WM-Kombination an Pinturault, Silber und Bronze an Schwarz und Haaser
Zweiter Renntag bei der alpinen Ski-WM in Courchevel und Méribel, zweite und dritte Medaille für den ÖSV: Nach Bronze durch Ricarda Haaser in der Frauen-Kombination war es am Dienstag an Titelverteidiger Marco Schwarz und Haasers Bruder Raphael, für Zuwachs zu sorgen. Als Zweiter des Super-G hatte sich der Kärntner eine exzellente Ausgangsbasis erarbeitet, nur sechs Hundertstelsekunden trennten den Kärntner vom Halbzeitführenden Alexis Pinturault.
Auf dem sehr engen Slalom-Kurs mit steilem Starthang lag Schwarz bis zu den letzten Toren voran, doch dann musste der Titelverteidiger die Skier querstellen, um überhaupt noch im Lauf zu bleiben – und landete am Ende eine Zehntelsekunde hinter Pinturault.
„Ich hab' die Chance auf Gold liegen lassen, aber ich freu mich für Alexis, ich glaub', wenn man daheim Weltmeister wird, ist das eine coole G'schicht', und Silber macht mich auch sehr happy. Es ist brutal zur Sache gegangen, es waren viele Kombinationen hintereinander, und dann hab' ich ein bissl die Orientierung verloren", gestand der Kärntner nach seiner dritten Kombi-Medaille in Serie, nun ist der Medaillensatz (2019 gab es Bronze) komplett.
Es war zu hören, welche Last dem Hotelierssohn aus Courchevel von den Schultern fiel, als Marco Schwarz die Lichtschranke ausgelöst hatte: „Yes!!!“
Heimjubel
Für den in dieser Saison so leidgeprüften Kombi-Olympiasieger von 2019 war es eine Erlösung. Denn seit seinem Gesamtweltcupsieg 2021 hat der 31-Jährige keinen einzigen Erfolg mehr geschafft, zuletzt hatte Alexis Pinturault alles seiner Heim-WM untergeordnet. Und anders als so oft in diesem Winter hielt das labile Nervenkostüm dem Druck stand. „Ein perfekter Tag. Eine super Leistung im Super-G, eine gute Leistung auch im Slalom, und dieser Slalom heute war sehr anstrengend mit vielen Kurven und einer sehr speziellen Setzung am Ende.“
Marco Schwarz aus Radenthein freute sich unterdessen über seine sechste WM-Medaille, es ist seine zweite in Silber nach jener im Teambewerb von Åre 2019. Im vergangenen Winter war der 27-Jährige nach einer Knöchelverletzung in der Saisonvorbereitung gar nicht und in diesem Winter erst spät auf Touren gekommen.
Tiroler Jubel
Und weil geteilte Freude bekanntlich die schönste ist, stieg mit Raphael Haaser gleich noch ein Österreicher aufs Podest: Der Tiroler hatte den Super-G als Dritter beendet, nun zeigte der 25-Jährige, der beim Slalom in Kitzbühel noch als Vorläufer unterwegs war, was alles in ihm steckt. Gerade einmal drei Zehntelsekunden verlor er auf Alexis Pinturault im Slalom, 0,26 Sekunden auf Marco Schwarz, das war die sechstbeste Laufzeit. „Ihn hab' ich ich gut auf der Rechnung gehabt, ich hab' ihn ja in den letzten Wochen schon Slalom trainieren sehen und auch heute beim Einfahren hat er mir schon sehr gut gefallen", lobte Schwarz.
„Mega, ich freu’ mich riesig. Und natürlich auch mit der Geschichte mit meiner Schwester gestern, das macht es noch schöner. Ein super Tag“, sagte Raphael Haaser, nachdem er die 305. WM-Medaille für den ÖSV geholt hatte. „Es war ein sehr sauberer Slalomlauf, es hat sehr gut funktioniert. Hätte ich sinnlos riskiert, wäre ich vielleicht mit leeren Händen dagestanden. Und mit einem Teamkollegen auf dem Podest zu stehen, ist sensationell.“
Die Haasers sind nun das erste Geschwisterpaar seit den Kostelics, die bei der gleichen WM Medaillen holen - die Kroaten waren 2003 in St. Moritz erfolgreich. Kleiner Unterschied: Janica gewann Slalom und Kombination und Ivica den Slalom.
Kriechmayr setzt Prioritäten
Vincent Kriechmayr verzichtete nach Platz 4 im Super-G (+0,58) auf einen Tanz durch den Stangenwald. „Ich bin nicht gut skigefahren und hab’ überhaupt keinen Zug auf die Skier gebracht, es war nicht der Lauf, den ich mir erwartet hatte“, sagte der oberösterreichische Abfahrts- und Super-G-Weltmeister von Cortina d'Ampezzo, der sich nun auf den Spezial-Super-G am Donnerstag vorbereitet.
Marco Odermatt verpasste im Super-G das drittletzte Tor, damit erübrigte sich die Frage, ob der Schweizer Überflieger noch den Slalom bestreiten würde oder nicht. „Es war kein einfaches Rennen, aber ich konnte viele Informationen sammeln“, sagte der überlegen Gesamtweltcupführende, der nach seiner Meniskusquetschung in der ersten Kitzbühel-Abfahrt noch auf sich aufpassen muss.
Die Unserie des Olympiasiegers
Nicht nach Wunsch verlief der Super-G für Johannes Strolz: Der Kombi-Olympiasieger von Peking prolongierte seinen Negativlauf in diesem Winter. Der Vorarlberger war im Super-G zu einer Spitzenzeit unterwegs, ehe ihm ein grober Schnitzer widerfuhr. Er verpasste die Top 20 deutlich, auf Pinturault fehlen Strolz 2,48 Sekunden.
„Im Endeffekt ist es eine Kopfsache. Im Training fahr' ich gut, sei es Slalom, sei es Super-G. Es ist schwierig. Die Ausgangsposition ist furchtbar, muss man sagen, wenn man ehrlich ist. Aber ich werde weiterkämpfen, es ist eh immer dasselbe.“ Im Slalom schied Strolz nach elf Toren aus. „Da bin ich mir selber auf die Skier gestiegen, es passt es bizle zur bisherigen Saison."
Und auch der Steirer Stefan Babinsky, im Super-G noch Achter, schaffte es im zweiten Teil der Prüfung nicht ins Ziel. „Es war ein Kampf, ich hab' probiert, alles reinzuhauen, hab' dann aber leider eingefädelt. Das kann passieren."
Ausgeschieden im Super-G: Miha Hrobat (SLO), Adrian Smiseth Sejersted (NOR)
Ausgeschieden im Slalom: Stefan Babinsky (AUT), Johannes Strolz (AUT), Nejc Naralocnik (SLO), Elian Lehto (FIN), Giovanni Borsotti (ITA), Luke Winters (USA), Jeffrey Read (CAN), Justin Murisier (SUI), Jan Zabystran (CZE)
Nicht angetreten im Slalom: Vincent Kriechmayr (AUT), Aleksander Aamodt Kilde (NOR)
Disqualifiziert im Super-G: Marco Odermatt (SUI), Mattia Casse (ITA), Dominik Paris (ITA)
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