzuarbeiten. Mein Leben nicht zu genießen. Meine Freunde nicht zu sehen. Nicht die Energie zu haben, mit meinem Baby einen Spaziergang zu machen."

Als der Arzt ihr die Symptome aufzählte, habe sie ihre Diagnose gehabt: Wochenbettdepression und eine Angststörung. Ihre schlimmsten Tage habe sie nun aber überstanden, schrieb Teigen.

Wochenbettdepression beschreibt ein Gefühl von innerer Leere und tiefer Traurigkeit, von denen der American Psychological Association zufolge bis zu jede siebente Gebärende betroffen ist. Die teils erst Monate nach der Geburt eintretende Krankheit kann auch Angst- , Schuld- und Versagensgefühle, sexuelle Unlust und Suizidgedanken umfassen. Vor allem aber bleibt den Frauen das eigene Kind fremd: Sie können es nicht lieben. In leichteren Fällen handelt es sich um die als "Babyblues" bekannte, hormonell bedingte Verstimmung, die nach ein paar Stunden oder Tagen von allein wieder verschwindet.

Auch mit ihrer im Herbst 2020 erlittenen Fehlgeburt ging Teigen offen um - um anderen Frauen in ähnlicher Situation zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Gegen das Stigma: Stars, die über ihre psychischen Probleme sprechen

Lady Gaga

Stefani Joanne Angelina Germanotta ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten. Was lange kaum jemand wusste: Seit seiner Kindheit hat der heutige Weltstar Lady Gaga mit Ängsten und Depression und zu kämpfen. Die psychischen Probleme ihrer jugendlichen Tochter thematisierte Mutter Cynthia Germanotta verangenes Jahr öffentlich, um sich gegen das Stigma psychischer Erkrankungen einzusetzen. Und auch Lady Gaga selbst sprach in einem Interview mit US-Moderatiorin Oprah Winfrey über ihre erlittenen Traumata.

Sie habe sich in der Vergangenheit nicht häufig darüber geäußert, es sei ihr aber ein Anliegen, "dass die Menschen wissen und hören, dass sie sich lange selbst verletzt habe", so Lady Gaga damals. "Der einzige Grund, wieso ich es geschafft habe, mit dem Ritzen aufzuhören, war, da ich verstanden habe, was ich da tue: Ich habe versucht, den Leuten zu zeigen, dass es mir nicht gut geht, anstatt es ihnen zu sagen und um Hilfe zu bitten", ergänzt sie.

Im Gespräch mit Winfrey erzählte sie zudem, dass sie im Alter von 19 Jahren wiederholt vergewaltigt worden sei. Seitdem leide sie an einer Posttraumatsichen Belastungsstörung und unter chronischem Schmerz, weshalb sie in ärztlicher Behandlung sei. Doch sie habe überlebt und "immer weiter gemacht". Eine Botschaft, die sie nun auch anderen mitgeben will. Außerdem möchte sie Menschen ermutigen, auf andere zuzugehen und ihn zu sagen, dass sie gesehen und gehört werden, wenn sie es brauchen.

Lady Gaga spricht darüber, physisch, psychisch und auf emotionaler Ebene gelitten zu haben. Medikamente würden helfen, so die Sängerin, die aber der Meinung ist, dass es bei psychischen Erkrankungen zusätzlich Therapie brauche. "Da gibt es einen Anteil, den du selber machen musst", so Gaga.

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