Wohin mit den 40 Millionen mehr Sportförderung? Ein Präsident warnt

Wohin mit den 40 Millionen mehr Sportförderung? Ein Präsident warnt
Gerald Martens, Chef des Basketball-Verbandes, freut sich über die Erhöhung der Sportförderung und will, dass die großen Verbände auf ein bisschen verzichten.

Gerald Martens ist seit 2019 Präsident des Basketballverbandes und hat von Beginn an kritisiert, dass die Fördersumme seit 2012 nicht valorisiert wurde. 2021, bei der Neueinstufung der Olympischen Sommerverbände, gab es so viele Verlierer, dass sich mehrere Verbände unter dem Motto „Alarm im Sport“ zusammentaten. Mittlerweile sind auch nicht-olympische Sportarten dabei, rund 40 der 60 Verbände bilden eine Interessensgemeinschaft Sport.

KURIER: Sie haben sich schon seit einiger Zeit für die Valorisierung eingesetzt. Zuletzt haben Sie Seite an Seite mit etlichen Fachverbandspräsidenten dafür gekämpft. Sind Sie zufrieden?

Gerald Martens: Ich bin dankbar dafür, was sich im letzten Jahr entwickelt hat und wie engagiert die Verbände waren, um für diese Valorisierung zu kämpfen.

Was war der Vorteil, als Gruppe dafür zu kämpfen?

Viele haben die unterschiedlichen Sorgen kennengelernt, um dann gemeinsam die Argumente für eine Erhöhung der Mittel zu formulieren. Jeder und jede hat ihre Fähigkeiten dafür eingesetzt. Darauf bin ich stolz.

Wie war die Zusammenarbeit mit Sport Austria, den Dachverbänden und anderen Gremien?

Dort haben wir sehr schnell Verbündete gefunden. Gerade regionale Dachverbände haben sich sehr ins Zeug geworfen, um die Bedeutung des Anliegens öffentlich zu machen und auch der Regierung zu verdeutlichen. Auch Sport Austria hat vor allem in den letzten Wochen einen Superjob gemacht.

Diese Valorisierung hätte nicht zehn Jahre dauern dürfen, sie steht doch im Gesetz?

Die Formulierung im Glücksspielgesetz lässt einen Interpretationsspielraum zu. Den haben die Finanzminister in den letzten Jahren eben zulasten des Sports ausgelegt. Darum ist der große Sprung von 80 auf 120 Millionen Euro für viele Verbände überlebensnotwendig.

Was kann der Sport damit leisten?

Wir haben jetzt mehr Spielraum, um einen Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche zu legen, die in Corona-Zeiten eingesperrt waren und dem Sport verloren gegangen sind. Sie müssen wir jetzt von den Bildschirmen zurück auf die Sportplätze holen.

Wenn man die Förderungen jetzt für jeden um 50 Prozent erhöht, bekommen kleine Verbände 50.000 Euro, große Verbände bekommen bis zu 700.000 Euro. Ist das gerecht?

Wir müssen jetzt aufpassen bei der Verteilung der zusätzlichen Mittel zwischen den einzelnen Verbänden. Die Kluft darf nicht noch weiter aufgehen.

In welcher Art und Weise?

Wenn jetzt alle 50 Prozent mehr bekommen, dann wäre das wieder Verteilung mit der Gießkanne. Wir sollten nicht in Prozenten denken, sondern in absoluten Zahlen. Daher wäre eine proportionale Verteilung falsch. Wir müssen auch die Vielfalt des Sports im Auge behalten.

Inwiefern?

Wir sollten einen Sockelbetrag einführen, der es den kleinen Verbänden ermöglicht, zumindest einen hauptberuflichen Generalsekretär und einen hauptberuflichen Nationaltrainer zu finanzieren. Die reichen Verbände könnten auf einen kleinen Teil ihrer 50-prozentigen Erhöhung verzichten, aus Solidarität mit den wirklich armen Verbänden. Für die Verbände, die jetzt schon über eine Million Euro bekommen, wäre das kein allzu großer Verzicht.

Wohin mit den 40 Millionen mehr Sportförderung? Ein Präsident warnt

Basketball-Präsident Gerald Martens

Warum sollten sie das?

Weil es im österreichischen Sport auch um Vielfalt geht und nicht um Verdrängung. Vor allem Minister Kogler hat sich das bei seinem Amtsantritt als eine seiner wichtigsten strategischen Aufgaben vorgenommen. Das muss man jetzt auch irgendwie einpreisen.

Und wer soll einen Verteilungsschlüssel festlegen?

Das müsste auf Vorschlag der Bundes-Sport-GesmbH passieren.

Dort endeten die Verträge des Geschäftsführers, und es fanden gerade die Hearings statt.

Egal, ob die bisherigen Geschäftsführer verlängert werden, oder ein neuer oder eine neue kommt: Er oder sie muss eine Grundlage erarbeiten, die dann in der Spitzensportkommission und im Aufsichtsrat diskutiert und beschlossen wird.

Sollte man nicht nur über die Verteilung der neuen Gelder diskutieren, sondern das System als solches auf die Probe stellen?

Es stimmt schon, dass von den 35 Millionen, die in die Spitzensportförderung gegangen sind, 70 Prozent auf einer hinterfragenswerten Festlegung aus dem Jahre Schnee basieren.

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