Titel und Tränen: Snooker-Superstar O’Sullivan begeistert die Sportwelt

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Ronnie O’Sullivan sicherte sich seinen siebenten WM-Titel. Der Engländer zeigte Emotionen, die Gegner zollen ihm Respekt.

Als der entscheidende Frame gewonnen und damit der siebente WM-Titel perfekt war, war’s bei Ronnie O’Sullivan dann plötzlich vorbei mit der Coolness und Contenance. Während des Endspiels gegen Judd Trump im ehrwürdigen Crucible Theatre in Sheffield hatte man den Eindruck, als würde der Snooker-Star eine vergleichsweise ruhige Kugel schieben, aber mit dem Ende der Partie fiel alles vom 46-Jährigen ab.

Der ganze Druck, der auf dem Engländer in den vergangenen zwei Wochen in Sheffield gelastet hatte; die hohen Ansprüche, die O’Sullivan stets an sich selbst stellt; diese Bürde eines Superstars, immer wieder aufs Neue für Superlative sorgen zu müssen.

Aus der flüchtigen Umarmung der beiden WM-Finalisten unmittelbar nach der Partie wurde eine große, intime Respektsbekundung vor Millionenpublikum. Eine halbe Ewigkeit lagen sich Ronnie O’ Sullivan und Judd Trump in den Armen und es wirkte beinahe so, als müsste der unterlegene Finalist den Champion trösten. „Was Judd zu mir gesagt hat, hat mich fertiggemacht“, erklärte Ronnie O’Sullivan. Diese Umarmung am Ende des Matches sei zweifelsohne sein „emotionalster Moment im Crucible Theatre gewesen“, meinte der Weltmeister später im Interview und dabei hatte er Tränen in den Augen.

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Und das mag was heißen, denn dieser Ronnie O’Sullivan hat auf dieser Bühne in seiner Karriere schon viele emotionale Moment erleben dürfen: 2001 hatte der Ausnahmekönner in Sheffield seinen ersten WM-Titel gewonnen, mehr als zwei Jahrzehnte später ist er abermals der Snooker-Spieler mit den besten Tischmanieren und zog mit seinem siebenten Triumph im Crucible Theatre mit dem schottischen Rekordsieger Stephen Hendry gleich.

Großer Respekt

Die Gegner, die teilweise seine Söhne sein könnten, zollen dem 46-Jährigen Respekt. „Wir alle sollten jede Sekunde genießen, die er hier ist. Er ist der unbestritten Größte aller Zeiten in unserem Spiel“, erklärte Mark Allen, der im Achtelfinale in O’Sullivan seinen Meister gefunden hatte (4:13). „Er wird einfach immer besser. Seine Hingabe ist großartig. Er war der beste Spieler dieses Turniers, mit Abstand“, meinte Finalist Judd Trump nach dem 13:18.

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Dabei verlief die Karriere des heute ältesten Weltmeisters der Snooker-Geschichte keineswegs friktionsfrei und ohne Skandale. In jungen Jahren nahm er Drogen und wurde während Partien auch einmal handgreiflich oder zeigte demonstrativ den Mittelfinger. Der Bad Boy des so auf Etikette bedachten Snooker-Sports wurde er genannt.

Mit dem Alter wurde Ronnie O’Sullivan ruhiger und agierte am Snooker-Tisch weniger impulsiv. Das erklärt auch, warum der Künstler mit dem Queue in den vergangenen vier Jahren seine größten Erfolge eingefahren hat und alle wichtigen Trophäen des Snookersports gewonnen hat.

Er fühle sich „erleichtert und müde“, sagte Ronnie O’Sullivan noch, bevor er das Crucible Theatre verließ. Den Queue wird der siebenfache Weltmeister vorerst einmal nicht mehr in die Hand nehmen. „Ich brauche jetzt eine Pause.“

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