Österreichs Bester zur Schach-Affäre: "Es ist schon auffällig"

Österreichs Bester zur Schach-Affäre: "Es ist schon auffällig"
Markus Ragger wundert sich über den kometenhaften Aufstieg von Hans Niemann und wünscht sich von Magnus Carlsen Beweise.

Einige Tage lang war Hans Niemann nur angezählt. Doch seit Montagabend steht der 19-jährige Amerikaner ordentlich unter Druck. Schach-Legende und Weltmeister Magnus Carlsen äußerte erstmals konkrete Betrugsvorwürfe gegen den aufstrebenden Jungstar.  

Auf Twitter schrieb der 31-Jährige: „Ich hoffe, dass die Wahrheit ans Licht kommt, wie auch immer sie aussehen möge.“ Carlsen glaube, „dass Niemann häufiger betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat“. Beweise für einen Betrug legte er aber (vorerst) nicht vor. 

Markus Ragger ist der beste Schachspieler Österreichs. Wie Carlsen wird auch er ab 3. Oktober beim Europacup im Zillertal spielen. Der 34-jährige Großmeister aus Kärnten sprach über ...

... Vorwürfe: Magnus Carlsen hat noch nie zuvor so reagiert, aber bis jetzt zu wenig vorgelegt. Hat er vielleicht intern seine Beweise an den Verband schon weitergeleitet? Ich tendiere dazu, dass er irgendwelche Beweise hat. Sonst würde er es nicht öffentlich machen.

... Verdachtsmomente: Der Sprung, den Hans Niemann in diesem Alter gemacht hat, ist schon auffällig. Innerhalb eines Jahres hat er sich von einem guten Spieler zu einem der besten der Welt entwickelt. So etwas hat es gefühlt noch nie zuvor gegeben. Von ihm sind Partien im Umlauf, die schon sehr, sehr gut waren. Die könnten noch zu Klassikern werden. Es soll sogar einige Partien geben, bei denen er zu hundert Prozent immer die richtigen Züge gemacht hat. Aber all das ist zu wenig für eine öffentliche Anschuldigung. Es gilt die Unschuldsvermutung.

... Auslöser: Es ist eine verworrene Situation. Zuvor waren Carlsen und Niemann sogar wirtschaftlich mit diversen Projekten verbunden. Irgendwas muss zwischen 12. August und der Partie im September passiert sein.

Österreichs Bester zur Schach-Affäre: "Es ist schon auffällig"

Großmeister Markus Ragger

... Möglichkeiten des Betrugs: Wenn die Partie im Internet übertragen wird, braucht man nur einen Empfänger. Das kann ein kleines Ding im Ohr sein oder man empfängt ein vibrierendes Signal – und damit meine ich nicht diesen Scherz, der seit Wochen im Internet kursiert (Anal-Vibrator, Anmerkung).

... Hilfe von außen: Auf diesem Niveau reicht ein ganz kleiner Hinweis, eben etwa eine Vibration, die dem Spieler den Hinweis gibt: Jetzt besteht die Chance auf einen Angriff! Dann lässt man sich mehr Bedenkzeit. Kommt kein Hinweis, kann man seine Züge schneller ausführen.

... Folgen: Das Thema wird jetzt sehr ernst genommen. Und das ist gut für unseren Sport. Online-Anbieter tun sich da sehr leicht, die sperren einen Teilnehmer einfach, wenn es einen Hinweis auf Betrug gibt.

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