Uhren statt Schlager: Freddy Quinn, der Wiener "Junge von St. Pauli" wird 90

Freddy Quinn wird 90
Keiner weckte so stimm(ungs)voll das Fernweh wie der Schlagerstar, der jetzt ganz zurückgezogen in Hamburg lebt.

Er spricht sieben Sprachen, sang in zwölf, war beim Zirkus und drei Wochen in der Fremdenlegion. Er galt zu seiner Zeit mit Titeln wie „Junge, komm bald wieder“, „Brennend heißer Wüstensand“ oder „La Paloma“ als der erfolgreichste deutschsprachige Schlagerstar (er verkaufte mehr als 60 Millionen Platten) und begeisterte auch auf der Kinoleinwand und im TV – nett, adrett, ein bisschen geheimnisvoll und so viel Sehnsucht in der dunklen Stimme.

Heute, Montag, wird Freddy Quinn 90 Jahre alt. Nach eigenen Angaben geboren in Wien (angeblich wird zu Unrecht oft Niederfladnitz als Geburtsort genannt), als Sohn eines irischen Kaufmanns und einer österreichischen Journalistin, gehört er seit Jahrzehnten zu Hamburg wie das „Moin!“, Astra-Bier und die Elbe.

In der Hansestadt wurde er Anfang der 1950er in einer Hafenkneipe entdeckt. Detail am Rande: geraucht oder gar getrunken hat er nie.

„Es kommt der Tag, da will man in die Fremde“, sang er 1959 in „Unter Fremden Sternen“ – und schon früh zog es Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl, später Nidl-Petz (so sein bürgerlicher Name) in die Ferne. Wobei, zur See, wie es sein späteres Image vermuten ließ, fuhr er nie. Aber der Rast- und Ruhelose wusste, wovon er sang, denn er hatte die Welt wirklich gesehen.

Uhren statt Schlager: Freddy Quinn, der Wiener "Junge von St. Pauli" wird 90

Freddy Quinn in seiner Wahlheimat Hamburg

Seine Ehe mit seiner Managerin Lilli Blessmann (starb 2008 mit 89) hielt er fast 50 Jahre geheim, „Ich habe nie über mein Privatleben geredet. Es hat mich aber fast amüsiert, wenn Leute verbreitet haben, ich sei homosexuell. Ein Mann in meinem Alter ohne Frau – da musste ja die Gerüchteküche brodeln“, sagte er 2002 zur deutschen Bild.

Jetzt ist er mit Partnerin Rosi, 26 Jahre jünger als er und eine langjährige Weggefährtin, glücklich. Sie war ein Fan, hatte in den 1970ern Autogrammkarten für Quinn gestaltet und später an seinen Bühnenbildern gearbeitet. Auch in den schweren Jahren, als es Lilli Blessmann schlechter ging, hatte sie das Paar unterstützt.

Die beiden leben zurückgezogen in Hamburg, am liebsten repariert Quinn jetzt alte Uhren.

Sehnsucht nach Bühne und dem Rampenlicht hat er keine. „Ich habe ja alles erlebt. Mein großer Wunsch: Gesund bleiben! Ich will noch denken, mich verständigen können. Einmal haben die Ärzte Rhythmusstörungen entdeckt, aber das war mit ein paar Medikamenten erledigt“, sagte er 2019 im ersten Interview nach seinem Rückzug 2008 der Bild.

„Ich war immer fit. Ich war Artist, Salto mortale (Todessprung) und so. Das hilft mir jetzt. Sport mache ich nicht.“ Die Schauspielerei sei ihm immer besonders am Herzen gelegen, und auch das Reisen konnte er bis ins hohe Alter nicht lassen.

Seine Message an die Fans: „Den drei Fans, die vielleicht noch leben, möchte ich zurufen: Haltet euch tapfer – und nehmt rechtzeitig eure Pillen!“

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