Daneben verkommt die Ski-WM für Reich und Schön zur unwichtigsten Nebensache der Welt. Viele der kaufkräftigen Pisten-Touristen dürften erst gar nicht mitbekommen haben, dass in Courchevel und Méribel gerade der sportliche Höhepunkt des Ski-Winters steigt.
Wie sollten sie auch. Wer sich jetzt nicht unbedingt zu den alpinen Anhängern zählen kann, der käme bei der Anreise nach Courchevel und Méribel niemals auf den Gedanken, dass hier die WM stattfindet.
Man muss schon sehr genau hinschauen, um die postkartengroßen Plakate am Straßenrand auszumachen, mit denen für die WM Werbung gemacht wird. Die Videoleinwand auf dem steilen und kurvenreichen Weg hoch Richtung Zielstadion ist hingegen nicht zu übersehen: 19. Juli, Tour de France ist da in großen Lettern zu lesen. Schon jetzt freut man sich in Courchevel darauf, im Sommer Zielort der Frankreich-Radrundfahrt zu sein.
Was ist schon eine Weltmeisterschaft im Skifahren gegen eine Etappe des berühmtesten Radrennens der Welt?
Dabei gäbe es durchaus Anlass für einen Hauch französische Vorfreude. Muss ja jetzt nicht gleich in Hysterie und Ekstase ausarten, wie man es aus den guten, alten und erfolgreichen Ski-Zeiten aus Österreich kennt, aber mit Alexis Pinturault kommt immerhin ein echter Star direkt aus Courchevel. Und Landsmann Clément Noël ist als amtierender Slalom-Olympiasieger und aktueller Nightrace-Gewinner von Schladming auch kein Unbekannter im Skizirkus.
Dass die Franzosen mit dieser Heim-WM nicht wirklich warm werden, zeigt sich auch auf der großen Sponsorenwand im Zielgelände. Die sechs wichtigsten Geldgeber dieser Titelkämpfe sind da formatfüllend mit ihren Firmenlogos aufgeführt. Zwei Sponsoren haben ihren Sitz in Deutschland, dazu kommen je ein Unternehmen aus Italien, Polen, der Schweiz und aus Österreich. Große französische Firmen, die diese Bühne namens Ski-WM für sich nutzen wollen, sucht man vergebens.
Immerhin in den Zeitungen findet die WM würdig statt. Le Dauphiné widmete am Wochenende dem Ski-Highlight vor der Haustür eine mehrseitige Sonderbeilage. Dabei machten sich die Journalisten auch auf die Spur der Favoriten für die WM und präsentierten jene Läufer, die das Zeug zum Superstar der Titelkämpfe haben.
Bei den sechs aufgelisteten Frauen und Männern war kein einziger Österreicher dabei.
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