Was Tatort-Star Harald Krassnitzer in der Corona-Krise Hoffnung gibt

Harald Krassnitzer
Der Schauspieler über seine ROMY-Nominierung, Corona und seinen 60. Geburtstag.

Die „Tatort“-Legende, die heuer auch als „Täter“, nämlich als Bombenleger in der Folge „Mörderisches Spiel“ der ServusTV-Reihe „Meiberger“, für eine KURIER-ROMY infrage kommen könnte, findet seine Nominierung „sehr ehrenvoll“ und hat sich natürlich darüber gefreut.

Aber nicht ungetrübt, wie Harald Krassnitzer im KURIER-Interview erzählt. „Weil man plötzlich merkt, wie verletzbar wir alle sind. All das, was bisher unsere Welt ausgemacht hat und wo wir uns sicher und wohl gefühlt haben und wo etwas wie Prosperität stattgefunden hat – wie schnell das durch einen winzigen Organismus aus den Angeln gehoben werden kann. Und das trübt die Freude und die Ehre, die man empfindet schon ein bisschen“, sagt er über die Corona-Bedrohung.

Seine Familie hält sich an alle Sicherheitsmaßnahmen und trotzdem wacht er ab und zu nachts auf und fragt sich, was da jetzt eigentlich passiert und wie es weitergehen wird.

„Ich versuche mich so weit es geht aus dieser Angst zu befreien, weil die Angst ja in der Regel eine Möglichkeit bietet, an eine Utopie zu denken“, meint er.

Auch die derzeitige Regierungsarbeit gibt ihm Zuversicht. "Es wird weitergehen, weil erstens, wir zeigen ja jetzt schon eine unglaubliche Resilienz, wenn sich Millionen Menschen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa, sehr strikt an diese ganzen Vorgaben halten. Wir sehen sehr intakte Regierungen auf demokratischer Basis, die Entscheidungen derzeit treffen, die alle richtig sind und wo ich sage, da würde ich nicht sitzen wollen, weil die alle keine Erfahrungswerte haben in diesen Entscheidungen. Und da machen sie das einzig Richtige: Sie justieren nach und versuchen dann immer noch, die nächstbessere Idee in Kraft zu setzen und das passiert auch über weite Teile Europas und das finde ich gut", meint er.

Zuversicht gibt ihm auch noch etwas anderes: „Wir haben in unserer Geschichte immer wieder bewiesen, dass wir Dinge überwinden können, neu durchstarten können und wir dann mit der vollen Energie wieder daran arbeiten. Und das ist etwas, was Hoffnung gibt.“

Und auch, dass solche Krisen Chancen bergen können. Zum Beispiel, dass jetzt manchen Berufsgruppen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

„Wir sehen die Energie und wir sehen, dass diese Menschen etwas Besonderes sind, etwas Außergewöhnliches sind, weil sie uns jetzt in dieser Krise retten und helfen, dass das weitergeht. Das finde ich schon einmal einen sehr hoffnungsvollen Ansatz. Und ich habe das Gefühl, dass es danach zu vielen Diskussionen kommen wird, wie wir bestimmte Dinge besser machen können und wie wir uns auf das, was passiert, anders vorbereiten können“, ist er sich sicher.

Auch die Filmbranche ist natürlich betroffen, Drehs wurden ausgesetzt, viel Zeit zum Nachdenken, aber auch um sich abzulenken – oder es zumindest zu versuchen.

Gartenarbeit ("Ich habe in der letzten Woche sechs Kubikmeter Holz kleingemacht, das anstand, wo ich ohnedies schon Sorge hatte, dass mir das vermodert.") und auch Lesen ist eine willkommene Abwechslung, so plant Krassnitzer „Ulysses“ endlich zu vollenden. „Da habe ich jetzt noch 400 Seiten vor mir“, lacht er. Auch „Alles unter dem Himmel“ von Zhao Tingyang und von Ernst Bloch „Geist der Utopie“ möchte er wieder zur Hand nehmen.

Im September wird Krassnitzer übrigens 60, Grund zu feiern sieht er aber nicht. "Ich empfand es immer als aufdringlich gegenüber anderen in Erinnerung zu rufen, dass man an einem bestimmten Tag geboren wurde. Und ich empfand es immer als eine Form der Nötigung gegenüber anderen Menschen, mir gratulieren zu müssen. Und das war mir unangenehm. Und insofern halte ich diesen Tag in der Regel sehr klein und ich ziehe mich auch zurück, weil ich andere Leute nicht mit dieser Geschichte irritieren oder stören möchte. Das ist für mich ein äußerst ambivalentes Fest", sagt er.

Und gerade in der jetztigen Zeit ist ihm sowieso so gar nicht nach Feiern zumute.

„Da denke ich an so viele andere Menschen gerade und da ist mir mein Geburtstag noch mal mehr wurscht.“

Auch schwingt ein bisschen die Sorge mit, dann doch schon bald zur Risikogruppe zu gehören. "Ich habe mir auch die Berichte aus Italien angesehen und da ist mir schon manchmal schummrig geworden, so weit von der Zielgruppe bin ich ja nicht weg und mit meinem Immunsystem bin ich ein Leben lang auch nicht so sorgfältig umgegangen, wie es hätte sein müssen. Da wurde manche Grippe einfach weggedrückt oder mit Arbeit trotzdem ausgesessen. Und man ist halt nur zwei Tage im Bett gelegen als eine Woche, wie man es machen sollte, um das ausheilen zu lassen. Aber das Rauchen habe ich Gott sei Dank ein bissl reduziert", so Krassnitzer.

Aber der beliebte Schauspieler bermerkt trotz all der Krisen-Stimmung auch positive Aspekte. "Die Gespräche kriegen eine andere Qualität, die Blicke kriegen eine andere Qualität. Es ist plötzlich auch irgendwie warm geworden. So absurd das jetzt auch klingt. Aber bei all der Kälte, die uns umgibt und der Widersprüchlichkeit, die wir erleben, dass wir Distanz halten müssen und dass wir uns voneinander entfernen müssen, ist die Wärme füreinander meiner Meinung nach eine größere geworden. Und das finde ich äußerst wohltuend. In einer Welt, die sich im Wesentlichen um ökonomische Belange gedreht hat."

Aber, es gibt auch für seine Fans Positives zu berichten. Der „Tatort“ geht mit Krassnitzer weiter, es wird derzeit fleißig an den Büchern gebastelt.

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