Dominique Meyer über Richard Lugner: "Er ist eine Nichtperson"

Dominique Meyer auf seinem letzten Opernball
Der scheidende Staatsoperndirektor spricht über den Opernball, eine sogenannte Elite - und Baumeister Richard Lugner.

Der heurige Opernball war das letzte Staatsgewalze von Dominique Meyer, der jetzt dann die Geschicke der Mailänder Scala lenken wird. Wien verlässt er mit einem lachenden, aber auch weinenden Auge, wie er jetzt im Interview mit dem Magazin "Wiener" verriet.

"Wien ist eine gefährliche Stadt, sie packt dich, alles ist einfach hier, die Lebensqualität ist sehr hoch, es ist locker, alles ist sauber. Allerdings ist man hier als Staatsoperndirektor keine Privatperson, man wird angesprochen …"

Und angesprochen wurde er auch immer wieder auf den Opernball - und seinen wohl umtriebigsten Besucher, Baumeister Richard Lugner.

Dominique Meyer über Richard Lugner: "Er ist eine Nichtperson"

Ornella Muti mit Richard Lugner und seiner Freundin "Zebra"

"Richard Lugners Namen habe ich nie öffentlich in den Mund genommen, ich tue dies hiermit zum ersten Mal: Er kommt immer zu spät und ist immer schon betrunken. Das war’s, er ist eine Nichtperson", so Meyers strenges Urteil.

Auch spricht der scheidende Direktor von einer "Elite", die ihm das Leben nicht immer leicht gemacht hätte. "(...) Was ich hier gar nicht mag, das ist diese kleine Gruppe, quasi dieses Gremium von vielleicht 50 oder 60 Menschen in Österreich, die der Meinung sind, dass sie alles entscheiden dürfen. Und die das auch tun", meint er.

Sie hätten sich auch in seine Geschäfte eingemischt. Auch auf eine unangenehme Art, wie er bekennt. "Niemand hat zum Beispiel etwas gesagt, als ich den Ballettchef ernannt habe. Aber als es um die Stelle der Ballorganisatorin ging – unfassbar! Ich habe dann zu Minister Ostermayer gesagt: ,Ich hoffe, dass die Republik auf ihren Sockeln stehen bleibt.'", meint Meyer.

Apropos Opernball, da habe er sich viel von den Filmfestspielen in Cannes abgeschaut. "Die Organisation des Opernballs fand ich sehr interessant, wir haben sehr viel reformiert. Ich habe aus meiner Erfahrung der Filmfestspiele in Cannes vieles mitgenommen, ich weiß also, wie Festival funktioniert", so der Direktor.

"Nach meiner Meinung war der Opernball sehr chaotisch, er war wie eine Messe: dieses Gedränge bei der Stiege, diese Nichtorgansisation, schrecklich. Also haben wir zwei Drittel der Fotografenakkreditierungen gestrichen. Dann haben wir die Fernsehteams fix an Boxen gebunden, sie durften nicht mehr spazieren gehen, Fotografen haben wir Standplätze zugeteilt. Dann haben wir fixe Zeiten für wichtige Besucher festgelegt, zu denen sie empfangen wurden. Wir haben auch sehr viel in die Ausstattung investiert und die Künstler des Hauses ins Zentrum gestellt."

Wie es mit dem Opernball weitergeht, steht noch in den Sternen. Der neue Operndirektor Bogdan Roščić hält sich da noch sehr bedeckt. Angeblich wir aber schon an der Version 2021 (11. Februar 2021) gearbeitet.

Kommentare