In den letzten vier Slalomrennen sah Strolz nie das Ziel, bei acht Saisonstarts kam er nur zweimal in die Wertung (12., 16.) – der Doppelolympiasieger erfüllt gerade sämtliche Attribute eines Sorgenkindes.
Man merkt Strolz auch deutlich an, wie sehr dieser sportliche Unlauf an ihm nagt und in ihm arbeitet. Als Slalomläufer ist der 30-Jährige zwar Kummer gewohnt – er wahrscheinlich sogar noch mehr als die meisten seiner Kollegen. Aber die Einfädler und Ausrutscher der vergangenen Wochen haben Johannes Strolz richtig ins Grübeln gebracht. "Andere Slalomläufer wie Manuel Feller oder Michi Matt hatten auch einmal Ausfallserien. Aber dass es so heftig passiert, da fällt mir außer mir kein anderer ein."
Johannes Strolz flüchtet sich weder in Zweckoptimismus, noch versucht er, gute Miene zum bösen Slalomspiel zu machen. "Ich will auch nicht den lässigen Hund spielen, der sagt, dass für ihn das alles kein Problem ist", erklärte der Vorarlberger vor seinem Einsatz in Courchevel. Zumal ihn in diesem Winter ja nicht nur die ausbleibenden sportlichen Erfolge belasten.
Strolz plagt außerdem ein schlechtes Gewissen. Er fühlt sich den Menschen verpflichtet, die er an seiner Seite hat und die es so gut mit ihm meinen: Sein Servicemann zum Beispiel, der von seiner Skifirma extra für ihn abgestellt wurde, nachdem er bei seinen zwei Olympiasiegen in Peking die Skier noch selbst präpariert hatte – und der anteilig an den Preisgeldern beteiligt ist, die Strolz einfährt. Das waren in diesem Winter bislang 2.900 Euro.
Es machte Strolz persönlich auch zu schaffen, dass er seinen neuen Helmsponsor in seinen Augen noch nicht würdig und prominent genug vertreten konnte. Der 30-Jährige wurde zwar oft vor die Kameras gebeten, aber meist musste er dann erklären, warum er wieder einmal nicht ins Ziel gekommen ist und wieso es für ihn so überhaupt nicht laufen will. "Langsam ist es mühselig, dass ich immer bei den Interviews sagen muss, dass eigentlich eh alles passt", meint Strolz.
Das Kopf-Kino ist freilich voll in Fahrt. Vielleicht macht sich Johannes Strolz im Moment auch einfach zu viele Gedanken. "Die kommen daher, das muss ich akzeptieren. Es gibt keinen Menschen, der das Hirn ausschalten kann."
Zu all dem Kopfzerbrechen kommt noch eine Frage: Warum gerät ausgerechnet Johannes Strolz häufig in solche Situationen? "Das ärgert mich. Man möchte meinen, es ist irgendwann einmal fertig und man hat seine Lehren gezogen. Leider kenne ich solche Situationen aus meiner Karriere nur zu gut."
Hoffnung für die Ski-WM in Frankreich macht ihm – wieder einmal – die Vergangenheit. "Ich war in der letzten Saison auch im Niemandsland, und dann habe ich gewonnen und alles ist leicht von der Hand gegangen", erzählt Johannes Strolz und dabei huscht ein Lächeln über die Lippen.
Wie meinte er doch gleich? "Wurscht, wie aussichtslos die Lage war, ich habe es in meiner Karriere eigentlich noch immer hingekriegt."
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