So spektakulär ist Schach: Fünf Partien, die Geschichte schrieben
Schach boomt. Nicht erst seit dem Skandal rund um Magnus Carlsen und Hans Niemann erlebt der Sport einen Aufschwung. Zuvor hatten schon Corona und die Netflix-Serie „Das Damengambit“ das ihre dazu beigetragen, dass das einst verstaubte Spiel auch bei jungen Menschen immer beliebter wurde.
Beliebt ist auch Niclas Huschenbeth. Der 30-jährige Großmeister aus Deutschland ist mit mehr als 100.000 Abonnenten einer der beliebtesten Schach-Youtuber im deutschsprachigen Raum, in der Weltrangliste belegt er einen Platz unter den besten 250.
Immer wieder stellen Fans die Frage nach den spektakulärsten Schach-Partien der Geschichte. Auf Anfrage des KURIER musste Huschenbeth nicht lange überlegen: Das sind für den Deutschen die fünf großartigsten Partien der Geschichte:
1.) Die „Unsterbliche Partie“ spielten am 20. Jänner 1999 Garri Kasparov (im Bild oben) und Veselin Topalov im niederländischen Badeort Wijk aan Zee. Für den damaligen Weltmeister Kasparov war es das erste Turnier nach einer elfmonatigen Pause. Der Russe startete unauffällig in den Wettkampf, doch in Runde vier des Turniers sahen die Zuschauer eine der schönsten und bemerkenswertesten Partien der Schachgeschichte. Im 24. Zug opferte Kasparov einen Turm, elf Züge später hatte er den schwarzen König auf die weiße Grundreihe getrieben. Im 44. Zug gab der Bulgare Topalov auf. Kasparov gewann das Turnier.
2.) Bobby Fischer war gerade einmal 13 Jahre alt, als er am 17. Oktober 1956 die Welt verblüffte. Die „Partie des Jahrhunderts“ gilt als eines der spektakulärsten Duelle und sorgte weltweit für Aufsehen. Wie der spätere Weltmeister mit den schwarzen Steinen seinen deutlich erfahreneren Gegner Donald Byrne in New York besiegte, war imposant. Fischer opferte seine Dame, bekam dafür aber eine deutlich bessere Stellung auf dem Brett. Nach dem Spiel wurde man sogar in der Sowjetunion auf Fischer aufmerksam. „Nachdem ich die Partie gesehen hatte, war ich überzeugt, dass der Junge teuflisch talentiert ist“, sagte etwa Juri Awerbach, der russische Großmeister, der erst im Mai 2022 im Alter von 100 Jahren verstarb.
3.) Rubinsteins Partie aus dem Jahr 1907 im polnischen Lodz gilt für viele als die schönste Schachpartie der Geschichte. Der Pole Akiba Rubinstein war zu dieser Zeit einer der stärksten Spieler der Welt, im Spiel gegen seinen Landsmann Georg Rotlewi opferte er mit Schwarz erst die Dame und dann noch einen Turm. Ein Doppelopfer, das es in der Schachwelt sehr selten gibt. „Für mich ist das eine unglaubliche Partie gewesen“, sagt Huschenbeth. "Für viele die schönste Schach-Partie aller Zeiten."
4.) „Richtig episch finde ich aus dem letzten Weltmeisterschaftskampf 2021 die sechste Partie zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi“, sagt Huschenbeth. „Das live zu verfolgen, war sehr aufregend.“ Nach einigen ruhigen Partien kam es zu einer Partie, die in die Geschichtsbücher eingehen wird. Magnus Carlsen spielte mit den weißen Steinen und gewann nach 136 Zügen. Es war nicht nur der erste Sieg bei dieser WM sondern auch die längste Weltmeisterschaftspartie der Geschichte. Die Spieler verbrachten unglaubliche sieben Stunden und 47 Minuten am Brett, und die Partie endete erst 17 Minuten nach Mitternacht in Dubai.
5.) Im noch immer bestehenden (aber derzeit geschlossenen) Cafe Simpson’s in London wurde am 21. Juni 1851 die wahrscheinlich berühmteste Partie der Schachgeschichte gespielt, auch sie wird als „Unsterbliche Partie“ bezeichnet. Der Deutsche Adolf Anderssen war einer der stärksten Schachspieler des 19. Jahrhunderts. Gegen den Deutsch-Balten Lionel Kieseritzky opferte er einen Läufer und beide Türme. Am Ende soll er sogar die Dame geopfert haben und mit den verbliebenen drei Leichtfiguren matt gesetzt haben. Unklar ist allerdings, ob Kieseritzky vorher schon aufgegeben hat. Die Partie und ihre Mattkombination wurden oft reproduziert, etwa im Science-Fiction-Film Blade Runner.
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