Mit dem Slalom der Damen in Zagreb fällt heute (12.30/16 Uhr) der Startschuss zu intensiven Weltcup-Wochen, die den Rennläufern, aber auch den Skifans einiges abverlangen werden. 26 Rennen, je 13 bei Damen und Herren, sind allein im Jänner geplant. Vor allem auf die Slalomläufer wartet ein dichtes Programm mit gleich sieben Bewerben innerhalb von nur 25 Tagen.
Eines ist unbestritten: Österreichs Skiläufer haben in der Vergangenheit zu diesem Zeitpunkt der Saison schon einmal eine längere Erfolgsspur im Schnee hinterlassen. Erst im 23. Rennen durfte der ÖSV durch Matthias Mayer (Abfahrt in Bormio) den schon so sehnsüchtig erwarteten ersten Saisonsieg feiern – eine so lange Durststrecke hatte es für den Skiverband zuletzt vor mehr als drei Jahrzehnten gegeben.
Trendwende
Wie wichtig Mayers Triumph in der Abfahrt von Bormio für das gesamte Skiteam war, konnte man am ausgelassenen Jubel der Österreicher erkennen. „Das tut der gesamten Mannschaft gut“, sagt Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher und hofft: „Das kann für uns jetzt ein richtig guter Jänner werden.“
Das erste Rennen im Jahr 2021 ist auch ein willkommener Anlass, um ein erstes Zwischenfazit zu ziehen. Wer fiel positiv auf, wer fiel ab, wo hat das ÖSV-Skiteam noch Nachholbedarf?
Positiv: Katharina Liensberger
Die Vorarlbergerin ist im Slalom inzwischen auf Augenhöhe mit den Topstars Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin. Und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die 23-Jährige den ersten Weltcupsieg bejubeln darf. Im Slalom zeigte Liensberger mit den Rängen 3, 3, 2 auf, addiert man ihre Zeiten zusammen, dann ist sie sogar die schnellste Slalomläuferin.
Der extrovertierte Mann aus dem Pillerseetal ist ein Segen für den Weltcup, weil er sein Herz auf der Zunge trägt und seinen Emotionen freien Lauf lässt. Nach den vielen körperlichen Problemen ist Feller eindrucksvoll ins Rampenlicht zurückgekehrt. Die Plätze 2 und 4 in den Slaloms von Alta Badia und Madonna stimmen zuversichtlich, dass dem 28-jährigen Tiroler endlich einmal der erste Sieg im Weltcup gelingt.
Positiv: Die Slalom-Damen
Es ist noch gar nicht lange her, da galt der Slalom als Problemdisziplin des Damen-Teams. In der Saison 2016/’17 waren im Slalomweltcup nur zwei ÖSV-Läuferinnen in den Top 25 zu finden. Inzwischen stellt Österreich das stärkste Slalomteam der Welt, keine andere Mannschaft hat in dieser Disziplin mehr Punkte gesammelt. „Im Slalom sind wir auf einem guten Weg“, sagt Chefcoach Christian Mitter.
Negativ: Die Speed-Damen
Noch vor zwei Jahren gaben die Österreicherinnen das Tempo vor und fuhren im Abfahrtsweltcup einen Dreifachsieg ein. In diesem Winter nahmen die ÖSV-Speedspezialistinnen noch nicht Fahrt auf und warten auf den ersten Podestplatz. Gut möglich, dass das Formtief auch mit dem Coronavirus zusammenhängt, das im Abfahrtsteam wild gewütet hat.
Negativ: Das Verletzungspech
Es ist leider schon traurige Tradition, dass jeden Winter einige Läufer im Krankenhaus landen. Diesmal erwischte es mit Nicole Schmidhofer und Bernadette Schild zwei erfahrene Läuferinnen, die beide zum zweiten Mal in ihrer Karriere eine schwere Knieverletzung erlitten. „Uns fehlen mit ihnen zwei Teamleaderinnen“, sagt Mitter.
Österreichs Herren und der Riesentorlauf – das ist ein leidiges Thema, seit Seriensieger Marcel Hirscher die Karriere beendet hat und nicht mehr die allgemeinen Schwächen kaschiert. Aktuell ist es schon ein Erfolg, wenn es ein Österreicher in der Basisdisziplin in die Top Ten schafft.
Negativ: Die Routiniers
Man muss vor Hannes Reichelt den Hut ziehen, dass er in seinem Alter nach einem Kreuzbandriss noch einmal in den Weltcup zurückgekehrt ist. Zugleich ist dem 40-Jährigen aber deutlich anzumerken, wie schwer es ihm fällt, nach dieser Verletzung ans Limit zu gehen.
Auch Eva-Maria Brem tut sich blutig schwer, wieder an ihre Form früherer Tage anzuschließen. Die Tirolerin, die 2015/’16 die kleine Kristallkugel im Riesentorlauf holte, plagt sich mittlerweile in ihrer Paradedisziplin. Im Jahr 2020 kam Brem in fünf Riesentorläufen vier Mal nicht in die Wertung, ein 28. Platz ist das Highlight der 32-Jährigen.
Negativ: Der Nationencup
In seinem letzten Jahr als Präsident gab Peter Schröcksnadel den Nationencup als Ziel aus. Aktuell liegt Österreich allerdings bereits 584 Punkte hinter dem Erzrivalen Schweiz.
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